Seit Monatsbeginn greift die Energiepreisbremse, von der neben privaten Haushalten auch Unternehmen profitieren.
So ist beispielsweise der Strompreis für kleine Firmen mit einem Verbrauch von bis zu 30.000 Kilowattstunden pro Jahr auf 40 Cent pro Kilowattstunde brutto – also inklusive aller Steuern, Umlagen und Netzentgelte – begrenzt. Für mittlere und große Unternehmen mit einem bisherigen Stromverbrauch von mehr als 30.000 Kilowattstunden pro Jahr liegt die Grenze bei 13 Cent netto – also zuzüglich Steuern, Umlagen und Netzentgelte.
Der Gaspreis für kleine und mittlere Unternehmen mit einem Verbrauch von bis zu 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr ist derzeit auf zwölf Cent brutto pro Kilowattstunde begrenzt; der Preis für Wärme ist bei 9,5 Cent brutto pro Kilowattstunde gedeckelt. Für Industriekunden liegt der Preis pro Kilowattstunde bereits seit Januar bei sieben Cent netto für Gas und 7,5 Cent netto für Wärme.
Die Energiekosten werden nicht komplett vom Staat gedeckelt
Diese Entlastungen für ihre Kundinnen und Kunden können sich die Versorger vom Staat erstatten lassen. Konkret zahlt dieser die Differenz zwischen den Marktpreisen und dem gesetzlich garantierten Preisdeckel.
Wichtig zu wissen ist allerdings: Der Preis ist nicht für den kompletten Energie- und Stromverbrauch gedeckelt, sondern nur für den Basisbedarf. Großverbraucher müssen für das, was über 70 Prozent des prognostizierten Bedarfs hinausgeht, den vollen vertraglich vereinbarten Preis zahlen. Bei allen anderen liegt die Grenze bei 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs.
Durch diese Regelung sollen weiterhin Anreize zum Energie sparen in Unternehmen gesetzt werden. Denn es ist zu erwarten, dass aufgrund der gestiegenen Energiepreise die höheren Ausgaben dafür trotz der teilweisen staatlichen Unterstützung spürbar sein werden.
Wie kann man auf die gestiegenen Energiepreise reagieren?
Dr. Georg Kraus, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Kraus & Partner, sieht drei Möglichkeiten, wie Unternehmen auf die gestiegenen Energiepreise reagieren können.
Möglichkeit 1: Ausweichen
„Viele Unternehmen mit einer energieintensiven Produktion erwägen, Teile ihrer Produktion in Länder zu verlagern, in denen die Energiekosten deutlich niedriger als in Deutschland sind“, so Kraus. „Diese Lösung ist zwar betriebswirtschaftlich oft sinnvoll, jedoch volkswirtschaftlich bedenklich – und zwar nicht nur wegen des Verlusts von Arbeitsplätzen, sondern auch weil hierdurch die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von ausländischen Lieferanten und einem reibungslosen Funktionieren der Lieferketten weiter steigt.“
Möglichkeit 2: Reduzieren
„Über die Frage, wie können wir unsere Produktion beziehungsweise Infrastruktur energieeffizienter gestalten, denken seit Monaten fast alle Unternehmen nach. Das heißt, sie durchforsten ihre Organisation und die in ihr praktizierten Verfahren nach Einsparpotenzialen“, erklärt Kraus. „Das ist gut so, hat jedoch einen Nachteil: Die in einer Optimierung des Bestehenden ruhenden Einsparpotenziale sind meist begrenzt. Deshalb lässt sich durch solche Bemühungen zwar oft kurzfristig der Kostendruck senken, sie führen aber nicht zu einer nachhaltigen Problemlösung.“
Möglichkeit 3: Ersetzen
„Bei dieser Möglichkeit stellen die Unternehmen sowohl ihre Produktpalette als auch ihre Herstellungsverfahren grundsätzlich in Frage“, sagt Kraus. „Sie fragen sich zum Beispiel: Können wir die benötigten Metallteile auch im 3-D-Druck produzieren? Oder: Können wir die von uns gefertigten technischen Textilien kalt färben? Das Ziel hierbei: Durch einen sogenannten Musterwechsel beim Probleme beziehungsweise Aufgaben lösen soll ein Quantensprung beim Energieverbrauch erzielt werden – und zwar nach unten. Bei diesem Lösungsansatz geht es also um echte Innovationen.“
Kurzfristige Maßnahmen, um Energie zu sparen
Doch echte Innovationen brauchen auch Zeit. Kurzfristig wirksame Lösungen sollten daher nicht außer Acht gelassen werden. Und da gibt es viele Optionen.
