Erstmals nach der Pandemie wieder zurückgekehrt auf den traditionellen Platz im (diesmal sehr winterlichen) Januar erschien alles etwas eingedampft. Weniger Aussteller auf weniger Fläche, weniger Glamour und Catering – und deutlich weniger Gäste. Und dennoch war die Stimmung in den Hallen überraschend gut.
Und so entwickelte sich eine besondere Messeausgabe auf der Suche nach Orientierung in einer sich verändernden Welt – und dem eigenen Ich. Die Aussteller im Highend-/Designbereich stammten in diesem Jahr fast ausschließlich aus Deutschland und den Niederlanden. Die italienischen Luxuslabels verweigerten die Reise nach Köln jedoch. Dadurch büßte die imm international an Stellenwert ein. Doch gleichzeitig öffnete sich Raum für kleinere, weniger bekannte Brands in den drei relevanteren Hallen.
Neue Formate auf der imm cologne
So gab es spannende Beispiele, wie sich Hersteller und Marken verbinden. In der gläsernen Design Post vis-a-vis der Messehallen gestalteten Nina und David von Studio Niruk für die Agentur „welcome design“ einen viel beachteten Space unter dem Titel „SCHNEE“. Die Idee: Agenturkunden und weitere Designfriends zu vereinen, um eine eigene Welt zu schaffen – und ein neues Ausstellungsformat.
Dafür wurden Objekte von 14 Marken von Studio Niruk künstlerisch inszeniert: Ege Carpets, Gabriel A/S, Gira, Kober Porzellan, Koeber Landschaftsarchitektur, Leolux, NOMAD, Olivari, Pode, raasch, Richard Lampert, VARIO und Wood & Washi. Besonders bemerkenswert waren das Lichtspiel, das durch die raffinierten Beschattungssysteme von Wood & Washi entstand – und das Gras (1400 Pflanzen!), das die Landschaftsarchitekten von Koeber vor Ort selbst dem Konzept implantierten. Passend zu Inszenierung und Titel der Ausstellung tanzten bei der Eröffnung am Sonntagnachmittag dicke Schneeflocken vor den Scheiben der Design Post.
Zu Besuch bei MBSY
Tags darauf lud MBSY in das eigene Harbour Quarter ein. Dieses dient als Showroom, Workspace und Creative Warehouse der jungen Vertriebsagentur von Markus Schiffer und liegt 2,5 Kilometer nördlich der Messe. MBSY versteht sich als Markenbotschafter und verschafft kleineren, internationalen Brands eine Bühne. Vornehmlich in Deutschland und Österreich, so auch an diesem Morgen. Die Gründer von „From Lighting“ aus Padua und „Massproductions“ aus Stockholm kamen in den Breakfast Club. Dort sprachen sie über ihre Leidenschaft für Design und Ausdauer. Außerdem sprachen sie über Hürden, die das Geschäft mit sich bringt. Spannend.
Weiße Flocken in den Messehallen
Für Pode war die Integration bei „SCHNEE“ nicht das einzige Zusammenspiel, wie sich zeigte. Der Designhersteller, der zur niederländischen Leolux Furniture Group gehört, trat erstmals bei der imm gemeinsam mit acht weiteren niederländischen Marken in einem Kollektiv auf. Sie schufen eine gemeinsame Ausstellungsfläche, die durch gewebte Wände auffiel, „Woven in Design“.
Der ostwestfälische Polstermöbelhersteller COR dagegen blickt auf 70 Jahre Geschichte zurück und macht aus seiner Herkunft keinen Hehl, ganz im Gegenteil: Spielt COR doch seine Expertise für Stoffe und Bezüge auf einem unerwarteten Terrain aus. Bei der ersten Zusammenarbeit mit Designer Lukas Heintschel sorgte Beistelltisch ECHO für ein ebensolches. Die Tischplatte besteht aus unterlackiertem Glas oder einem Parasolspiegel, während der zylindrische Fuß mit Stoff oder Leder bezogen ist. Ein spannendes Spiel der Formen und Materialien. Das gilt übrigens auch für Esstisch IPA, der mit gepolsterten und bezogenen Wangen aufwartet.
Auffällig bei der imm cologne:
Viele Hersteller konzentrierten sich bei der imm auf ihr Kerngeschäft, statt auf unkonventionelle Neuheiten zu setzen. Vielleicht auch ein Ausdruck dessen, dass sich die Branche derzeit etwas zurückhält und selbst sortiert. Denn nach den umsatzstarken Coronajahren hat sich hier wieder mehr Normalität breit gemacht.
Die Trends im Interiordesign sind nicht eindeutig. Sie lassen Spielraum für den eigenen Geschmack und das eigene Empfinden. Und so dominieren 2024 auch weiterhin Themen wie Kreislaufmöbel und Nachhaltigkeit durch die Verwendung natürlicher Materialien, passen dazu Erdtöne. Gedeckte Farben bestimmen die Kollektionen vieler Hersteller. Daneben positionieren sich aber Sessel und Sofas in knalligem Gelb oder Rot als lebendige Eyecatcher für die eigenen vier Wänden. Es spielt also (farblich) zusammen, was gefällt.
Und wie geht es weiter mit der Interiormesse?
Angetreten mit dem neuem Leitthema „Connecting Communities“ setzte die imm verstärkt auf Kommunikation und Vernetzung. Mit „The Circles“ wurden kreisrunde Eventflächen für den Austausch geschaffen. Richtungsweisend für die Zukunft. Vorträge, Impulse, Talkrunden boten ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit interessanten Einblicken. 2025 soll es so weitergehen. Wieder im Januar. Vielleicht aber ohne Schnee und Bouclé.