Wie andere Industriezweige befindet sich auch die chemische Industrie in einem aktiven Transformationsprozess hin zu nachhaltigen Lösungen und CO2-Neutralität. Treibende Faktoren sind – neben der eigenen ethisch-moralischen Ausrichtung – unter anderem hohe Energiepreise und die Erdgas-Versorgungslage. Auch gegenüber Kunden und Finanzpartnern spielen ESG-Anforderungen eine zunehmend wichtige Rolle.
Zwar war die Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion schon immer ein Thema für die mittelständische Industrie. Doch durch die Diskussion um Nachhaltigkeit und Energieverknappung ist das nun bewusst in den Vordergrund gerückt.
Gesetzliche Vorgaben sind in der Regel auf große Konzerne zugeschnitten
Gesetze und ESG-Richtlinien bedeuten einen hohen Ressourcen- und Finanzaufwand für den Mittelstand, dem nur begrenzte Möglichkeiten zur Bewältigung dieser Transformation zur Verfügung stehen. Die Vorgaben sind in der Regel nicht auf die Bedürfnisse und die Struktur von kleinen und mittleren Unternehmen zugeschnitten, sondern auf große Konzerne – ungeachtet dessen, dass über 70 Prozent der Wertschöpfung im Mittelstand stattfindet. Die Zentralisierung der regulatorischen Anforderungen stellt die mittelständischen Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen.
Zudem sind diese Unternehmen im Vergleich zu „großen Playern“ eher an einen Standort gebunden. Während sich Großunternehmen durch ihre finanziellen Mittel neu aufstellen können, indem sie beispielsweise ihre Produktion ins Ausland verlagern, sind die Möglichkeiten für Mittelständler begrenzt.
Der erfolgreichste Weg für den Mittelstand ist daher, pragmatisch vorzugehen und Prioritäten zu setzen. So lassen sich auch potenzielle Chancen der ESG-Thematik erkennen und nutzen. Für Levaco hat die Auseinandersetzung mit der Thematik beispielsweise gezeigt, dass sich ökonomische und ökologische Ziele gut ergänzen können.
Levaco hat Synergien gezielt genutzt
Bei Levaco haben wir Nachhaltigkeit frühzeitig als Chance erkannt. Wir investieren mit nachhaltigen Produkten innerhalb des eigenen „Green Chemistry“-Segments in die Möglichkeit, einen klaren USP auszubauen und sich vom Wettbewerb abzugrenzen. Neben einem hohen Maß an Agilität sind dafür Forschung, Geld und Ressourcen erforderlich.
Ein ganzheitliches Handeln im Sinne der ESG bedeutet auch, sich noch stärker an den Bedürfnissen des Kunden auszurichten. Bei Levaco haben sich flexible Strukturen im Transformationsprozess bewährt, um entsprechend schnell auf Kundenanforderungen reagieren zu können und gemeinsam nachhaltige Produktlösungen zu erarbeiten.
Synergien in der Zusammenarbeit mit Partnern zeigen sich als Vorteil: Sie ermöglichen es, von gemeinsamen Erfahrungswerten zu profitieren. Die Herausforderungen und Themen sind im Kern oft gleich, wenn es etwa um die Berechnung des Product-Carbon-Footprints, die Reduzierung von Prozessenergie oder das Abfallmanagement geht. Auch die Auditierung der Lieferketten auf nachhaltige und soziale Faktoren oder die Stärkung der Arbeitgebermarke beschäftigt Unternehmen auf ähnliche Weise.
Doch auch für Levaco sind eine nachhaltige Produktion und interne Prozesse das Fundament für nachhaltige Produkte. CO2-Einsparungen müssen in der Lieferkette und am Standort selbst erfolgen. Diese Aufgaben stehen im Zentrum der Transformation; hier können wichtige Hebel identifiziert werden.
Dadurch, dass Levaco seine Dampfleiter- und Tanklager-Isolierung verbessert und die Warmwasserheizung für Tanklager optimiert hat, konnte der Energieeinsatz in der Produktion beispielsweise bis zu 30 Prozent reduziert werden. Durch Automatisierung und elektronische Überwachung war es möglich, die Effektivität in der Produktion zu erhöhen. Dies sind nur einige von vielen effektiven Maßnahmen, die für den Produktionsstandort erkannt wurden.
Notwendigkeit eines fairen Wettbewerbs
Nach wie vor werden die Bedenken des Mittelstands im Diskurs oft überhört oder spiegeln sich nur unzureichend in den regulatorischen Anforderungen wider. Darunter leidet auch der faire Wettbewerb. Dennoch geht es nicht darum, Verbands- und Unternehmensinteressen zu verhandeln, sondern vor allem darum, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten und ein übergreifendes nachhaltiges Wirtschaften zu erzielen.
Trotz des Kostendrucks ist es wichtig, die Standortvorteile in Deutschland im Hinblick auf die soziale und ökologische Perspektive der Nachhaltigkeit nicht zu vergessen: In Deutschland haben wir bereits aus einem Selbstverständnis heraus hohe soziale und ökologische Standards. Bei einer Verlagerung des Standorts kommt es möglicherweise zu negativen Auswirkungen und Einbußen.
Deshalb heißt es nun für den Mittelstand der Industrie, sich zukunftsfähig aufzustellen. Der Investitionsaufwand mag für diesen zunächst sehr hoch sein. Auf Dauer zahlt sich eine ESG-Orientierung jedoch aus und zeigt langfristige Einsparpotenziale auf. Mittelständische Unternehmen können ihre eigene Agilität als Vorteil nutzen, zum Beispiel bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder bei der schnelleren Anpassung an Kundenwünsche. Durch das Beschäftigen mit ESG-Kriterien können sich so Wettbewerbsvorteile herauskristallisieren, die mittelständische Unternehmen frühzeitig für sich nutzen sollten.