Die Grundlast überprüfen und reduzieren
Die Grundlast ist der Energieverbrauch, der in Unternehmen anfällt, wenn eigentlich nicht gearbeitet wird. Sprich: Es geht um Geräte, die konstant im Stand-by-Modus sind – auch dann, wenn sie eigentlich nicht gebraucht werden. Das kann der Laptop sein, der abends nur zugeklappt, aber nicht vom Strom getrennt wird. Oder der Fernseher im Empfangsbereich, der immer an ist. Oder der Drucker. Oder Kaffeemaschine und Wasserkocher in der Teeküche.
Um die Grundlast zu reduzieren, ist es wichtig darauf zu achten, dass Geräte tatsächlich vom Strom getrennt werden – indem der Stecker gezogen, eine schaltbare Steckdose oder Zeitschaltuhr angeschlossen wird. Beim Neukauf von elektronischen Geräte sollte zudem auf einen möglichst geringen Verbrauch im Stand-by-Modus geachtet werden.
Wurden die heimlichen Stromfresser identifiziert und eliminiert, lohnt sich ein Vorher-Nachher-Vergleich, um zu checken, ob sich der Stromverbrauch tatsächlich verringert hat. Wichtig ist zudem: Das ist keine einmalige Maßnahme. Nur durch ein regelmäßiges Monitoring von Strom-, Heizenergie- und Wasserverbrauch sowie der Kosten und des Verbrauchs im firmeneigenen Fuhrpark lassen sich effektive Maßnahmen finden, die den Verbrauch und Ausgaben langfristig senken.
Auf Geschäftsreisen verzichten
Bei der Mobilität lässt sich ebenfalls Energie sparen im Unternehmen. Und dass nicht jeder Business Trip zwingend notwendig ist, ist eines der vielen Learnings aus der Coronapandemie. Denn Meetings per Teams, Zoom und Co. sparen jede Menge Zeit.
Falls eine Reise doch notwendig sein sollte, können emissionsarme Verkehrsmittel wie der Zug eine Alternative zum Verbrenner-Pkw sein. Und wen Mitarbeitende häufig kürzere Strecken zurücklegen, macht eine Umstellung der Flotte auf Elektromobilität mehr Sinn als die Nutzung von Verbrennern.
Licht ausschalten
Erste schnelle Effekte kann der Umstieg auf LED-Lampen bringen. Denn diese sind deutlich stromsparender als herkömmliche Glühbirnen. Ebenso gilt: So wenig Licht brennen lassen, wie möglich. Licht sollte immer und überall dort ausgeschaltet werden, wo es nicht nötig ist. Das gilt für Räume, die nicht in Benutzung sind, sowie für Außenbeleuchtungen, die nicht sicherheitsrelevant sind.
Bei Neukauf von Geräten auf die Energieeffizienzklasse achten
Sei es die Kaffeemaschine oder ein neuer Kühlschrank für die Teeküche: Um langfristig Strom zu sparen, sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer für Geräte mit einer niedrigen Energieeffizienzklasse entscheiden – auch wenn diese in der Anschaffung erst einmal teurer sind. Die energieärmsten Geräte sind gemäß dem EU-Energielabel mit „A“ gekennzeichnet.
