DUP Wahl-Check mit Christian Miele vom Bundesverband Deutscher Start-ups
„Das Thema Start-ups muss ganz oben auf die politische Agenda!“
Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Deutsche Start-ups, fordert von der nächsten Bundesregierung bessere Bedingungen für Start-ups und verweist auf das Beispiel Frankreich.
15.09.2021
Christian Miele
ist seit Dezember 2019 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Start-ups und Partner beim Venture-Capital-Unternehmen Headline
Wie bewerten Sie den Status quo des Themas Gründung in Deutschland?
Christian Miele: Als Industrienation mit einer führenden Forschungs- und Hochschullandschaft haben wir eine gute Ausgangslage, aber leider immer noch keine idealen Rahmenbedingungen. Trotz vieler Fortschritte in den vergangenen Jahren müssen wir besser werden. Wir befinden uns in einem internationalen Wettlauf. Ein Beispiel: Um Talente für sich zu gewinnen und sie zu binden, setzen Start-ups oft auf Mitarbeiterbeteiligungsprogramme. Damit wird ermöglicht, dass Mitarbeitende am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens partizipieren können. Erst kürzlich wurde eine Chance verpasst, hierfür wirklich attraktive gesetzliche Regelungen zu schaffen. Das wirft uns im Kampf um die besten Köpfe leider zurück.
Was erwarten Sie von der nächsten Bundesregierung?
Miele: Start-up-Politik muss Chefinnen- und Chefsache werden. In Frankreich wirbt Präsident Macron persönlich um Investments in heimische Unternehmen. Eine neue Bundesregierung sollte zudem bereits in den ersten 100 Tagen eine umfassende Start-up-Strategie, mit Fokus auf die Themen Talente, Kapital und fairer Wettbewerb in Angriff nehmen. Start-ups zu stärken heißt, Deutschland fit zu machen für die Zukunft.
Welche Parteien/Parteiprogramme setzen sich mit den Bedürfnissen von Start-ups und Gründnden sowie deren Förderung gut auseinander, welche nicht?
Miele: Es gibt in jeder demokratischen Partei mittlerweile Persönlichkeiten, die sich der fundamentalen Bedeutung von Start-ups für unsere Volkswirtschaft bewusst sind und das Thema vorantreiben. Das spiegelt sich grundsätzlich auch in den Wahlprogrammen wider. Besonders freuen wir uns, dass das für Start-ups so wichtige Thema der Mitarbeiterbeteiligung Eingang in einige Wahlprogramme gefunden hat.
Was fehlt Ihnen zum Thema Start-ups und Gründung in den Wahlprogrammen der Parteien?
Miele: Wenn wir in Deutschland und Europa unseren Wohlstand halten wollen, brauchen wir beste Bedingungen für Start-ups. Das Thema Start-ups muss nach ganz oben auf die politische Agenda! Denn aus kleinen Firmen werden große Steuerzahlende und Arbeitgeber. Alle müssen sehen: Das Job-Potenzial bei Start-ups und Scale-ups ist gewaltig. In den USA hätte es seit den 1980er-Jahren ohne Gründungen kein Netto-Jobwachstum gegeben. Wenn es gelingt, in Deutschland den Anteil der Mitarbeitenden von Start-ups und Scale-ups an der Gesamtbevölkerung auf das Niveau von Schweden zu bringen, würde sich die Zahl der von Start-ups und Scale-ups geschaffenen Arbeitsplätze hierzulande mehr als verdoppeln; wird das Niveau von den USA erreicht, bedeutet das die Schaffung von mehr als 3 Millionen neuen Arbeitsplätzen.
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