Slack-Deutschlandchef Oliver Blüher
„Digitale Transition, aber noch keine echte Transformation“
Die Arbeit der Zukunft wird flexibler, integrativer, vernetzter und damit auch produktiver sein. Davon ist Slack-Deutschlandchef Oliver Blüher überzeugt. Er erklärt, warum digitale Meetings allein nicht ausreichen und wie die Arbeitswelt von morgen konkret aussehen wird.
24.04.2022
Oliver Blüher
ist seit Juni 2019 Deutschlandchef bei Slack. Er verantwortet das operative Geschäft für die DACH-Region, insbesondere den Ausbau des B2B-Geschäfts
Was hat sich durch die Coronapandemie in Ihrem Unternehmen verändert?
Oliver Blüher: Die Pandemie ist Herausforderung und Chance zugleich. Während unsere Jobs zuvor meist bürozentriert waren und dabei von digitalen Möglichkeiten unterstützt wurden, arbeiten wir nun immer mehr im digitalen Raum und nutzen physische Räume ergänzend – etwa um Kolleginnen und Kollegen oder Kundinnen und Kunden zu treffen. Statt üppigen Büroflächen braucht es nun ein digitales Hauptquartier, das Mitarbeitende, Partnerinnen und Partner sowie Kundinnen und Kunden, Daten und Apps miteinander verbindet – an jedem Ort, zu jeder Zeit. Viele Unternehmen widmen diesen kritischen Systemen aber immer noch nicht genug Zeit und Aufmerksamkeit, obwohl sie so wichtig sind und uns allen durch die Pandemie geholfen haben.
Was glauben Sie: Was macht künftig konkret den Erfolg Ihres Unternehmens aus?
Blüher: Wir haben heute die einmalige Gelegenheit, die Art und Weise, wie, wann und wo wir arbeiten, komplett zu überdenken und neu zu gestalten. Bei Slack sind wir überzeugt davon, dass die Zukunft der Arbeit digital und asynchron sein wird und dass dies zu einer Arbeitsweise führen wird, die flexibler, integrativer, vernetzter und produktiver für alle ist. In dieser Welt des ortsunabhängigen Arbeitens werden Unternehmen ein digitales Hauptquartier benötigen, um erfolgreich zu sein. Gemeinsam mit Salesforce ergeben sich unzählige Möglichkeiten für uns, die Zukunft der Arbeit neu zu definieren und Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Daher blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft.
Erklären Sie anhand eines konkreten Beispiels bitte, wie Sie bei Slack die Innovationskultur fördern.
Blüher: Wir entwickeln unsere Plattform stetig weiter, wie unsere jüngsten Innovationen zeigen: Mehr als 100.000 Unternehmen nutzen Slack Connect, um mit externen Partnerinnen und Partnern sowie Kundinnen und Kunden zusammenzuarbeiten. Unser neues Audio-Feature Slack Huddles ist die am schnellsten angenommene Funktion in der Unternehmensgeschichte und wird wöchentlich von fast 35 Prozent unserer zahlenden Kunden und Kundinnen genutzt. Und erst kürzlich wurde unsere neue asynchrone Videofunktion Slack Clips fast eine Million Mal abgespielt.
Dabei halten wir unsere Innovationskultur mit einem unserer wichtigsten Werte am Leben: der Spielfreude. Slack kommt ursprünglich aus der Spieleentwicklung; das Spielerische liegt uns also gewissermaßen in den Genen. Dementsprechend ist auch Slack so gestaltet, dass die Nutzung Spaß macht, um das Arbeiten angenehmer, einfacher und produktiver zu machen. Deshalb ermutigen wir auch unsere Mitarbeitenden zum Experimentieren, Erforschen und Erfinden.
Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung?
Blüher: Viele Unternehmen mussten ihre Arbeit im Zuge der Coronapandemie quasi über Nacht in den digitalen Raum verlagern. Für die Beschäftigten hat sich aber oft wenig verändert. Sie verbringen immer noch die meiste Zeit in Besprechungen. Der einzige Unterschied ist, dass sie jetzt virtuell abgehalten werden. Etwas überspitzt könnte man sagen: Angestellte spielen Büro vor dem Computer. Man kann also eher von einer digitalen Transition sprechen als von einer echten Transformation. Wir wollen Kundinnen und Kunden dabei helfen, veraltete Arbeitsmethoden aufzubrechen und wirklich flexibel, transparent und agil zu arbeiten. Dass das auch in traditionellen Unternehmen gelingen kann, zeigen die Erfolgsgeschichten von mittelständischen Unternehmen wie Jägermeister und Viessmann, die die Herausforderungen der digitalen Transformation mithilfe von Slack erfolgreich gemeistert haben.
