Ein Ausstellungsstück auf der imm cologne Messe 2024
08.02.2024    Stefan Westendorp
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Erstmals nach der Pandemie wieder zurückgekehrt auf den traditionellen Platz im (diesmal sehr winterlichen) Januar erschien alles etwas eingedampft. Weniger Aussteller auf weniger Fläche, weniger Glamour und Catering – und deutlich weniger Gäste. Und dennoch war die Stimmung in den Hallen überraschend gut.

Und so entwickelte sich eine besondere Messeausgabe auf der Suche nach Orientierung in einer sich verändernden Welt – und dem eigenen Ich. Die Aussteller im Highend-/Designbereich stammten in diesem Jahr fast ausschließlich aus Deutschland und den Niederlanden. Die italienischen Luxuslabels verweigerten die Reise nach Köln jedoch. Dadurch büßte die imm international an Stellenwert ein. Doch gleichzeitig öffnete sich Raum für kleinere, weniger bekannte Brands in den drei relevanteren Hallen.

Neue Formate auf der imm cologne

So gab es spannende Beispiele, wie sich Hersteller und Marken verbinden. In der gläsernen Design Post vis-a-vis der Messehallen gestalteten Nina und David von Studio Niruk für die Agentur „welcome design“ einen viel beachteten Space unter dem Titel „SCHNEE“. Die Idee: Agenturkunden und weitere Designfriends zu vereinen, um eine eigene Welt zu schaffen – und ein neues Ausstellungsformat.

Dafür wurden Objekte von 14 Marken von Studio Niruk künstlerisch inszeniert: Ege Carpets, Gabriel A/S, Gira, Kober Porzellan, Koeber Landschaftsarchitektur, Leolux, NOMAD, Olivari, Pode, raasch, Richard Lampert, VARIO und Wood & Washi. Besonders bemerkenswert waren das Lichtspiel, das durch die raffinierten Beschattungssysteme von Wood & Washi entstand – und das Gras (1400 Pflanzen!), das die Landschaftsarchitekten von Koeber vor Ort selbst dem Konzept implantierten. Passend zu Inszenierung und Titel der Ausstellung tanzten bei der Eröffnung am Sonntagnachmittag dicke Schneeflocken vor den Scheiben der Design Post.

Zu Besuch bei MBSY

Tags darauf lud MBSY in das eigene Harbour Quarter ein. Dieses dient als Showroom, Workspace und Creative Warehouse der jungen Vertriebsagentur von Markus Schiffer und liegt 2,5 Kilometer nördlich der Messe. MBSY versteht sich als Markenbotschafter und verschafft kleineren, internationalen Brands eine Bühne. Vornehmlich in Deutschland und Österreich, so auch an diesem Morgen. Die Gründer von „From Lighting“ aus Padua und „Massproductions“ aus Stockholm kamen in den Breakfast Club. Dort sprachen sie über ihre Leidenschaft für Design und Ausdauer. Außerdem sprachen sie über Hürden, die das Geschäft mit sich bringt. Spannend.

Weiße Flocken in den Messehallen

Für Pode war die Integration bei „SCHNEE“ nicht das einzige Zusammenspiel, wie sich zeigte. Der Designhersteller, der zur niederländischen Leolux Furniture Group gehört, trat erstmals bei der imm gemeinsam mit acht weiteren niederländischen Marken in einem Kollektiv auf. Sie schufen eine gemeinsame Ausstellungsfläche, die durch gewebte Wände auffiel, „Woven in Design“.

Pode verschaffte der Kölner Designerin Meike Harde ein Heimspiel. Sie trat auf der imm mit dem Sessel Balini und dem Hocker Banzi variantenreich an. Und Leolux spendiert Sessel-Ikone Pallone den derzeit und auch weiterhin wohl angesagtesten Stoff: Bouclé als Sitzfläche – in seiner 2024er Ausführung „Soft Seasons“. Mit Pode, Leolux und als Teil der SCHNEE-Ausstellung zeigte sich das Familienunternehmen, das 2024 sein 90-jähriges Jubiläum feiert, also omnipräsent am Rhein (siehe auch drei Fragen an).

Expertise für Stoffe und Bezüge

Der ostwestfälische Polstermöbelhersteller COR dagegen blickt auf 70 Jahre Geschichte zurück und macht aus seiner Herkunft keinen Hehl, ganz im Gegenteil: Spielt COR doch seine Expertise für Stoffe und Bezüge auf einem unerwarteten Terrain aus. Bei der ersten Zusammenarbeit mit Designer Lukas Heintschel sorgte Beistelltisch ECHO für ein ebensolches. Die Tischplatte besteht aus unterlackiertem Glas oder einem Parasolspiegel, während der zylindrische Fuß mit Stoff oder Leder bezogen ist. Ein spannendes Spiel der Formen und Materialien. Das gilt übrigens auch für Esstisch IPA, der mit gepolsterten und bezogenen Wangen aufwartet.

Auffällig bei der imm cologne:

Viele Hersteller konzentrierten sich bei der imm auf ihr Kerngeschäft, statt auf unkonventionelle Neuheiten zu setzen. Vielleicht auch ein Ausdruck dessen, dass sich die Branche derzeit etwas zurückhält und selbst sortiert. Denn nach den umsatzstarken Coronajahren hat sich hier wieder mehr Normalität breit gemacht.

