„Arbeitgeber der Zukunft“

Recycling von Altreifen: Geht nicht gibt's nicht

Unternehmen müssen heute vielseitig sein, um erfolgreich wirtschaften und gleichzeitig im Kampf um die besten Talente bestehen zu können. Pyrum Innovations gelingt genau das. Das Unternehmen aus dem saarländischen Dillingen hat sich auf das Recycling von Altreifen und Kunststoffabfällen spezialisiert. Für sein innovatives Handeln ist Pyrum nun als „Arbeitgeber der Zukunft“ ausgezeichnet worden.

08.12.2022

Das Geschäftsmodell von Pyrum ist besonders nachhaltig. Denn das Unternehmen entwickelt, baut und betreibt Recyclinganlagen auf Basis eines einzigartigen Thermolyse-Verfahrens. Dabei werden ausgediente Produkte aus Gummi oder Kunststoffabfälle in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und so erneut Rohstoffe gewonnen. Aus dem Gummi alter Reifen werden beispielsweise wieder die ursprünglichen Bestandteile Öl, Kohle und Gas, erklärt CEO Pascal Klein.

„Daraus werden keine Brennstoffe hergestellt, sondern Rohstoffe für die Industrie, die so in den Wertstoffkreislauf zurückgelangen. Unser Öl geht zum Beispiel zu BASF. Daraus werden neue Kunststoffteile für die Automobilindustrie gemacht oder Taschen, Hosen et cetera – alles, was man aus Fasern oder Kunststoffen kennt. Unser Carbon wird gemahlen, pelletiert und geht ­wieder in die Gummiindustrie zurück.“ Das dabei freigesetzte Gas nutzt Pyrum, um das eigene Thermolyse-Werk autark mit Energie zu versorgen.

Ein gutes Wir-Gefühl im Unternehmen

Trotz der 14-jährigen Firmengeschichte herrscht bei Pyrum Innovations eine Start-up-Mentalität. Besonders Studierenden gefällt das nachhaltige Konzept; sie kommen, um ihre Abschlussarbeiten zu schreiben – und sie bleiben, sagt Klein. „Wir haben viele junge, dynamische Beschäftigte – und es ist auch viel Idealismus dabei. Wer so etwas machen will, was wir machen, der macht es nicht nur wegen des Gehaltsschecks, sondern auch weil er etwas Gutes tut. Das ist einer der vielen Gründe, die mich jeden Tag motivieren.“

Pyrum möchte nicht nur nachhaltig, sondern auf allen Ebenen innovativ sein. „Wir schaffen immer mehr Arbeitsplätze. Nicht nur hier, sondern auch im Ausland. Wir sind sehr digital, haben ein hochmodernes Werk – ich spreche von Industrie 4.0 – und digitale Arbeitsplätze“, sagt Klein.

Obwohl das Unternehmen wächst, sollen Hierarchien flach gehalten werden. Klein ist es wichtig, dass alle Mitarbeitenden mit ihren Ideen jederzeit gehört werden. Doch er räumt auch Schwächen ein. Durch das schnelle Wachstum sei es schwierig, Strukturen aufzubauen. „Auf der einen Seite will man sehr flache Hierarchien halten und immer noch überall selbst mithelfen. Aber die Zeit reicht einfach nicht. Also muss man Sachen delegieren und die richtigen Leute finden – und das passiert alles im Moment zu schnell.“

Überzeugend nach innen und außen

„Arbeitgeber der Zukunft“ zeichnen sich durch eine ­moderne Arbeitskultur aus. Damit kann Pyrum punkten: New Work war von Anfang an in der Unternehmenskultur verankert. Flexible Arbeitszeiten gab es schon immer, ebenso wie eine Zeiterfassung, erklärt Klein. Mobiles Arbeiten wird ebenfalls angeboten. Viele Beschäftigte seien allerdings gern vor Ort, da sie das technische Arbeiten im Werk schätzen. Auch Firmen-Events wie gemeinsames Grillen oder Restaurantbesuche stehen regelmäßig auf dem Plan. Wer will, kann sich ein Job-Rad leasen. Außerdem möchte das Unternehmen die Gesundheit der Angestellten fördern und zahlt ihnen eine Krankenzusatzversicherung.

Besonders freut Klein die positive Stimmung in seinem Team. Die beeindrucke auch Kunden. „Ich bekomme sehr oft den Satz zu hören: ‚Man meint gerade, jedem ihrer Mitarbeiter gehöre die Firma.‘ Also, es agiert immer jeder so, als ob es die eigene Firma wäre. Und das finde ich richtig cool. Das war immer mein Ziel“, so Klein.

Von Krisen nicht unterkriegen lassen

Zu den großen Herausforderungen von Pyrum zählt es, diese Euphorie für das Unternehmen auch nach außen zu kommunizieren, um Standorte zu sichern und der Allgemeinheit die Angst vor dieser neuen Technologie zu nehmen. Bis 2028 will Pyrum mit seinen Partnern 50 neue Recyclingwerke bauen. Doch wie aus Abfall wieder Rohstoffe entstehen – das ist für viele Menschen nicht greifbar. Deshalb stößt Pyrum beim Bau neuer Anlagen häufig erst mal auf Gegenwind aus der Bevölkerung.

Auf das kommende Jahr blickt Klein angesichts globaler Krisen, knapper Rohstoffe und steigender Zinsen auch mit Sorge. „Aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Geht nicht gibt’s nicht. Wir ziehen unseren Plan durch. In Krisensituationen müssen wir in die Zukunft investieren. Dafür bekommen wir aktuell auch viel positives Feedback von Lieferanten, Kunden und Partnern.“ Bisher, sagt der CEO, habe sein Unternehmen immer einen Weg gefunden.

Pascal Klein

ist CEO bei Pyrum Innovations. Er hat das Unternehmen 2008 mitgegründet