Ohne Digitalisierung ist der Arbeitsalltag heute kaum noch denkbar. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland jedoch weiterhin zurück, wenn es um Themen wie Automatisierung oder Künstliche Intelligenz geht, findet Steuerberater und Digitalisierungsexperte Peter Kusel. Er sieht trotzdem großes Potenzial für hiesige Unternehmen.
„Ich glaube, dass wir uns in Europa mit den Bereichen IT-Sicherheit und Compliance im Kampf zwischen den USA und China sehr gut positionieren können. Auch wenn man ganz gerne schimpft über gewisse Sachen wie etwa die DSGVO, ist damit doch erstmalig ein ethisches Rechtssystem entwickelt worden, das sich mit solchen Themen auseinandersetzt“, sagt Kusel.
Arbeitgeberattraktivität durch IT-Sicherheit steigern
Das Thema Cybersicherheit sei elementar für alle Unternehmen: „Die Frage ist nicht mehr ob, sondern eher, wann ein Unternehmen gehackt wird und wie es damit umgeht.“
Für Arbeitgeber ist es demnach auch wichtig, sich in diesem Bereich zu positionieren, um den Anforderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rechnung zu tragen. Mehr als jeder dritte Beschäftigte will laut einer Studie des IT-Sicherheitsspezialisten G Data nicht in einem Unternehmen arbeiten, das zu locker mit dem Thema IT-Sicherheit umgeht.
„Unternehmen, die sich im Bereich Compliance und IT-Sicherheit gut aufstellen wollen, sollten zuerst einmal eine Bestandsaufnahme machen“, rät Kusel. Vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlen jedoch die Zeit, die Ressourcen und das Know-how, um Digitalisierungsmaßnahmen umzusetzen. Das hat Kusel auch durch die Arbeit in der eigenen Steuerberatungskanzlei erkannt und deshalb die Unternehmensberatung Mehr.Wert. gegründet. Lösungen in den Bereichen Compliance und IT-Sicherheit bietet die von ihm mitbegründete PCK IT Consulting.
Erfolgreich dank Plattformökonomie
Mit Partnern hat Kusel ein Netzwerk aufgebaut, um den Bedarf an digitaler Beratung aufzufangen: „Plattformdenken und Schwarmintelligenz sind die Zukunft, um es auch KMU zu ermöglichen, von der Digitalisierung zu profitieren.“ Immerhin ließen sich einzelne Themenfelder nicht mehr voneinander trennen, sondern müssten zusammen gedacht werden. Im Consulting wird dies als Blurring Boundaries – also verschwimmende Grenzen zwischen den Disziplinen – bezeichnet.
„Früher bestand die Transformation aus endlosen Strategieschleifen. In unserer agilen Welt ist es heute entscheidend, Workflows und Prozesse praxisnah und ready to use einzuführen“, so Kusel. Ziel ist es, Prozesse nicht nur effizienter zu gestalten, sondern dabei auch Beschäftigte zu entlasten.
Kusel setzt zudem auf die starke Einbindung des Teams, um die digitale Transformation voranzubringen: „Als Führungspersonal sind wir von vielen Prozessen zu weit entfernt. Wir müssen einen Rahmen bieten, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausprobieren und Neues testen können.“ Eine echte Fehlerkultur vermisst Kusel in vielen Unternehmen bisher: „In der Praxis sieht man, dass Projekte schiefgehen können und auch mal Geld kosten. Scheitern gehört dazu.“