In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?
Blüher: Seit der Eröffnung unseres Münchner Büros im Oktober 2019 haben wir das deutschsprachige Team auf mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgebaut und planen auch in diesem Jahr weiter stark zu wachsen. Dabei suchen wir vor allem nach Talenten im Bereich Sales, um das Geschäft in der DACH-Region weiter auszubauen. Fast alle Jobs, die wir heute ausschreiben, sind auch remote möglich. Das heißt, niemand, der bei Slack arbeitet, muss einen aufwendigen Umzug auf sich nehmen oder sich an einen bestimmten Standort binden. Wir sind digital first mit Slack als unserem digitalen Hauptquartier. Dadurch können wir auch auf einen deutlich breiteren und repräsentativeren Talentpool zurückgreifen als zuvor.
Nennen Sie uns drei Gründe, warum im „War for Talents“ die Besten zu Ihnen kommen sollten.
Blüher: Was Bewerbende an Slack schätzen, ist unsere Authentizität. Es ist wichtig, eine starke Mission oder einen sogenannten Purpose zu haben, aber es muss authentisch sein. Bewerberinnen und Bewerber merken ziemlich schnell, wenn man ihnen Blödsinn verkauft. Transparenz und offene Kommunikation sind Werte, die wir mit unserer Plattform fördern, für die wir aber auch als Unternehmen stehen. Und das fängt auf oberster Ebene an. So veranstalten wir regelmäßige Townhalls und „Ask Me Anything“-Sessions mit unserem Führungsteam. Gleiches gilt für das Thema Flexibilität. Führungskräfte bei Slack sollen mit gutem Vorbild vorangehen und eine flexible Arbeitsweise aktiv vorleben. Daher sind wir dazu angehalten, nicht mehr als drei Tage pro Woche im Büro zu arbeiten. Das gibt den Mitarbeitenden die Gewissheit, wirklich flexibel arbeiten zu können. Ziel ist es, dass alle bei Slack ihre beste Arbeit leisten können – egal an welchem Ort und zu welcher Zeit.
Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und -zufriedenheit treffen Sie?
Blüher: In der aktuellen Zeit ist es wichtiger denn je eine starke, integrative Kultur zu fördern. Dazu gehört es, den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, Ihre Sorgen und Wünsche zu äußern. Daher messen wir über Mitarbeiterbefragungen regelmäßig den Pulsschlag des Unternehmens. Aus diesem Feedback ist beispielsweise der „FriYay“ entstanden – ein Freitag pro Monat, an dem alle im Unternehmen frei haben und durchatmen können. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu viel Zeit in Meetings verbringen und mehr Zeit für das kreative Arbeiten wünschen. So haben wir kürzlich eine monatliche „Maker Week“ ins Leben gerufen: eine ganze Woche, in der wiederkehrende Meetings gestrichen werden und jede und jeder dazu ermutigt wird, sich auf Projekte zu konzentrieren, die Ruhe und Zeit für die Ideenfindung erfordern.
Das könnte Sie auch interessieren
DUP Magazin Newsfeed
New Work: Ein sozialromantisches Konzept?
10/29/2024
In unserem Interview-Format "Hype oder Revolution? New Work im Expertencheck" fragen wir regelmäßig hochkarätige HR-Expertinnen oder Experten zu den aktuellen Entwicklungen in der Personalentwicklung- und gewinnung. Einer davon ist Stefan Scheller. Er ist Gründer von Persoblogger.de, einer der bekanntesten deutschsprachigen HR-Websites.
management
new-work
DUP Magazin Newsfeed
Experten-Debatte: KI-Potenziale sind "wahnsinnig groß"
10/22/2024
Nach dem Interview mit Yuval Noah Harari beim BIG BANG KI FESTIVAL debattierten hochkarätige Fachleute dessen wichtigste Thesen. Sie teilten seine Analyse – nicht aber seine düsteren Prognosen.
infrastruktur
innovation
big-data
technologie
DUP Magazin Newsfeed
New Work: Eigenverantwortung deutlicher definieren und ernst nehmen
10/1/2024
management
new-work
DUP Magazin Newsfeed
Remote Work: Die Vorteile vom mobilen Arbeiten
9/13/2024
Gerade für mittelständische Unternehmen bietet International Remote Work viele Chancen, allerdings sollte die Einführung gut geplant sein
new-work