Unter anderem bei folgenden Geräten kann es sinnvoll sein zu prüfen, wie viel sich mit der Anschaffung eines neuen, energieeffizienten Geräts sparen ließe: Spülmaschine, Herd, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Klimaanlage, Laptops, Computermonitore, Fernseher, Kopierer.
Die Raumtemperatur anpassen
Jedes Grad weniger, spart Energie. Ganz ausschalten kann man die Heizung allerdings nicht. Denn es sind gewisse Mindesttemperaturen einzuhalten, um die Gesundheit ihrer Angestellten zu schützen. Diese lagen bisher – je nach Art und Schwere der Tätigkeiten – zwischen zwölf und 20 Grad.
Aufgrund der noch bis zum 15. April 2023 geltenden Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen kann die Temperatur auf zwölf bis 19 Grad heruntergeregelt werden – was zumindest ein wenig Einsparpotenzial bietet.
Was zudem hilft:
- Programmierbare Thermostate verhindern, dass Heizungen auch nach Feierabend noch voll aufgedreht sind.
- Ein hydraulischer Abgleich optimiert die Wärmeverteilung im Heizkörper.
Die Belegschaft zum Energie sparen im Unternehmen animieren
Technische Maßnahmen sind ja schön und gut. Aber: Sie bringen erst dann wirklich etwas, wenn sie auch mit einer Verhaltensänderung bei den Mitarbeitenden einhergehen. Ziel sollte es sein, dass alle im Betrieb an einem Strang ziehen.
Schon Hinweisschilder wie „Bitte abends alles abschalten!“ haben durchaus einen Effekt. Zur Motivation bieten sich zudem Challenges an – etwa die Suche nach der energieeffizientesten Abteilung oder dem sparsamsten Standort.
Workshops und Schulungen können praxisbezogenes Wissen zu umweltfreundlichem und damit letztlich kostensparendem Verhalten vermitteln. So bietet beispielsweise der Bildungsanbieter WEKA den Web-Kurs „Energieeffizientes Verhalten am Arbeitsplatz“ an. Auch bei lawpilots gibt es einen entsprechenden Kurs: „In gerade einmal 20 Minuten Online-Schulung vermitteln wir Mitarbeitenden grundlegendes Wissen über das Potenzial bewusster Gerätenutzung, bedarfsgerechte Beleuchtung, richtiges Lüften und Heizen bis hin zu ökonomischem Papierverbrauch und energieeffizienter Nutzung einer Büroküche“, sagt Carmen Hofmann, ESG-Officerin bei lawpilots.
Langfristig wirksame Maßnahmen, um Energie zu sparen
Anbieter wechseln
Ein Vergleich der Preise für Strom und Gas ist regelmäßig sinnvoll. Oftmals offenbaren sich dadurch Einsparpotenziale. Je nach Vertragslaufzeit ist es allerdings nicht immer zeitnah möglich den Anbieter zu wechseln. Wer den Umstieg plant, für den kann auch ein Wechsel zu Öko-Tarifen eine empfehlenswerte sowie nachhaltige Entscheidung sein.
Selbst Energie produzieren
Wer unabhängiger werden will, sollte darüber nachdenken, selbst Wärme und Strom zu erzeugen. Klar, eine Photovoltaik-Anlage oder eine Wärmepumpe ist erst einmal eine große Investition. Außerdem dauert es Monate, bis die Anlage wirklich in Betrieb ist. Kurzfristig zu sparen funktioniert damit also nicht. Aber langfristig ist das Potenzial groß.
Fördermittel und Beratung in Anspruch nehmen
Nicht nur Privathaushalte können beim Umstieg auf nachhaltige Lösungen auf Unterstützung zählen. Auch für Unternehmen gibt es zahlreiche Möglichkeiten finanziellen Support zu erhalten. Unter anderem die Förderbank KfW bietet verschiedenste Förderangebote für Mittelständler.
Beratung speziell für kleine und mittlere Unternehmen bietet zum Beispiel die „Mittelstandsiniative Energiewende und Klimaschutz“.