Neben steigenden Produktions- und Energiekosten ist der Personal- und Fachkräftemangel aktuell die größte Herausforderung für deutsche Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie zur Absicherung von Mitarbeitenden aus Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die das Marktforschungsinstitut „Heute und Morgen“ in Zusammenarbeit mit dem Versicherer AXA Anfang 2023 herausgegeben hat. Die Studie wurde im Herbst 2022 unter 500 Unternehmen durchgeführt und zeigt, dass die Herausforderungen für 70 Prozent der Personalverantwortlichen in den deutschen Firmen zugenommen haben.
Mit bAV und bKV punkten
Fachkräfte zu finden und diese auch langfristig an sich zu binden erfordert ein Höchstmaß an Kreativität und ist längst zu einem entscheidenden Faktor für den Geschäftserfolg geworden. Doch was können Personalerinnen und Personaler neben einem attraktiven Gehalt anbieten? Ein möglicher Hebel sind Corporate Employee Benefits (CEB) – also Zusatzleistungen, mit denen Unternehmen die Zufriedenheit und Produktivität ihrer Beschäftigten steigern können.
Dass sich diese Zusatzleistungen für Unternehmen rechnen, zeigt die KMU-Studie ebenfalls. So schätzen drei von vier Arbeitgebenden die betriebliche Altersvorsorge (bAV) als wirksames oder sehr wirksames Mittel zur Personalgewinnung und -bindung ein.
Allerdings: Bislang wird die bAV nur von knapp der Hälfte der befragten Unternehmen angeboten, die betriebliche Krankenversicherung (bKV) lediglich von 15 Prozent. Dabei bewerten 96 Prozent der Unternehmen, die dieses Angebot unterbreiten, eben diese Firmenvorteile als sehr wirksames Recruitingmittel.
Auf die Wünsche der jungen Talente eingehen
Dass Unternehmen heute neben dem Gehalt attraktive Zusatzleistungen anbieten wollen, bestätigten 86 Prozent. Denn für viele Firmen sind diese Benefits auch eine Alternative, um den Mitarbeitenden in Krisenjahren, in denen eine Gehaltserhöhung vielleicht gerade nicht drin ist, trotzdem etwas Gutes zu tun. Das hält die Produktivität hoch und die Fluktuation gering.
Doch warum bieten dann nicht viel mehr Unternehmen die Mitarbeitenden-Absicherungen als Zusatzleistungen neben zum Beispiel einer leistungsorientierten Zusatzzahlung oder flexiblen Arbeitszeitmodellen an, um Fachkräfte für sich zu gewinnen oder zu binden? „Das liegt vor allem daran, dass in den vergangenen zwei Jahren 84 Prozent der Unternehmen keine Informationen zu den bAV-Angeboten und 77 Prozent der Firmen keine Informationen zu bKV-Angeboten erhalten beziehungsweise aktiv eingeholt haben“, sagt Dr. Fredrick Krummet, der beim Versicherer AXA den Bereich Corporate Employee Benefits verantwortet.
Laut Krummet wünschen sich jedoch über drei Viertel der Arbeitgeber entsprechende Informationen, gern auch von einem zentralen Ansprechpartner. „Deshalb ist für uns als Versicherer ein ganzheitlicher Beratungsansatz zur Mitarbeitendenabsicherung wichtig“, so Krummet. Er sieht erhebliche Vertriebspotenziale, wenn die Versicherungsbanche mit verbesserten Informationsangeboten sowie passgenaueren und vor allem weniger komplexen Vorsorgeangeboten auf die Unternehmen und deren Beschäftigte zugeht.
Individuelle Situation ist entscheidend
Dabei sollten die Wünsche und veränderten Anforderungen der jungen Fachkräfte und Talente nicht außer Acht gelassen werden. Die Bandbreite an Mitarbeitenden-Angeboten ist riesig. Welche Angebote schlussendlich für die Fachkräftegewinnung zünden, ist aber von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und hängt vor allem von der jeweiligen familiären und finanziellen Situation der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers ab.
Neben den klassischen Vorsorgeangeboten wie eine bAV oder bKV können beispielsweise auch flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice oder zur Workation, ein Zuschuss zum Monatsticket für Bus und Bahn oder das Mitbringen des Hundes zur Arbeit entscheidende Benefits sein.
Jeder und jede Beschäftigte hat ein ganz persönliches Spannungsfeld zwischen Privat- und Berufsleben. Beide Welten bestmöglich miteinander zu vereinbaren ist leichter gesagt als getan. Doch es gibt innovative Anbieter wie das Berliner Start-up Voiio, das Mitarbeitende und Unternehmen genau dabei unterstützt. Über eine Online-Plattform, aber auch mit persönlicher Beratung versorgt Voiio seine Kundinnen und Kunden in allen Lebenslagen laut eigener Aussage „mit Tausenden qualitätsgeprüften Services und Angeboten“, zum Beispiel für die Kinderbetreuung oder die Pflegeberatung für die Eltern oder aber Voiio vermittelt Unterstützung bei der Krisenintervention im Todesfall.
Mobilitätsbudget bietet riesiges Potenzial
Dass sich die Ansprüche an Mitarbeitenden-Benefits verändern, zeigte sich nicht nur in der Coronapandemie, als plötzlich das Thema Gesundheit für Arbeitnehmende und ihre Unternehmen deutlich an Relevanz gewann. Jüngere Menschen fragen zudem immer öfter nach dem Sinn ihrer Arbeit – Stichwort Purpose. Sie wünschen sich Benefits mit einem sozialen oder nachhaltigen Impact.
„Im Grunde haben Unternehmen in diesem Bereich große Möglichkeiten, ihrer Corporate Social Responsibility nachzukommen und als Katalysator neue Verhaltensweisen zu fördern“, sagt Sabine Hammes, CEO des Start-ups Lofino. Sie sieht insbesondere im veränderten Mobilitätsverhalten eine der größten Herausforderungen derzeit.
Mobilität wird individueller, flexibler und nicht nur durch politische Vorgaben auch nachhaltiger. Darin sieht Lofino großes Potenzial. „Ein Mobilitätsbudget bietet viele Möglichkeiten für Mitarbeitende, ihre berufliche wie private Mobilität flexibel zu gestalten“, so Hammes. Neben dem Aspekt der Mitarbeiterzufriedenheit böten derartige Angebote den Unternehmen zusätzlich große Potenziale, Kosten zu sparen.