Kolumne

Notenbanken

Warum die Zinswende für Sparer ausfällt

2022 wird das Jahr der Zinswende. Den ersten Schritt macht die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank dürfte 2023 folgen. Allerdings werden wohl zunächst die Kredite teurer. Sparer gehen weiter leer aus.

28.02.2022

Wie oft in der Finanzwelt gibt die Wall Street den Takt vor: Die Zinsen steigen. Drei-, vielleicht sogar viermal dürfte die US-Notenbank in diesem Jahr die Zinsen anheben, erwarten Experten. Das Anleihekaufprogramm wird enden; sogar ihre Bilanz will die Fed abschmelzen.

An den Märkten hat das bereits für ein paar Turbulenzen gesorgt. Die Anleiherenditen sind gestiegen – nicht nur die der US-Bonds. Auch die zehnjährige Bundesanleihe hat nach einigen Jahren mal wieder über der Nulllinie rentiert. Steigende Renditen an den Anleihemärkten heißt im Umkehrschluss allerdings auch fallende Kurse. Das trifft konservative Investoren, die doch schon lange so sehr unter der Nullzinspolitik leiden.

Kolumnenkasten von Jessica Schwarzer

Baugeld und Unternehmenskredite werden teurer

Porträt von Jessica Schwarzer
Jessica Schwarzer: ist Journalistin, Modera­torin sowie Buchautorin. Zuletzt fungierte sie als Co-Herausgeberin des gerade erschienenen Buchs „Finanzheldinnen. Der Finanzplaner für Frauen“. Die gleichnamige Initiative unterstützt Schwarzer seit gut zwei Jahren

Überhaupt tut sich einiges an der Zinsfront. Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) wohl nicht vor Ende 2023 den Leitzins erhöhen wird, steigen die Kreditzinsen schon vorher. Vor allem Baugeld, aber ebenso Unternehmenskredite werden teurer werden, erwarten Experten.

Sparer werden zunächst noch nichts von der Zinswende haben. Selbst wenn vom Zinsanstieg in den nächsten Jahren etwas bei ihnen ankommt, wird es nur wenig sein. Erst werden die Strafzinsen verschwinden, immerhin. Schließlich werden die Sparzinsen ganz, ganz langsam steigen. Die Inflation werden Sparer damit kaum ausgleichen können. Und das ist ein großes Problem.

Denn die Inflation knabbert an ihrem Ersparten. Die Folgen sind dramatisch. Es muss gar nicht die aktuell wirklich sehr hohe Inflation sein. Es reicht schon, wenn es nur die von der EZB langfristig angestrebten zwei Prozent wären. Auch wenn 10.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto nominal 10.000 Euro bleiben, schmilzt die Kaufkraft. Und das heißt: In fünf Jahren wären 10.000 Euro nur noch 9.057,31 Euro wert. In 20 Jahren sogar nur noch 6.729,71 Euro.

Kaufkraftverlust ausgleichen

Diesen Kaufkraftverlust gilt es wettzumachen. Besser wäre es natürlich, eine noch höhere Rendite zu erzielen, um wirklich Vermögen aufzubauen. Eine Anlageklasse, auf die auch konservative Sparer setzen sollten, sind Aktien. Im Schnitt waren es bisher sechs bis acht Prozent pro Jahr – allen Kursschwankungen zum Trotz.

Gut, dass zahlreiche Bundesbürger zuletzt die Aktie für sich und ihre Geldanlage entdeckt haben. Knapp 12,1 Millionen Menschen in Deutschland haben Aktien, Aktienfonds oder ETFs auf Aktien im Depot, zeigen neue Zahlen des Deutschen Aktieninstituts. Das ist rund jeder Sechste. Allerdings gab es zuletzt nur vier Millionen Aktiensparerinnen in Deutschland. Viel zu wenige. Da Frauen im Schnitt ein geringeres Einkommen als Männer haben, erhalten sie weniger Rente. Sie sollten fürs Alter mehr privat vorsorgen.

Da ist noch jede Menge Luft nach oben – aber insgesamt geht der Trend immerhin in die richtige Richtung.