Gastbeitrag

Gesundheitswesen

Healthcare-Trends 2023: Ohne Digitalisierung keine Zukunft

html -->

Für Ola Kotun ist klar: „Die Zukunft der Gesundheitsbranche ist digital, vernetzt und datengetrieben“, so die Head of Health Germany bei der Beratung Futurice. „Wir müssen uns den digitalen Herausforderungen stellen, um die Weiterentwicklung der Branche zu gewährleisten.“ Sie zeigt auf, welche drei Healthcare-Trends dieses Jahr besonders im Fokus stehen.

08.01.2023

Trends sind Entwicklungen, welche zu innovativen Veränderungen in bestimmten Märkten führen. Die Coronapandemie hat die Gesellschaft spüren lassen, dass das Gesundheitssystem den Belastungen oftmals nicht standhalten kann. Der Fachkräftemangel führt zu vielen Überstunden, fehlende Patientendaten führen zu nicht ordnungsgemäßen oder gar überflüssigen Behandlungen.

Die Transformation ist eine Notwendigkeit

Fest steht, dass 2023 und darüber hinaus ein Wandel im Gesundheitswesen nötig ist, um den neuen Bedürfnissen der Arbeitnehmenden sowie der Patientinnen und Patienten gerecht zu werden. Digitale Technologien sind deshalb künftig unumgänglich.

Da die Branche stark reguliert ist, sind derzeit allerdings erst wenige Lösungsansätze erkennbar. Es ist jedoch belegt, dass das Gesundheitswesen auf digitale Innovationen angewiesen ist, um die Krankenversorgung in Zeiten des akuten Personalmangels zu gewährleisten und laufend zu optimieren. Welche Healthcare-Trends werden also in den nächsten Jahren von Bedeutung sein?

Trend 1: Digital Empowerment

Altbekannte Strukturen digitalisieren, neue Organisationsformen etablieren – das ist Digital Empowerment. So kann auf der einen Seite die Überlastung des Gesundheitssystems reduziert werden; auf der anderen Seite wird der Versorgungszugang verbessert.

Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten im Detail? Termine können auch digital wahrgenommen werden, eine Verbesserung der Selbsthilfe wird eingerichtet und außerdem kann eine Online-Pflege geschaffen werden.

Den Mitarbeitenden wird der Berufsalltag erleichtert, beispielsweise durch schnelleren Zugang zu Patientendaten, auch ortsunabhängig – egal ob in der Arztpraxis, im Krankenhaus oder direkt am Unfallort.

Trend 2: Datenbasierte Entscheidungen treffen

Je mehr Patienteninformationen vorliegen, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Denn Ärztinnen und Ärzte können so deutlich systematischer auf die möglichen Probleme der Patientinnen und Patienten eingehen.

Entscheidungsprozesse werden durch datenbasierte Entscheidungen beschleunigt. Und mithilfe einer soliden Datenbank können beispielsweise auch schneller Zweitmeinungen eingeholt werden – ohne eine erneute Untersuchung. So wird Personal und Zeit gespart; zugleich kann die Genauigkeit des Befunds verbessert werden.

Nicht nur in der Gesundheitsbranche wird seit einiger Zeit darauf gesetzt, Daten mit hoher Qualität zu sammeln und zu analysieren. Mittlerweile ist klar, dass vielfältige Herausforderungen nur so transparent erkannt und effizient gelöst werden können. Wenn konsequent Daten erhoben werden, können Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen unter anderem davon profitieren, dass sie einen Überblick über den allgemeinen Zustand der gesamten Bevölkerung erhalten. Anonymisierte Patientendaten können also dabei helfen, – wo nötig – Präventionsmaßnahmen zu intensivieren sowie Vorhersagen darüber zu treffen, welche Bereiche im Gesundheitswesen weiteren Ausbau benötigen.

Trend 3: Vernetzte Ökosysteme

Immer öfter wird darüber diskutiert, dass nicht mehr einzelne Produkte oder Unternehmen im Fokus stehen werden. Stattdessen geht es künftig nur darum, wie gut diese in verschiedene Ökosysteme eingebunden sind.

Aber welche Formen von Ökosystemen werden tragende Rollen im Gesundheitswesen spielen? Diejenigen, die sich auf Synergieeffekte und die Zusammenarbeit zwischen Akteurinnen und Akteuren der Branche fokussieren. So wird einerseits die Arbeit für die Behandelnden erleichtert, andererseits kann dadurch auch die Patientenversorgung deutlich optimiert werden.

Da in Ökosystemen Daten automatisch und uneingeschränkt geteilt werden, können verantwortliche Personen zu jeder Zeit auf notwendige Informationen zugreifen. So haben sie einen Überblick über die Symptome der Patientinnen und Patienten – und zwar ohne, dass diese sie (meist sehr ungenau) selbst weitergeben müssen. Weitere wichtige Vorteile ergeben sich durch die Schaffung neuer Marktperspektiven, innovativer Behandlungsmethoden und Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere für medizintechnische und pharmazeutische Unternehmen.

Was bedeuten diese Healthcare-Trends in der Praxis?

Insgesamt werden diese drei Healthcare-Trends eine moderne, effiziente, transparente und digitale Arbeitsweise in der Gesundheitsbranche fördern. Doch eine letzte Frage sollte noch geklärt werden: Wie können die Trends tatsächlich dauerhaft Einzug in die Praxis halten?

Durch diverse Apps zur Messung des Schlafverhaltens, des Blutzuckers oder von Energiewerten wird Digital Empowerment umgesetzt. Für die Eisprungüberwachung können Wearables eingesetzt werden. Zudem gibt es Heimgeräte für Diabetes-Patientinnen und -Patienten oder für spezielle Testungen am Behandlungsort.

Mit Blick auf datenbasierte Entscheidungen kommen mir sofort Länder wie das Vereinigte Königreich in den Sinn. Dort wurde – ausgehend von einer zuverlässigen Datenbank – eine prädiktive und präventive Versorgung entwickelt. Des Weiteren haben in letzter Zeit viele Gesundheitssysteme in ihre eigene Data-Lake-Infrastruktur investiert. Diese lässt zu, dass Versorgungslücken schneller erkannt, vorhergesagt und beseitigt werden können.

Ola Kotun

ist Head of Health Germany bei Futurice. Die Innovations- und Digitalisierungsberatung – gegründet 2000 in Helsinki – unterstützt Unternehmen bei Transformationsprojekten