Rund 63 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland sind Firmenfahrzeuge. Die Elektrifizierung der Flotten ist damit der Schlüssel zur Transformation der Mobilität. Viele Flottenmanagerinnen und Flottenmanager sowie CSR-Verantwortliche stehen vor der Herausforderung, das Projekt „Elektro“ anzupacken. Es herrscht Ungewissheit, denn sie stehen vor der Qual der Wahl, welche Lösung – auch langfristig – die richtige ist. Was gilt es also bei der Elektrifizierung der Flotte zu beachten?
Mythen aus dem Weg schaffen
Viele Unternehmen scheuen sich aktuell noch davor, ihre Flotte zu elektrifizieren. Unter anderem Bedenken was die Reichweite und eine ausreichende Ladeinfrastruktur angeht sorgen für ein Zögern. Dabei zeigen Statistiken, dass diese Sorgen unbegründet sind: Pkw sind im Schnitt mehr als 23 Stunden am Tag geparkt – und das überwiegend zu Hause oder am Arbeitsplatz.
Im Schnitt werden laut Studie des Bundesverkehrsministeriums knapp zwei Fahrten pro Tag und rund 30 Kilometer Distanz zurückgelegt; nur rund ein Prozent der Fahrten sind länger als 100 Kilometer. Bedenkt man, dass eine Batterieladung im Schnitt 300 Kilometer reicht, zeigt sich, dass auch die meisten Dienstfahrten gut mit einem E-Pkw zurückgelegt werden können. Aufgrund dessen ist die öffentliche Ladeinfrastruktur also vielmehr als Ergänzung zu Ladepunkten zu verstehen, die vor allem zu Hause und am Arbeitsplatz nötig sind. Derzeit gibt es 40.000 Ladesäulen in Deutschland und mehr als 200.000 Ladesäulen in Europa – Tendenz steigend.
Bestandsaufnahme und Prognose
Vor der Elektrifizierung ist eine Bestandsaufnahme sinnvoll: Wie viele Fahrzeug fahren schon mit Strom, wie viele werden es in Zukunft sein? Welche Mitarbeitenden könnten zu Hause laden oder haben bereits eine Ladelösung zu Hause installiert? Wie sind die Stromkapazitäten im Unternehmen, wie schnell kann der Netzbetreiber agieren und die Kapazitäten hochfahren?
Dies vorab zu evaluieren ist relevant, damit eine Ladelösung installiert wird, die für alle auch noch in ein paar Jahren funktioniert – Stichwort Lastmanagement. Schließlich ist davon auszugehen, dass der Anteil der E-Pkw in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird. Daher sind schon heute Konzepte nötig, die deutlich höhere Anforderungen an das Stromnetz berücksichtigen. Dabei darf der Strombezug selbst ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Denn nur wer 100 Prozent Ökostrom lädt, ist auch klimafreundlich unterwegs.
Laden zu Hause und am Arbeitsplatz
Nicht jeder, der auf dem Firmenparkplatz sein E-Auto auftanken kann, findet zu Hause dieselben günstigen Bedingungen vor. Das gilt vor allem für Mitarbeitende in Städten oder Ballungsgebieten. Lässt sich dort keine Ladelösung zu Hause installieren, steht das Laden unter der Woche auf dem Firmengelände im Fokus.
Die meisten haben – wie bereits erwähnt – lediglich eine überschaubare Strecke zum Arbeitsplatz zurückzulegen, wodurch die Standzeit während des Tages gut genutzt werden kann. Das gilt selbst dann, wenn sich nach der Pandemie die Präsenzzeiten im Büro in einem Hybrid-Modell einpendeln werden.
Intelligentes Laden und transparente Abrechnung
Ladeboxen, die heute installiert werden, sollten intelligent sein. Durch die Verbindung zum Internet können diese remote gesteuert werden, was auch für Förderprogramme eine wesentliche Voraussetzung ist. Darüber hinaus können Ladevorgänge direkt eingesehen und gesteuert werden, denn die Ladeboxen kommunizieren untereinander. Vor allem, wenn mehrere Pkw gleichzeitig auf dem Parkplatz stehen, ist dies sinnvoll.
Intelligent kann auch die Abrechnung erfolgen – ein Aspekt, der nicht nur für die Mitarbeitenden wichtig ist, sondern auch für die Buchhaltung. Durch eine „Single Sign On“-Anmeldung an allen Ladeorten sowie einer Authentifizierung mittels RFID-Karte oder App wird das Laden, Bezahlen und die Abrechnung vereinfacht. Alles erfolgt nach einmaliger Anmeldung automatisch; Ladekarten-Chaos im Portemonnaie, Bezahlung per Kreditkarte oder Tankbelege gehören damit der Vergangenheit an.
Herstellerunabhängig denken
Grundsätzlich reichen Ladeboxen mit 11 kW Leistung aus. Intelligente Ladeboxen mit 11 kW werden aktuell im Rahmen von verschiedenen Programmen von der Bundesregierung und den Ländern gefördert.
Ebenso wichtig wie die Vernetzung ist es, auf Ladeboxen zurückzugreifen, die herstellerunabhängig funktionieren, so dass auch Pkw unterschiedlicher Marken jederzeit mit der Box geladen werden können.
Fazit: Ein gutes Konzept ist der Schlüssel
Ein solides Konzept und eine Vor-Ort-Begehung mit Experten bilden die Grundlage für eine Elektrifizierung der Flotte. Wichtig ist, bereits heute an morgen zu denken und den Zuwachs von E-Autos zu antizipieren und von Einzellösungen abzusehen. Unternehmen sollten in skalierbaren, sicheren und auf die örtlichen Gegebenheiten ausgerichteten Dimensionen denken. Denkbar ist es, von vornherein über die Einbindung einer Photovoltaik-Anlage nachzudenken. Denn dann wird die E-Flotte Teil eines größeren Ganzen.