Unternehmen müssen mehr zum Klimaschutz beitragen: Das sagen die Deutschen, die für den „Global Future Pulse – Sustainability“ des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation befragt wurden. Damit grenzt sich Deutschland in einem wesentlichen Punkt von der Mehrheitsmeinung in den anderen 16 Ländern, in denen die Studie durchgeführt wurde, ab. Denn dort sieht die Bevölkerung die Politik in der Hauptverantwortung.
„Dass mehr staatliche Regulierung nicht notwendigerweise der schnellste Weg ist, zeigt der Status quo: Eine Vielzahl von Unternehmen geht eigenverantwortlich voran und verfolgt strenge Klimaziele auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen“, betont Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland. Das Institut des Telekommunikationsanbieters versteht sich als Thinktank und interdisziplinäre Plattform. Zu den Zielen gehört es, Potenziale digitaler Technologien zu analysieren und deren verantwortungsvolle Nutzung für Innovation, Wachstum und Nachhaltigkeit voranzutreiben.
Wer übernimmt Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel?
Der Großteil der Befragten in den 17 Ländern ist sich vor allem in einem Punkt einig: Die Digitalisierung ist ein entscheidender Hebel im Kampf gegen den Klimawandel. Und global betrachtet sehen immerhin rund zwei Drittel der Befragten den Klimawandel als ernsthafte Gefahr an.
Bei einem wichtigen Aspekt gehen die Meinungen international allerdings sehr deutlich auseinander und ein Nord-Süd-Gefälle wird offensichtlich: 85 Prozent der Befragten im globalen Süden sind bereit für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben, im globalen Norden sagen das nur 67 Prozent. In Deutschland liegt die Zahlungsbereitschaft mit gerade einmal 61 Prozent sogar unter dem Durchschnitt. Nur in Großbritannien und den USA ist der Wille, selbst auch finanziell Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels zu übernehmen, noch geringer als hierzulande.
„Das Nord-Süd-Gefälle in der Zahlungsbereitschaft mag zunächst überraschen“, sagt der renommierte Wirtschaftswissenschaftler und Klima-Experte Professor Franz-Josef Radermacher. „Bei näherer Überlegung sollte daraus jedoch kein allgemeines Desinteresse des ‚reichen‘ Nordens abgeleitet, sondern mit dem tatsächlichen Konsumverhalten abgeglichen werden. Das ist dort bereits deutlich nachhaltiger ausgerichtet mit entsprechender Kostenverantwortung.“
Was Unternehmen fürs Klima tun können
Nun sehen die Deutschen allerdings nicht nur die Unternehmen in der Pflicht. Knapp ein Drittel der Befragten hält starke staatliche Regulierungen zur Klimawende für unvermeidbar. Als besonders wirksam werden dabei strengere Vorschriften für die Industrie sowie die Förderung der Kreislaufwirtschaft und von grüner Landwirtschaft betrachtet.
Doch Unternehmerinnen und Unternehmer können auch ohne den externen Druck durch die Politik schnell Maßnahmen ergreifen, um dem großen Ziel Klimaneutralität näher zu kommen. So bietet beispielsweise die Förderbank KfW Unterstützungbei der Umstellung der Firmenflotte auf Elektro-Antrieb.
Auch die firmeneigene IT-Infrastruktur gilt es auf den Prüfstand zu stellen. Denn: „Durch die beschleunigte Digitalisierung im Zuge der Pandemie nehmen die Emissionen unserer digitalen Welt rasant zu. Unternehmen müssen den CO2-Fußabdruck ihrer IT messen und durch nachhaltige Praktiken minimieren“, sagt Ralph Schneider-Maul, Leiter des Center of Excellence Digital Manufacturing bei der Beratung Capgemini. Und die ersten Schritte in Richtung einer umweltorientierten Entwicklung, Nutzung und Entsorgung der IT-Infrastruktur sind schnell gemacht. Etwa indem diese mit Ökostrom betrieben wird. Und statt Entsorgung heißt das Zauberwort Refurbishment – also die mehrfache Nutzung von ein und demselben Gerät durch Aufbereitung und Wiedervermarktung.
Wie Unternehmen sich dem Klimawandel stellen können und welche Rahmenbedigungen die Politik schaffen muss – darüber diskutierten auch Dr. Katharina Reuter (Geschäftsführerin, Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.), Lara Obst (Co-Founder, THE CLIMATE CHOICE) sowie Dr. Ralph Hintemann (Senior Researcher, Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit) im DUP Digital Business Talk: