Zeichnung von Menschen die ein Gebäude verlassen
17.06.2021    Maike Mennenga
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Homeoffice und digitale Tools sorgten für eine große unternehmerische Herausforderung in der Pandemie, insbesondere in Hinblick auf strategische HR-Arbeit. Das könnte sich nach der Pandemie rächen, warnt eine Umfrage von dem HR-Software-Anbieter Personio, die 2000 Mitarbeitende und 500 Personalverantwortliche in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt hat. Viele Mitarbeitende denken demnach über eine Kündigung nach.

Kündigungsgründe werden unterschiedlich eingeschätzt

Fast jeder zweite Arbeitnehmende (45 Prozent) plant der Studie zufolge eine Kündigung. Diese drohen sogar kurzfristig: So möchten 13 Prozent in den nächsten sechs Monaten und 15 Prozent in den nächsten zwölf Monaten das Unternehmen verlassen. 17 Prozent planen einen Unternehmenswechsel, sobald sich die Wirtschaft erholt hat – womit wiederum 39 Prozent der Personalerinnen und Personaler bereits rechnen.

Dabei zeigt die Studie deutlich, dass die Ursachen für eine Kündigung der Mitarbeitenden von dem HR-Team falsch eingeschätzt werden. So geben 27 Prozent als Hauptgrund die Entlassung von Kollegen beziehungsweise Kurzarbeit an. Dies ist allerdings nur für 15 Prozent der Mitarbeitenden ausschlaggebend. Viel wichtiger sind für diese die Aufstiegschancen im Unternehmen. Dementsprechend ist dies mit 30 Prozent die Hauptursache für eine Kündigung – was aber nur 21 Prozent der HR-Mitarbeitende als ein Problem identifizieren. Das Thema mangelnde Wertschätzung wird noch weniger wahrgenommen. Ein Viertel der Befragten gibt das als Kündigungsgrund an, jedoch betrachten nur 14 Prozent der Personalerinnen und Personaler dies als Ursache.

Produktivitätseinbruch: Das waren die Gründe

Auch bei der Frage nach der Produktivität gehen die Einschätzungen auseinander. 55 Prozent der Mitarbeitenden in Personalabteilungen meinen, dass die Produktivität in der Pandemie gestiegen ist. Eine Aussage, der sich nur 42 Prozent der Arbeitnehmenden anschließen. Eine Verschlechterung der Produktivität gaben beide befragte Gruppen zu 29 Prozent an.

Einen schlechten psychischen und physischen Gesundheitszustand, sinkende Motivation und Moral sowie ineffiziente Kommunikation mit Kollegen sind die von HR-Mitarbeitenden und Belegschaft genannten Hauptgründe für den Produktivitätsrückgang. Im Mittelstand kommt der Faktor Digitalisierung hinzu. So sehen 22 Prozent der Beschäftigten in einer mangelnden Digitalisierung von Prozessen einen Produktivitätshemmer. Durch Homeoffice ist die Anzahl der eingesetzten Software-Anwendungen gewachsen. Fast jeder Zweite sieht dies kritisch und gibt an, dass zu viele Tools im Einsatz sind. Mehr als ein Drittel verortet darin einen Grund für geringere Produktivität.

Die Konsequenzen für das HR-Team

Basierend auf den Erkenntnissen der Studie sollten Personalentscheider die Personalstrategie effizienter gestalten. Jedoch geben nur 51 Prozent der Befragten an, dass die Personalstrategie eine hohe Priorität hat. Viel mehr wird die Mitarbeiterbindung (34 Prozent), Unternehmenswachstum (28 Prozent) und digitale Transformation (27 Prozent) strategisch in den Fokus gerückt.

Hanno Renner, Mitgründer und CEO von Personio, warnt: „Wer die Probleme und Prioritäten seiner Mitarbeitenden nicht genauestens kennt und versteht, kann auf diese nicht eingehen und löst so zunehmend Frustration und Kündigungsbereitschaft aus.“ Idealerweise entwickeln Unternehmen eine langfristige Personalstrategie, um die drohende Kündigungswelle zu verhindern und gestärkt aus der Krise zu gehen.

17.06.2021    Maike Mennenga
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