In Kürze:
- Die Finanzierungslandschaft wird diverser: Unternehmen setzen nicht mehr nur auf die Hausbank.
- Aufgrund der Coronakrise werden Banken zurückhaltender bei der Vergabe von Fremdkapital.
- Investoren gehen stärker ins Risiko, besonders bei Private Equity und Venture Capital.
Im einst so elitären Club der „Unicorns“ – also Start-ups, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden – wird es eng: Im ersten Halbjahr 2021 kamen täglich 1,3 neue „Einhörner“ dazu. Allein in Deutschland waren es neun, zeigen Daten des Analysehauses Crunchbase. Weltweit flossen insgesamt 288 Milliarden Dollar Venture Capital in junge Unternehmen – 61 Prozent mehr als von Juli bis Dezember 2020, dem bisherigen Rekordhalbjahr, und 95 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020.
„Private-Equity- und Venture-Capital-Investoren pumpen Rekordsummen in den Markt“, sagt Daniel Wild, Gründer und Aufsichtsrat der Beteiligungsgesellschaft Mountain Alliance, im DUP Digital Business Talk. Der Experte für Venture Capital beobachtet, dass viele Investoren größere Risiken eingehen. Bei der Vergabe von Wagniskapital hänge Deutschland im internationalen Vergleich zwar noch hinterher. Aber gerade das Beispiel der erfolgreichen Berliner Start-ups zeige, dass der Aufholprozess in vollem Gange ist. „Es gibt mehr Eigenkapital denn je. Für Unternehmen bedeutet das: Wer heute kein Kapital findet, wird es nie finden.“
Kreditneugeschäft geht zurück – Alternativen gefragt
Auf der anderen Seite wird es für Unternehmen immer schwieriger, an klassische Darlehen von der Hausbank zu kommen. Laut einer Prognose der staatlichen Förderbank KfW ist das Kreditneugeschäft im zweiten Quartal um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Damit beschleunigt sich der Abwärtstrend: Bereits im ersten Quartal lag das Minus bei 6,5 Prozent.
„Nach dem Auslaufen der Coronahilfen sind die Banken bei der Kreditvergabe restriktiver geworden“, sagt Johannes Laub, Gründer und Geschäftsführer von Crowddesk, ein Anbieter von Crowdfunding-Plattformen. Die Geldhäuser müssten sich bei der Bewertung der Bonität auf Vergangenheitsdaten stützen, deswegen bekämen immer mehr Unternehmen „kein Fremdkapital oder nur zu schlechten Konditionen“.
Mit Factoring die Bilanz entlasten
Umso wichtiger werden alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding, Mezzanine, Leasing oder Factoring. „Die Freiheit, sich die passenden Finanzierungsbausteine zu suchen, ist besonders für solche Unternehmen wichtig, die unter der Coronapandemie gelitten haben“, sagt Laub.
Eine Möglichkeit für Mittelständler, die Bilanz zu entlasten und das Eigenkapital zu stärken, ist Factoring. Dabei treten Unternehmen offene Forderungen an spezialisierte Dienstleister ab, die für eine entsprechende Auszahlung sorgen. „Das Negativ-Image des Factorings hat sich längst gewandelt“, sagt Bernd Renz, Vertriebsleiter Factoring bei der Targobank. „Wir tragen das Ausfallrisiko zu 100 Prozent.“
Zudem können Unternehmen über den Factoring-Dienstleister die Bonität neuer Kunden prüfen. Unterm Strich seien die Factoring-Kosten mit der einer Bankfinanzierung vergleichbar, sagt Renz. „Oft liegen wir auch darunter.“ Er ist sich sicher: „Innovative Firmen werden gute Zeiten vor sich haben, denn sie finden Kapital.“