Future Readiness

Weiterbildung für Beschäftigte: Unternehmen sehen Nachholbedarf

In Jahresgesprächen verlangen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig Weiterbildung und sind enttäuscht, wenn ihre Arbeitgeber nicht darin investieren. Im Hinblick auf Future Skills rund um KI und Co offenbart eine Studie nun, dass die Wirklichkeit komplexer ist – und woran Weiterbildung häufig scheitert.

Zwei Personen, vor einem Laptop sitzend, sprechen über das Thema Weiterbildung

05.06.2024

Die Arbeitswelt des deutschen Mittelstands verändert sich rasant – nicht zuletzt angetrieben von Künstlicher Intelligenz (KI) und New Work. Eine Studie von Coursera, einer der weltweit größten Online-Lernplattformen, deckt nun auf, wie groß ist der Fortbildungsbedarf ist. Grundsätzlich geht die Wahrnehmung zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten weit auseinander, wie gut vorbereitet Mitarbeitende für ihr Berufsleben sind.

Insgesamt sehen 61 Prozent der Unternehmen einigen oder sehr deutlichen Nachqualifizierungsbedarf ihres Personals. Während große Firmen wie das deutsche Hochtechnologieunternehmen Trumpf zur Personalentwicklung sogar auf eigene KI-Kompetenzzentren setzen, verfügen KMUs über begrenzte Ressourcen. „Unsere Studie offenbart einen beachtlichen Qualifizierungsbedarf im Mittelstand. Eine Brücke, die stets nur notdürftig mit ein bis zwei Schulungen im Jahr geflickt wird, wird früher oder später marode und bricht schlimmstenfalls zusammen“, sagt Lukas Lewandowski, Regional Manager DACH bei Coursera.

Laut der Studie ist zeitliche Verfügbarkeit das Hindernis, das die meisten befragten mittelständischen Unternehmen betrifft (41 Prozent). In dieses Bild passt, dass zwar neun von zehn (91 Prozent) der Beschäftigten bestätigen, dass ihr Unternehmen Fortbildungs- und Trainingsveranstaltungen anbietet. Jedoch werden in lediglich 43 Prozent der Unternehmen solche Maßnahmen regelmäßig angeboten.

Größte Herausforderungen bei der Weiterbildung laut den befragten Unternehmen:

  1. Zeitmangel (41 Prozent)
  2. Kosten für Weiterbildungsangebote (35 Prozent)
  3. Mangel an qualitativ hochwertigen Weiterbildungsressourcen (30 Prozent)
  4. Desinteresse der Mitarbeitenden (29 Prozent)
  5. Regulatorische Einschränkungen (23 Prozent)

Laut 70 Prozent der Arbeitgebenden bereitet das deutsche Bildungssystem junge Menschen nicht adäquat auf die heutige Arbeitswelt vor. Während 19 Prozent der Unternehmen dieser Aussage nicht zustimmen, sagt mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Arbeitnehmenden, das Bildungssystem habe sie gut auf den jetzigen Job vorbereitet. Diese Ansicht teilt ein wesentlich höherer Anteil älterer Mitarbeitender – 75 Prozent der über 55-Jährigen – verglichen mit nur 49 Prozent der 25 bis 34-jährigen Mitarbeitenden, die dies annehmen. Dies deutet darauf hin, dass Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten in Deutschland heute größere Schwierigkeiten haben, mit den Kompetenzanforderungen der modernen Arbeitswelt mitzuhalten.

29 Prozent der Arbeitgebenden nennen zudem das Desinteresse der Mitarbeitenden als Weiterbildungshürde. Diese Wahrnehmung unterscheidet sich von Aussagen der Arbeitnehmenden selbst, wonach zwei Drittel (66 Prozent) sich sogar mehr Fortbildungs- und Trainingsangebote ihres Unternehmens wünschen.