Stilwerk Hamburg
18.04.2023
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Jede einzelne Fliese hat der Restaurator herausgelöst, die Klebereste des alten Teppichs, der das antike Muster zuvor verdeckte, per Hand entfernt, und die Fliese wurde dann wieder Teil des Bodens. Das berichtet Francine Schröter, Direktorin des Stilwerk-Hotels „Heimhude“ im Hamburger Stadtteil Rotherbaum. Die stundenlange Arbeit auf Knien hat einen kleinen Schatz hervorgebracht. Der Boden in der Loggia der Wohnküche verleiht dem in Graublau und Senfgelb gehaltenen Raum den letzten Schliff.

Auch alte Möbel, die bei der Übernahme des Hotels im Jahr 2020 von der vorherigen Besitzerin übergeben worden waren, wurden aufbereitet und sind nun inmitten großer Namen des Interiordesigns wie Thonet, Ligne Roset, Wittmann, Hay, Louis Poulsen und vielen anderen zu finden – alles kuratierte Marken aus dem Stilwerk-Kosmos.

Serviert werden regionale Lebensmittel

Es verwundert nicht, dass die „Grande Dame in Sneakern“, wie das Hotel vom Stilwerk-Team genannt wird, nicht lange nach der Eröffnung bereits den ersten Preis des „International Hotel & Property Award“ für sich verzeichnete.

Der authentische Charme der 150 Jahre alten Jugendstilvilla mitten im Wohngebiet der Hansestadt wurde nicht zuletzt aufgrund der hochwertigen Designauswahl bewahrt. Natürliche Materialien wie Stein, Holz und Wolle sowie hochwertige Manufakturqualität aus Europa kennzeichnen das Interieur.

Aber auch die Mitarbeitenden vor Ort tragen dazu bei, dass das Motto „Home away from home“ nicht nur eine Phrase bleibt. Die Küche wird aus umliegenden Bio-Betrieben mit frischen Lebensmitteln beliefert. Kurze Lieferwege, Regionalität und Umweltfreundlichkeit sind Teil des Konzepts. Für Gäste, die keine Zeit fürs Frühstück haben, gibt es die klassische Brotdose zum Mitnehmen. Der einzelne Mensch ist hier willkommen und soll sich wohlfühlen – eben hier leben. Und nicht nur für ein Zimmer bezahlen.

Ex-Mälzerei unter Denkmalschutz

„Die Erweiterung unseres Geschäftsfelds auf den Bereich Hospitality ist mit dem ,Hotel Heimhude‘ bestens geglückt. Das Interieur in den individuell eingerichteten Zimmern entstammt dem Stilwerk-Kosmos und kann im Hotel Probe gewohnt und bei Gefallen direkt erworben werden. Ein weltweit einmaliges Konzept“, so Alexander Garbe, Inhaber des Stilwerks.

Sein Vater Bernhard Garbe gründete die Marke vor 27 Jahren und eröffnete das erste Stilwerk in der Großen Elbstraße 68 in Nähe zum Hamburger Fischmarkt in einer ehemaligen Mälzerei. Die Suche nach besonderen und inspirierenden Orten war also bereits seit Beginn Teil der Unternehmens-DNA.

Das Gebäude an der Elbe mit der für diese Zeit typischen Backsteinfassade entstand 1907 als eine der ersten Stahlbetonskelett-Konstruktionen Deutschlands. Der Bau steht als eines der letzten Industriedenkmäler der Stadt seit 1994 unter Schutz. Für die neue Nutzung wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen und Sanierungen durchgeführt. Es entstand eine Verkaufsfläche von circa 11.000 Quadratmetern für 28 Stores.

Hochwertige Premiummarken aus dem Interior- und Kunstbereich sind seither hier vertreten. Ganz neu: der „concept:space“, ein von Stilwerk kuratierter Store, der sich dem ganzheitlichen Lifestyle widmet und von Newcomer-Marken bis Old-Time-Favoriten, von Outdoorkonzepten bis Wellnessprodukten absolute Highlights zusammenbringt.

Ein architektonisches Highlight in Düsseldorf

Eine weitere Design-Destination entstand im Jahr 2000 in Düsseldorf, in unmittelbarer Nähe zur „Kö“. Auf 17.000 Quadratmetern sind internationale Premiummarken in mehr als 30 Stores vertreten. Auch dort ist die Architektur zentraler Bestandteil des Stilwerk-Konzepts.

Das Gebäude erhebt sich in fünf Etagen über einem elliptischen Grundriss und endet in 32 Meter Höhe in einem Glasdach, das an schönen Tagen geöffnet werden kann. Das Innere des Gebäudes ist als elliptisches Atrium mit umlaufenden Galerien in den Verkaufsetagen gestaltet. Die einzelnen Geschäfte gruppieren sich um ein Zentrum, von dem aus alle Stores auf einen Blick erfasst werden können.

Für die architektonische Konzeption zeichnet das Architekturbüro JSK Architekten verantwortlich. Im Jahr 2000 erhielten die Architekten für das „Haus mit Himmel“ eine Auszeichnung vom Bund Deutscher Architekten Düsseldorf.

Ein Bauhaus-Denkmal mit neuem Nutzungskonzept

Auch für die neue Design-Destination in Berlin konnte ein sehr besonderes Gebäude gefunden werden. Lange war unklar, was aus den Berliner „KantGaragen“ an der Kantstraße werden sollte. Bis 2017 hatte das in den 1930er-Jahren erbaute Gebäude ununterbrochen als Garage mit Tankstelle und Reparaturwerkstatt gedient. Anträge auf Abriss lehnte das Bauamt aufgrund der architektonischen Besonderheiten mehrfach ab, und erst ein neuer Eigentümer nahm sich schließlich der Sache an.

Ein neues Nutzungskonzept wurde entwickelt, und das Berliner Architekturbüro Nalbach + Nalbach verantwortete den Umbau. Bedeutende Elemente des Denkmals konnten erhalten werden: die Doppelhelix, die „Heinrichsboxen“ – Garagenplätze mit ihren weltweit einzigartigen Schiebetüren der Bauart Paul Heinrichs – sowie die gläserne Vorhangfassade auf der Gebäuderückseite.

Neben den „KantGaragen“ wurde ein Hotel erbaut, dessen Fassade aus einzelnen Keramikplatten einen faszinierenden Kontrast zum Bauhaus-Denkmal bildet. Das Stilwerk als neuer Betreiber nutzt die Flächen nun als Design-Destination mit benachbartem Hotel, verbindet somit die Historie mit der Gegenwart und zum ersten Mal auch Retail mit Hotellerie an einem Ort.

18.04.2023
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