Die Trends im Interiordesign sind nicht eindeutig. Sie lassen Spielraum für den eigenen Geschmack und das eigene Empfinden. Und so dominieren 2024 auch weiterhin Themen wie Kreislaufmöbel und Nachhaltigkeit durch die Verwendung natürlicher Materialien, passen dazu Erdtöne. Gedeckte Farben bestimmen die Kollektionen vieler Hersteller. Daneben positionieren sich aber Sessel und Sofas in knalligem Gelb oder Rot als lebendige Eyecatcher für die eigenen vier Wänden. Es spielt also (farblich) zusammen, was gefällt.

Und wie geht es weiter mit der Interiormesse?

Angetreten mit dem neuem Leitthema „Connecting Communities“ setzte die imm verstärkt auf Kommunikation und Vernetzung. Mit „The Circles“ wurden kreisrunde Eventflächen für den Austausch geschaffen. Richtungsweisend für die Zukunft. Vorträge, Impulse, Talkrunden boten ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit interessanten Einblicken. 2025 soll es so weitergehen. Wieder im Januar. Vielleicht aber ohne Schnee und Bouclé.

Credit: PodeSofa Tweak (Design: Roderick Vos), Salontische Flowy (Design: Yonoh) und Mesh (Design: Raw Color) sowie Teppich Warp (Design: Claire Vos)
Credit: COR, Joachim GrothusDen gepolsterten Beistelltisch von COR gibt es in verschiedenen Größen. Er hört auf den Namen Echo (Design: Lukas Heintschel)
Credit: Leolux Furniture GroupHans Filippini, CCO der Leolux Furniture Group
Credit: Leolux Furniture GroupMit „Pallone Soft Seasons“ präsentierte Leolux seine Designikone zur Kölner Möbelmesse 2024 erstmals mit Sitz aus Stoffbezug statt mit Leder
Credit: Studio Niruk ImagesSysteme „Flow“ und „Panel“ von Wood & Washi, niederländischer Premiumhersteller für Sicht- und Blendschutz
Credit: Studio Niruk ImagesAusstellung „SCHNEE by Studio Niruk“ zeigte im Rahmen der imm cologne 2024 in der Design Post Köln Möbel-Solitäre und Interior-Objekte voller Geschichten

Drei Fragen an Hans Filippini, CCO, Leolux Furniture Group

DUP UNTERNEHMER: Wie haben Sie die imm cologne 2024 wahrgenommen?

Hans Filippini: Obwohl die imm 2024 kleiner war als in den Vorjahren, haben wir uns für eine großzügige Präsentation entschieden – mit neuen Produkten und einem Messestand so groß, wie in den Jahren vor der Pandemie. Das erforderte Mut, denn die letzte „richtige“ imm lag Jahre zurück, und die Signale auf dem Markt waren nicht eindeutig. Für unseren Mut wurden wir belohnt:

Sowohl für Leolux als auch für Pode (beide Marken sind Teil der Leolux Furniture Group) war die Kölner Möbelmesse sehr erfolgreich. Leolux präsentierte das neue Sofaprogramm Loya aus der Feder unserer Art Directors Studio Truly Truly in Halle 4.2. Sie zeichneten auch für das Design des Messestands mit dem Leitmotiv „soft mass“ – große Volumen und absolute Softness – verantwortlich. Der Stand war sehr gut besucht.

Pode war Teil eines niederländischen Kollektivs mit neun Design Brands in Halle 3.2: Hier standen das Sofa Tweak (Roderick Vos) und der neue Sessel Balini (Meike Harde) im Mittelpunkt. Und auch hier waren die Besucher optimistisch und die von uns vorgestellten neuen Produkte wurden sehr gut angenommen.

Wo steht die Branche und speziell die Leolux Furniture Group heute?

Filippini: Die letzten Jahre waren für die ganze Möbelbranche schwierig: steigende Preise, Lieferprobleme, unter anderem durch den Krieg in der Ukraine und die Folgen der Corona-Pandemie. Inzwischen scheint sich der Markt etwas stabilisiert zu haben und wir sind vorsichtig optimistisch. Mit Marken für den Verbrauchermarkt (Leolux und Pode) und den Projektmarkt (Leolux LX) können wir verschiedenen Zielgruppen im höheren Designsegment facettenreiche und besondere Lösungen bieten.

Alle Produkte werden nur auf Bestellung gefertigt, was jedem Designliebhaber die Möglichkeit gibt, eine ganz persönliche Wahl zu treffen; in jeder Farbe und mit jedem Bezugsmaterial. Mit einem Team von rund 350 Mitarbeitern in Europa und kontinuierlichen Investitionen in Gebäude und modernste Technologie, ist das Unternehmen für ein nachhaltiges und internationales Wachstum bestens gerüstet.

Welche Trends sehen Sie für das Jahr 2024?

Filippini: Für uns liegt die Steigerung zu noch hochwertigerem Design aktuell im Trend – mit außergewöhnlichen und besonders schönen Materialien, aber auch die Themen Softness und individueller Komfort sind gefragt. Bouclé-Stoffe und schöne Lederqualitäten stehen hoch im Kurs.

Neben großzügigen Sofalandschaften sind auch freistehende Elemente sehr gefragt. So sehen wir im Verkauf einen bemerkenswerten Anstieg von Diwanen und freistehenden Chaiselongues. Auch die Designikonen aus der Leolux-Kollektion bleiben beliebt, aber natürlich sorgen wir für eine zeitgemäße Präsentation. Unseren Sessel Pallone zum Beispiel, der seit 35 Jahren in der Kollektion ist, präsentieren wir in einem neuen, modernen Look: mit speziell entworfenen neuen Füßen und dem Sitz aus einem kuscheligen Bouclé-Stoff.

08.02.2024    Stefan Westendorp
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