Unternehmensverkauf

Mergers & Acquisitions: Synergien nutzen

Gezielte Unternehmenstransaktionen bringen im Idealfall spürbare Synergie-Effekte mit sich. Wie die Realität zwischen Business-Fakten und Management-Wunschtraum zu bewerten ist, sagt Jan P. Hatje, Experte beim Beratungshaus Oaklins.

25.10.2021

Zwischen 20 und 300 Millionen Euro – in diesen Transaktionsgrößen bewegt sich die interna­tional agierende, auf den Mittelstand ausgerichtete M&A-Beratung Oaklins. Wie Synergien gesucht und gehoben werden und wie mit ihnen gerechnet wird, verrät Vorstand Jan P. Hatje. 

Jan P. Hatje

ist Vorstandsmitglied bei Oaklins Germany und leitet die Teams IoT und Technology. Er verfügt über mehr als 15 Jahre M&A-Erfahrung, speziell in den Sektoren TMT und Personal

Strategische Unternehmenskäufe haben immer das Ziel, Mehrwert zu erzielen. Welchen Einfluss nimmt das auf die Bewertung des zum Verkauf stehenden Unternehmens?

Jan P. Hatje: Das zu beantworten ist nicht ganz trivial, da die Bewertung stark vom Einzelfall abhängt. Aus Sicht eines strategischen Käufers ergibt sich zu Beginn eines solchen Prozesses das Problem, dass die Synergien, auf die abgezielt wird, von außen betrachtet relativ unkonkret und wenig greifbar sind. Erst nachdem wir im Auftrag eines Mandanten ein Unternehmen kontaktiert, Interesse bekundet und erste Zahlen erhalten haben, beginnt der Prozess des langsamen Herantastens. Ehe man das Unternehmen tatsächlich so tief analysiert hat, um Synergien qualitativ beurteilen zu können, ist die Hälfte des Deals eigentlich schon gelaufen. Das heißt: Gespräche über Bewertungen, Strukturen et cetera sind bereits geführt worden. Manchmal ist es also ein Stochern im Nebel, was dazu führt, dass die Synergieeffekte in der Post-Merger-Betrachtung meist überschätzt wurden. Das ist eine klare Erkenntnis aus der Deal-Beratung. Nichtsdestotrotz ist die Diskussion über Potenziale sowie deren Erfassung und Bepreisung natürlich absolut sinnvoll. Die Herausforderung besteht darin, diese Synergien von qualitativ zu quantitativ zu transformieren. Das ist aber viel zu oft von Annahmen getrieben, von denen keiner weiß, ob sie so zutreffen.

Für wen sind Effekte dieser Art besonders wichtig?

Hatje: Bei strategischen Investoren liegt das Motiv auf der Hand. Dort gilt: Entweder das zu erwerbende Unternehmen ist Teil der Wertschöpfungskette oder eine ergänzende Arrondierung. Neben der rein vom Cashflow getriebenen Bewertung steckt in der Betrachtung immer auch die Frage, was man gemeinsam machen kann, welche Märkte sich zusammen besser abdecken lassen, welche Produkte sich ergänzen. Sprich: Es geht um die Frage, ob aus eins plus eins auch wirklich drei oder gar noch mehr wird. Wenn wir Prozesse auf der Verkäuferseite begleiten, besteht oftmals der Wunsch, mit mehreren Interessenten parallel zu sprechen. Dann ist es herausfordernd, tief einzutauchen.

Wann sind mögliche Synergien gut einzuwerten?

Hatje: Ich begleite derzeit eine relativ große Transaktion, bei der es einen Veräußerer und einen Käufer in einer klar definierten One-to-one-Situation gibt. Hier sitzen wir mit dem Top-Management beider Seiten zusammen und reden konkret über die Synergiepotenziale. Solch eine Konstellation macht es wesentlich einfacher. 

Und wie funktioniert dann die Preisfindung?

Hatje: Eine Synergie ist nicht automatisch quantifizierbar. Es geht eher darum, dass der Interessent willens ist, ein Asset ob seines Potenzials insgesamt etwas höher zu bewerten – ohne wirklich exakt beurteilen zu können, was der eigentliche Wert und was der synergetische Wert ist. Dann entsteht am Ende ein Mehrwert – für den Käufer und den Veräußernden.