Die Welt ist derzeit kein schöner Ort. Daher sorgt der Konsum von Nachrichten vor allem für eines: Die konstanten Bad News über Krieg, Pandemie, Inflation, Energieknappheit und Klimawandel schlagen auf die Stimmung. Und zwar massiv. So zeigt eine Befragung der Texas Tech University, dass übermäßiger Nachrichtenkonsum zu körperlichen Symptomen wie Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen führen kann. Auf mentaler Ebene werden Stress, Angst und Panikattacken ausgelöst. Es besteht die Gefahr, sich in den täglichen Nachrichten zu verlieren und nicht mehr abschalten zu können.
Und alles, was jemanden privat beschäftigt – egal ob es die weltpolitische Lage, familiäre oder gesundheitliche Probleme sind –, nimmt auch Einfluss auf den Job. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man die Gedanken, die darum kreisen, bei der täglichen Arbeit nicht mehr ausblenden kann und die Qualität leidet.
Veränderung im Verhalten erkennen
„In unseren Beratungen zeigt sich bundesweit ganz deutlich, dass psychische Belastungen stark zugenommen haben“, sagt Reinhild Fürstenberg, Gründerin des Fürstenberg Instituts. „Vor allem Depressionen, Ängste und Suchtprobleme sind häufiger geworden.“ Daran habe zum einen die Coronapandemie ihren Anteil. „Zudem blicken wir aufgrund der aktuellen Krisen nicht mehr so fröhlich und optimistisch in die Zukunft.“
Erschöpfungsgrund Nummer eins ist aber der Job. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Beratung Auctority fühlt sich knapp die Hälfte der Beschäftigten müde, ausgelaugt und motivationslos. Als Ursachen wurden Leistungs- und Zeitdruck sowie die schiere Menge nicht zu schaffender Aufgaben genannt. Haben Beschäftigte das Gefühl, sie werden vom Arbeitgeber „verbrannt“ und sind dadurch chronisch erschöpft, folgt früher oder später entweder die Kündigung oder aber ein längerer krankheitsbedingter Ausfall. Fürstenberg empfiehlt Führungskräften daher, das Gespräch mit Angestellten zu suchen, sobald Verhaltensveränderungen länger als zwei Wochen anhalten.
Teamgesundheit in den Fokus nehmen und eine offene Feedbackkultur pflegen
Feststellen kann diese Veränderungen allerdings nur, wer seine Mitarbeitenden gut kennt und regelmäßig mit ihnen im Austausch ist. Gerade in Zeiten von hybrider Arbeit ist das eine Herausforderung. Denn wenn man sich nicht ständig sieht, lassen sich Probleme leichter verstecken. Psychische Erkrankungen sind zudem ein besonders sensibles Thema. Sie werden vielfach noch immer tabuisiert oder als Leistungsschwäche ausgelegt. Im beruflichen Umfeld offen darüber zu sprechen fällt schwer. So haben 34 Prozent der Beschäftigten das Gefühl, innerhalb ihres Teams nicht dazu ermutigt zu werden, offen über Stress und Ängste zu sprechen. Das zeigt eine YouGov-Umfrage im Auftrag von Gympass, einem Anbieter von Firmen-Flatrates für Fitnessstudios.
In den Augen von Axel Singler, Experte für Team-Performance bei Haufe Talent, deutet das vor allem auf eines hin: Um die Teamgesundheit ist es nicht gut bestellt. „Dass alle Mitarbeitenden körperlich und psychisch gesund sind, gilt als Grundvoraussetzung“, so Singler. „Bei der Teamgesundheit geht es jedoch obendrein um das gesunde Miteinander und die Zusammenarbeit des gesamten Teams, denn dies stellt einen der wichtigsten Faktoren für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens dar.“
Denn: Es geht den einzelnen Mitarbeitenden nur so gut wie dem Team, in dem sie täglich tätig sind. Und nur wenn alle fit sind und an einem Strang ziehen, kann dieses Team gute Arbeit leisten und zum Unternehmenserfolg beitragen. Um das sicherzustellen, empfiehlt Singler Führungskräften, eine wertschätzende Feedbackkultur zu etablieren, einen von Vertrauen geprägten Führungsstil zu pflegen und das Wir-Gefühl durch gemeinsame Aktivitäten zu stärken.