Mann sitzt am Strand und arbeitet am Laptop
08.11.2021    Thomas Eilrich
  • Drucken

Schon einmal von „digitalen Nomaden“ und „Flexpats“ gehört? Die auf „Workation“ sind? Oder „Bleisure“? Das sind böhmische Dörfer für Sie? Dabei wäre in schmucken böhmischen Dörfern die Verbindung von Arbeit und Urlaub (Workation) oder Dienstreise mit Freizeit (Business + Leisure = Bleisure) durchaus möglich – sofern denn die technischen Voraussetzungen stimmen. Oder irgendwo im sonnigen Süden. Oder in einem der fancy Coworking-Spaces, die mittlerweile in jeder hippen Metropole zu finden sind.

Wunsch nach Tapetenwechsel

Es sind Selbstständige, Führungskräfte, nicht selten Medienschaffende, die in einem anderen Land oder einer anderen Stadt eine bessere Work-Life-Balance suchen. Der Workation-Trend greift immer weiter um sich. Angefeuert von der Pandemie-Erfahrung, dass Homeoffice und mobiles Arbeiten von fast überall funktionieren.

Der Digitalisierungsschub der letzten Monate hat in vielen Bereichen bei Mitarbeitenden ebenso wie Arbeitgebern eine neue Offenheit ausgelöst. Hinzu kommt der wachsende Wunsch nach einem Tapetenwechsel, bedingt durch die pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden verbrachte Zeit.

Der Trend in Zahlen

Die internationale Studie „Travel Trends 2021“ von Simon-Kucher & Partners zeigt, dass 42 Prozent der Deutschen in naher Zukunft für Workation offen sind. Mehr als die Hälfte der Deutschen würde in diesem Rahmen ihren Urlaub um zwei Wochen oder mehr verlängern. Relevant für die Auswahl des Workation-Orts ist der Studie zufolge die Ausstattung: Wichtigste Kriterien sind stabiles und schnelles Internet/WLAN (58 Prozent), ein abgetrennter Arbeitsbereich (40 Prozent) und vorhandene elektronische Ausstattung (38 Prozent).

Dazu passt: Gut die Hälfte (49 Prozent) der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeoffice würde gern ab und zu von einem anderen Ort aus arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Studie „Work from Here“ von OnePoll im Auftrag von Expedia von Ende November 2020.

Doch Workation ist nicht für jede Berufsgruppe geeignet. Wer im Job auf persönlichen Kundenkontakt oder eine aufwendige technische Ausstattung – die mehr als nur Laptop, Handy und Internetzugang umfasst – angewiesen ist, für den dürfte die Arbeit vom Traumstrand aus zumindest keine dauerhafte Option sein. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ohnehin nur mobil arbeiten, können hingegen von den Vorteilen des Arbeitsurlaubs profitieren.

So geht es – und so nicht

Dabei gibt es Stolperfallen. Rechtlich ists zum Beispiel einiges zu beachten. Workation ist nicht einfach gleichzusetzen mit Homeoffice. Im Ausland gelten andere Arbeitsgesetze und (Sozial-)Versicherungsvorschriften als hierzulande. Und mobiles Arbeiten erlaubt – wenn es im Arbeitsvertrag denn vorgesehen ist – erst einmal nur einen Arbeitsort, sprich: den in Deutschland. Das schreiben die Autorinnen des Blogs workation.de.

Planen Mitarbeitende also einen Arbeitsaufenthalt im Ausland, so sei eine Zusatz- oder Änderungsvereinbarung im Arbeitsvertrag nötig. Ob Workation gar zu einer Änderung des bestehenden Arbeitsrechts führt, hänge von der Dauer des Aufenthalts ab.

Was digitale Nomaden mitbringen müssen

Wer in Workation will, sollte sich selbst checken. Zunächst einmal ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin wichtig, denn die Gefahr ist groß, komplett in den „Urlaubsmodus“ zu verfallen. Die Zeit im Homeoffice in den vergangenen 20 Monaten hat zudem gelehrt: Wer nicht im Büro arbeitet, ist umso mehr auf Kommunikation angewiesen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen also auch über eine lange Distanz zielgerichtet mit ihren Kollegen, Vorgesetzten und Projektteams kommunizieren können. Und das möglicherweise durch unterschiedliche Zeitzonen.

Aber es muss auch zwischen Arbeit und Freizeit unterschieden werden können. Wer kann sich schon von einer Urlaubsumgebung inspirieren lassen, wenn sie oder er quasi ständig auf Abruf ist? Und natürlich sollten sich Interessierte das Ganze leisten können. Schließlich drohen aufgrund von Unterbringung und Verpflegung in einem anderen Land höhere Kosten – vor allem wenn es parallel noch einen Heimathafen in Deutschland gibt.

Grundsätzlich gilt: Digitale Nomaden sollten Ordnung im virtuellen Büro halten. Apps wie Asana und Trello, mit denen sich Aufgaben planen und Projekte managen lassen, können helfen. Und die technische Infrastruktur muss ohnehin stimmen.

In Kürze

  • Mobiles Arbeiten vom Urlaubsort aus liegt im Trend
  • Technische Voraussetzungen müssen stimmen
  • Workation ist nicht für jeden Beruf geeignet
08.11.2021    Thomas Eilrich
  • Drucken
Zur Startseite