Selbstständigkeit

Wie Sie Selbstzweifel bei der Gründung vermeiden

Zum Gründen braucht man die richtige Persönlichkeit. Davon gehen viele zumindest aus. Wieso für den Erfolg aber keine „Gründerpersönlichkeit“ benötigt wird und wie sich Selbstzweifel aus der Welt schaffen lassen.

10.05.2022

Jeder hat sie – die kleinen fiesen Gedanken, die sagen: „Du bist nicht gut genug.“ Manche können sie gut verdrängen und ignorieren. Andere sind da weniger erfolgreich und lassen es zu, dass diese Gedanken ihr Leben bestimmen. Und so scheitert dann manch eine hervorragende Geschäftsidee an den Selbstzweifeln der Gründerinnen und Gründer. 

Laut Tom Diesbrock, Psychologe und Buchautor, ist oft fehlendes Selbstbewusstsein schuld: „Selbst­zweifel sind meist die Konsequenz eines unklaren oder verzerrten Selbstbilds. Wer sich also nicht klarmacht, wie man sich selbst, seine Stärken, Schwächen und Eigenschaften sieht, bietet Ängsten viel Angriffsfläche.“ Besonders in der Anfangsphase einer Gründung können Ängste aufkommen – schließlich wird eine Idee nicht immer und unbedingt zu einem erfolgreichen Geschäft. Können Zweifel also manchmal angebracht sein?

Diesbrock verneint, denn Selbstzweifel würden uns zwingen, in der Komfortzone zu bleiben: „Das mag bequem sein, ist aber niemals sinnvoll. Klüger ist es, sich selbst und seine Grenzen differenziert zu betrachten und daraus Konsequenzen zu ziehen.“ Natürlich ist nicht jede Geschäftsidee eine gute. Wenn Gründerinnen und Gründer sich jedoch mit ihren Befürchtungen, den Risiken und Chancen auseinandersetzen, wird klar: „Eine schlechte Idee ist immer noch schlecht, auch wenn ich mich mit meinen Ängsten beschäftigt habe.“

Haben alle anderen es leichter?

Der Coach berichtet auch, dass Selbstzweifel bei der Gründung durchaus ein weitverbreitetes Phänomen seien: „Viele glauben, dass alle anderen Gründerinnen und Gründer kompetenter oder klüger sind oder sich besser verkaufen können. Die Gefahr ist dann groß, seiner Idee zu misstrauen und lieber nur das zu tun, was schon tausend andere machen, weil es vermeintlich bewährt ist. Oder man überlässt seinen Zweifeln das Kommando und bläst die Gründung ab.“

Ein Unternehmen zu gründen braucht Mut – und zudem viel Selbstbewusstsein. Manche behaupten sogar, es bräuchte die berühmt-berüchtigte „Gründer­per­sönlichkeit“. Diesbrock ist der Meinung, dass es weniger um die eigenen Charaktereigenschaften geht und viel mehr darum, mit ihnen richtig umzugehen und Lösungen zu finden. „Hätten sich nur Menschen mit einer ‚Gründerpersönlichkeit‘ selbstständig gemacht, würde es viele erfolgreiche Unternehmen und geniale Produkte heute wohl nicht geben“, betont er. 

Tipps, um Ängste und Selbstzweifel bei der Gründung zu bezwingen

Selbstzweifel haben eine echte Bremswirkung auf die Karriere – ob bei Gehaltsverhandlungen, wichtigen Präsentationen oder eben beim Schritt in die Selbstständigkeit. Der Psychologe hat daher drei Tipps für den Umgang mit akuten Angstsituationen:

  1. Bewusst atmen: Angst lässt uns in den Stressmodus schalten, sodass ein Teufelskreis aus Anspannung und negativen ­Gedanken droht. Daher ist der erste Schritt, bewusst zu atmen und sich körperlich zu lockern.
  2. Stärken aufschreiben: Dann ist es sinnvoll, sich darauf zu besinnen, wer man ist und was man kann. Dabei hilft es, sich aufzuschreiben, wie man sich wirklich sieht.
  3. Ängste nicht ignorieren: Die meisten Menschen befassen sich allerdings lieber nicht so genau mit ihren Ängsten. Das macht sie aber nur größer und schlimmer. Daher ist es wichtig, sich mit Worst-Case-Szenarien zu beschäftigen und sich auch darauf vorzubereiten. Meist stellt man dann fest, dass diese Szenarien sehr unrealistisch sind.