Die drohende Rezession schmälert derzeit weltweit die Konsumfreude. Der Boom im Online-Handel, den die Coronapandemie durch die Kontaktbeschränkungen und Lockdowns zusätzlich verstärkte, könnte damit vorerst ins Stocken geraten.
Langfristig etabliert hat sich der E-Commerce dennoch: Über ein Drittel der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher kauft heute mehr online als vor der Pandemie, so die Ergebnisse des aktuellen „Europäischen E-Commerce-Reports“ des Finanzdienstleisters Mollie.
Deutsche Händler könnten mehr Umsatz im Ausland machen
Mit Blick auf eine Studie der Netzwerk- und Wissensplattform Cross Border Commerce Europe, der zufolge deutsche Online-Händler lediglich ein Viertel ihrer Umsätze im Ausland erwirtschaften, steht fest: Europa bietet große Umsatzpotenziale, die bisher nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wurden. Den Weg für steigende Umsätze abseits des heimischen Markts ebnen unter anderem adaptive Technologien wie Baukasten-Systeme für Online-Shops und die intuitive Integration von Bezahlsystemen.
Ohne diese einst großen Hürden kann sich der grenzübergreifende Verkauf auch für kleinere Händler lohnen. Doch Obacht: Die Verbraucherinnen und Verbraucher in anderen europäischen Ländern haben durchaus andere Bedürfnisse. Um die Expansion von Beginn an effizient zu gestalten, gibt es länderspezifische Eigenheiten zu beachten. Ein Überblick.
Wie wird in Frankreich online geshoppt?
Im E-Commerce-Sektor entwickelte sich Frankreich in den vergangenen Jahren stark weiter und verfügt heute über ein ausgedehntes Netz an Click-and-Collect-Shops. Diese gewährleisten auch in ländlichen Gebieten einen unkomplizierten und sicheren Versand für Verbraucherinnen und Verbraucher. Zudem geben 29 Prozent der Gesamtbevölkerung an, heute mehr als vor der Pandemie online shoppen. Die breite Akzeptanz von Online-Shopping und die progressive Infrastruktur sollten sich deutsche Online-Händler zunutze machen.
Die Franzosen legen dabei einen großen Wert auf Sicherheit. Shops müssen deshalb zwingend als vertrauenswürdig eingestuft werden, was durch entsprechende Rezensionen und unabhängige Bewertungen vermittelt werden kann.
Ist das initiale Vertrauen aufgebaut, überwiegt in Frankreich die Lust auf ein effizientes Shopping-Erlebnis: Zwei Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich die Speicherung ihrer Daten, damit Folgeeinkäufe via One-Click-Bezahlung schneller abgeschlossen werden können.
Ein Blick ins Vereinigte Königreich
Mit einem Anteil von knapp über 20 Prozent an den gesamten europäischen E-Commerce-Umsätzen ist Großbritannien einer der fortschrittlichsten und wichtigsten Märkte im Online-Handel. Für einen möglichen Markteintritt sollten deutsche Händler eine Mobile-First-Strategie entwickeln, da In-App-Käufe und Shopping über Social-Media-Kanäle wie TikTok oder Instagram sukzessive zunehmen.
Ähnlich wie in Frankreich sehnen sich britische Konsumentinnen und Konsumenten nach einem verstärkten Sicherheitsgefühl: 81 Prozent geben an, dass dies eine übergeordnete Rolle bei der Entscheidung spielt, einen Online-Shop (abermals) aufzusuchen. Während die Briten im Inland auch Buy-Now-Pay-Later sowie das Lastschriftverfahren nutzen, gibt es bei den Bezahlmethoden bei ausländischen Online-Shops drei klare Favoriten: Kreditkarte, PayPal, Apple Pay.
Was gilt es in den Niederlanden zu beachten?
Ganz oben auf den Online-Einkaufslisten unserer niederländischen Nachbarn stehen Elektronik, Kleidung und Sportgeräte. Knapp ein Drittel der dortigen Konsumentinnen und Konsumenten shoppt häufiger online als in Prä-Corona-Zeiten.
Wollen deutsche Online-Händler dieses Potenzial nutzen, müssen die bevorzugten Bezahlmethoden iDEAL, PayPal und Kreditkarte unbedingt angeboten werden. Schließlich ist das Angebot der gewünschten Bezahlmethode für neun von zehn Niederländern Grundvoraussetzung, um letztendlich bei einem Shop zu bestellen. Außerdem ist ein umfassendes Support-Angebot für knapp drei Viertel (71 Prozent) der Bevölkerung von großer Bedeutung. Online-Händler, die mit integrierten Chatbots und Service-Hotlines arbeiten, haben hier Vorteile.
Durch SEO-Optimierung in Österreich punkten
Österreichische Verbraucherinnen und Verbraucher besuchen im europäischen Vergleich besonders häufig Vergleichsportale, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu identifizieren. Online-Händler sollten deshalb in SEO investieren, durch regelmäßiges Screening immer den Überblick über konkurrierende Shops behalten und eine flexible Preisgestaltung implementieren.
Außerdem wichtig: die gewünschte Bezahlmethode. 55 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden den Check-out-Prozess abbrechen, wenn nicht so bezahlt werden kann, wie gewünscht. Besonders beliebt: PayPal, Kreditkarte, SEPA-Überweisungen. Hohe Versandkosten oder zusätzliche Gebühren schrecken deutlich über die Hälfte der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten ebenfalls vom Kauf ab. Umgekehrt wirken kostenlose Retouren und einfache Rückgabebedingungen verkaufsfördernd und sollten – soweit das im grenzübergreifenden Handel möglich ist – angeboten werden.