Videokommunikation

Zoom setzt auf mehr KI und höhere Sicherheit

„Die Zukunft ist hybrid“, sagt Frederik Maris. Der neue EMEA-Chef von Zoom, einem Anbieter von Kollaborationslösungen, setzt in Zukunft auf ein umfassendes Angebot für Unternehmen, das über reine Online-Meetings hinausgeht. Die Themen KI und Cybersicherheit spielen für ihn dabei eine entscheidende Rolle.

27.07.2023

Virtuelle Konferenzen und Meetings wurden mit Beginn der Coronapandemie für Unternehmen wie Beschäftigte zur Selbstverständlichkeit. Nicht selten waren sie die einzige Möglichkeit, mit den Kolleginnen und Kollegen überhaupt zusammenzukommen. Davon profitierte die Kommunikationsplattform Zoom besonders, steigerte gerade in der ersten Jahreshälfte 2020 ihren Umsatz und Gewinn explosionsartig.

Mittlerweile ist der Boom um Online-Meetings etwas abgeflaut. Trotzdem sind die Aussichten für das aktuelle Geschäftsjahr immer noch blendend. Der Konzern erwartet bis Ende Januar 2024 einen Gesamterlös von 4,465 bis 4,485 Milliarden US-Dollar – weil die Zahl der Unternehmenskunden gesteigert wurde.

Zoom bietet neue Möglichkeiten

Daran will Zoom anknüpfen und sich zu einer umfassenden Businessplattform entwickeln, wie Frederik Maris bestätigte. Der gebürtige Niederländer ist seit März 2023 Zoom-Chef für die Märkte Europa, Mittlerer Osten und Asien (EMEA). Er glaubt weiterhin fest daran: „Die Zukunft ist hybrid.“ Denn schon jetzt stelle die Plattform die Technik zur Verfügung, um professionelle hybride Business-Meetings und Konferenzen mit Hunderten oder Tausenden Menschen zu veranstalten.

Was im Arbeitsleben bereits hervorragend funktioniert, soll in Zukunft auch für große Freizeit-Events und Sportveranstaltungen möglich sein. Erst kürzlich war Maris zum Beispiel im Nahen Osten, um mit dem dortigen Organisationskomitee zu besprechen, wie die Asien-Spiele 2034 ein gelungenes hybrides Event werden können – für Athleten und Fans gleichermaßen.

Bei der Suche nach intelligenten Lösungen für hybride Events setzt Zoom künftig auf Künstliche Intelligenz (KI), ist sich aber auch der Verantwortung in Sachen Cybersicherheit bewusst.

Frederik Maris

Der Niederländer ist seit März 2023 Head of EMEA bei Zoom

Welche Funktionalitäten hat Zoom seit der Coronapandemie entwickelt, und welche Features sind in der Zukunft geplant?

Frederik Maris: Es gibt zahlreiche neue Features, die jedes Jahr von und für uns entwickelt werden. 2022 waren es etwas mehr als 1.400. Wir haben zum Beispiel Zoom IQ for Sales gestartet, das von Sales-Mitarbeitenden und Unternehmen, die sich auf Vertrieb spezialisieren, genutzt werden kann. Dafür setzen wir Künstliche Intelligenz ein. Zoom IQ for Sales zeichnet Gespräche auf und analysiert diese, um zu verstehen, ob das ein gutes Verkaufsgespräch war oder nicht. Daraus ergeben sich dann weitere Möglichkeiten, um den Sales-Prozess weiter auszubauen. Mit der Software können Termine, die sehr gut liefen, noch mal angeschaut werden. Das kann Kolleginnen und Kollegen dabei helfen, beim nächsten Gespräch besser zu performen.

In welchen Bereichen setzt Zoom noch auf KI?

Maris: Künstliche Intelligenz ist für uns sehr wichtig, und es gibt eine Menge Möglichkeiten, sie clever zu nutzen. Die KI von Zoom und unser Zoom Virtual Agent helfen unseren Kunden schon jetzt dabei, schnell den richtigen Ansprechpartner zu finden. Wir arbeiten aber auch an neuen KI-Lösungen im Bereich Projektmanagement. Dort gibt es bereits Dinge wie automatische Erinnerungen. In naher Zukunft wird der Bereich KI noch weiter ausgebaut.

Künstliche Intelligenz braucht bekanntlich Daten. Wie geht Zoom mit dem Thema Cybersicherheit um?

Maris: Wir nehmen das Thema Cybersecurity unglaublich ernst. Ich habe ja bereits bei mehreren internationalen und amerikanischen Unternehmen gearbeitet. Wenn ich die miteinander vergleiche, sorgt Zoom – wie ich finde – für sehr viel Sicherheit. Wir verstehen, dass für unsere Userinnen und User die Sicherheit ihrer Daten zu 100 Prozent wichtig ist. Deshalb bieten wir beispielsweise eine End-to-end-Verschlüsselung für Daten innerhalb von Organisationen an. Die Einzigen, die dann den Schlüssel zu diesen Daten haben, sind eben Personen innerhalb dieser Organisation und nicht Zoom. In den meisten Fällen liegen die Daten auch auf Servern in Europa. Mit der Deutschen Telekom sind wir für Zoom-X eine Partnerschaft eingegangen. Für Unternehmen und Konzerne kombinieren wir die bewährten Funktionen von Zoom mit dem zuverlässigen Netzwerk und dem Service der Deutschen Telekom. Dabei ist die Datensicherheit auf einem wirklich hohen Level. Man kann nie eine Garantie geben, aber wir versuchen, mehr Sicherheit zu bieten als unsere Mitbewerber.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für Unternehmen beim Thema Cybersicherheit?

Maris: Sicherheit kostet natürlich etwas. Das ist vergleichbar mit einem Haus: Man kann entweder die Türen offen lassen oder abschließen, eine Hecke pflanzen oder sogar einen Wassergraben ziehen. Irgendwann kommt man dann aber auch nicht mehr so gut aus dem Haus heraus. Die größte Herausforderung beim Thema Cybersecurity ist es deshalb, dafür zu sorgen, dass trotz aller Sicherheit alles gut nutzbar bleibt.

Wie schützt sich Zoom selbst vor Cyberattacken?

Maris: Wir sind sehr auf Sicherheit bedacht. Wir nutzen die neuesten Technologien und Sicherheits­lösungen. Ich glaube, dass wir es diesbezüglich etwas einfacher haben als andere Unternehmen, weil wir eine in der Cloud geborene Company sind. Andere Firmen müssen ja ihre Infrastruktur erst mal in die Cloud überführen.

Der Fachkräftemangel ist im IT-Sektor bereits seit Jahren besonders groß – Tendenz weiter steigend. Hat Zoom als große und bekannte Tech-Marke einen Vorteil, gut ausgebildete IT-Fachkräfte zu finden?

Maris: Ich denke schon. Der Name Zoom hat eine gewisse Anziehungskraft. Es kommt durchaus mal vor, dass sich bis zu 700 Personen auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben. Das freut uns natürlich sehr.