Eine Roboterhand hält eine Pinzette und eine Schale.
06.12.2023    Jenny Kunz
  • Drucken

Gut 40.000 Einträge umfasst der TÜV-Mängelkatalog. 40.000 Gründe, den aktuellen Prüfgang zu unterbrechen, um nachzuschlagen, zu erfassen, zu dokumentieren. Dabei ist allgemein bekannt, dass ein gewisser Flow einen Arbeitsvorgang schneller und gründlicher macht – und Unterbrechungen daher vermieden werden sollten. Dennoch ist eine transparente und einheitliche Dokumentation wichtig, damit sowohl die Kundschaft als auch Kolleginnen und Kollegen das Prüfergebnis nachvollziehen und entsprechend handeln können. TÜV Nord hat dafür gemeinsam mit dem KI-Start-up voize sowie einer internen Pilotgruppe ein individuelles, reaktives und sprachgesteuertes Tool entwickelt.

Perfektes Zusammenspiel von Mensch und KI

Per Touch aufs Smartphone, per Aktivierungswort oder kleinem am Reißverschluss befestigten Knopf wird die Dokumentations-App gestartet. Die Ursprungsidee war, so die Erfassung von Mängeln zu erleichtern. Die Spracheingabe „linker Scheibenwischer defekt“ wird  nicht nur erfasst, sondern semantisch auch einer der 40.000 Katalogoptionen zugeordnet. Zudem werden  bis zu fünf weitere mögliche Ursachen aufgezeigt, die die Prüferin oder der Prüfer dann, basierend auf ihrer menschlichen Expertise, abwägen können. Die Trefferwahrscheinlichkeit liegt bei 95 Prozent. „Uns war klar, wenn wir das System wirklich robust und alltagstauglich gestalten wollen, müssen wir eine echte Interaktion ermöglichen, damit wir die Schnelligkeit der KI und die Erfahrung unserer Mitarbeitenden bestmöglich vereinen können“, so Hartmut Abeln, Vorsitzender der Geschäftsführung TÜV Nord Mobilität. 

Ein Digitaler Arbeitskollege bei TÜV-Prüfungen

Ursprünglich entwickelten die Gründer voize für die Dokumentation in der Pflege entwickelt – was natürlich nicht einfach so auf TÜV-Prüfungen zu übertragen ist. „Aber wir wussten, dass der Fokus auf einer individuellen Spracherfassung inklusive entsprechender Rückmeldungen lag“, so Abeln. Das Start-up voize sei hier nicht nur technologisch aufgefallen, sondern auch in dem hohen Anspruch daran, die Bedürfnisse der TÜV-Mitarbeitenden wirklich zu verstehen und spezielle Lösungen zu finden.

Seit Sommer 2021 wurde entwickelt, getestet, überarbeitet. Eine Gruppe von Pilotnutzerinnen und -nutzern gab einmal die Woche in einer Extrasprechstunde Feedback. Zum Beispiel zum Thema Reifen. Bei jeder Inspektion muss der Prüfer oder die Prüferin deren Größe erfassen. Dank voize geht das jetzt nicht nur schneller, sondern die KI geht noch einen Schritt weiter und gleicht ab, ob der Reifen für das entsprechende Fahrzeug zugelassen ist, und sie gibt Rückmeldung. „Gut 90 Prozent der TÜV-spezifischen Features sind so direkt aus dem Feedback der Pilotgruppe entstanden“, sagt Abeln mit einem gewissen Stolz.

Das KI-Tool ist ein freiwilliges Angebot und steht allen Standorten, mobilen Prüferinnen und Prüfern sowie Partnerwerkstätten zur Verfügung. Ziel ist, dass zeitnah mindestens jede zweite TÜV-Prüfung mit voize dokumentiert wird – und sich darauf aufbauend die Vorteile weiter herumsprechen.  

06.12.2023    Jenny Kunz
  • Drucken
Zur Startseite