Welche C-Level-Positionen benötigen Unternehmen wirklich?
14.03.2022
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Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, welche C-Level-Position wirklich notwendig ist, hilft die alte Weisheit „form follows function“. Die zentralen Themen vieler Unternehmen vor oder im Transformationsprozess lauten: Digitalisierung, Wachstum und Unternehmenskultur. Welche Ziele sich Firmen setzen und welche Führungspersönlichkeiten mit Digital-Know-how ihnen dabei weiterhelfen, ist eine andere Frage. Ohne eine gründliche Analyse des Status quo und der bestehenden Organisationsarchitektur ist der Besetzungsprozess entsprechender Positionen zum Scheitern verurteilt – zumal in unterschiedlichen Phasen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Chefetage gestellt werden.

Zudem bedingt der rasant voranschreitende Transformationsprozess der gesamten Wirtschaft, dass sich oft ganze Vorstandsgremien neu aufstellen müssen. Es reicht nicht, die oder den einen Chief Digital Officer (CDO) anzustellen, um einen Haken hinter das Thema Digitalisierung zu machen. Alle im Vorstand müssen wissen, wie sich die Digitalisierung des Geschäftsmodells auf ihren oder seinen Bereich auswirkt und wie das Unternehmen darauf reagieren sollte.

Zurück also zur Ausgangsfrage: An welchen C-Level-Positionen kommen wachstums- wie zukunftsorientierte Mittelständler vor diesem Hintergrund nicht mehr herum?

Chief Digital Officer (CDO)

CDOs sind besonders dann wichtig, wenn Unternehmen erst am Anfang des Transformationsprozesses stehen. Sie oder er kann als „Evangelist“ fungieren – also als jemand, der tiefgehendes Wissen über digitale Technologien und Geschäftsmodelle mitbringt und dieses als Brückenbauerin beziehungsweise als Brückenbauer in die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens trägt.

Die Idealbesetzung ist eine Persönlichkeit, die sowohl über Erfahrung in der New Economy als auch in der Old Economy verfügt. Faktoren wie Empathie und analytische Fähigkeiten sind besonders relevant. CDOs müssen extrem viel kommunizieren, um abteilungsübergreifend Stakeholder abzuholen und einzubinden.

Der häufigste Fehler: Unternehmen sehen in der oder dem CDO den Alleskönner. Im Alleingang werden CDOs aber nicht erfolgreich sein. Um den Transformationsprozess erfolgreich einzuleiten, müssen ausreichend Ressourcen und ein Team zur Verfügung stehen.

Was dabei zu berücksichtigen ist: CDOs sind grundsätzlich nur eine Übergangslösung. Ist die Transformation in Schwung gekommen, geht ihre Funktion in allen Vorstandsressorts auf. Digitalisierung kennt schließlich keine Abteilungsgrenzen.

Chief Technology Officer (CTO) oder Chief Product Officer (CPO)

Alle Unternehmen, die ein digitales Produkt oder auch ihre eigene IT-Infrastruktur auf ein solides Qualitätsniveau hieven möchten, kommen ohne Technologievorstand (meist betitelt als CTO oder CPO) nicht aus. Während CDOs wie beschrieben als digitale Strippenzieher fungieren, verfügen CTOs und CPOs über mehr technologische Expertise.

Chief People & Culture Officer (CPCO)

Die Bezeichnungen für diese neue Form des Personalvorstands variieren von Unternehmen zu Unternehmen. Wichtiger als der schlussendliche Titel: Damit diese Vorstandsfunktion erfolgreich ist, darf die Rolle nicht mit der alten Personalleitung gleichgesetzt werden.

CPCOs verfügen heute über ein hohes Maß an analytischer Kompetenz. Sie übernehmen eine zentrale Funktion vor und während des Transformationsprozesses. So obliegt es ihnen zu analysieren, welches Digital-Know-how und Wissen bereits im Unternehmen schlummert und welche Lücken geschlossen werden müssen – entweder durch das Ausbilden interner Talente oder durch strategisches Recruiting. Gerade angesichts des extrem kompetitiven Arbeitnehmermarkts sind CPCOs umso wertvoller, je besser sie Systeme bauen können, in denen vorhandene Talente eines Unternehmens in ihren Zielen gefördert werden.

Viel zu oft halten Unternehmerinnen und Unternehmer die oberste HR-Funktion allerdings noch für einen HR-Administrator. Genau dies gilt es zu vermeiden. CPCOs können ihre gestalterische Aufgabe im Transformationsprozess nur ausfüllen, wenn sie im engen Austausch mit der Geschäftsführung stehen oder – noch besser – selbst ein Teil davon sind.

Chief Revenue Officer (CRO) oder Chief Growth Officer (CGO)

Der Titel sagt es bereits: CROs oder CGOs veranschaulichen das tief verwurzelte, lösungsorientierte Mindset der Digitalindustrie. Arbeiteten in der Old Economy Marketing, Kundenservice und Vertrieb koexistierend noch parallel zueinander (und im schlimmsten Fall aneinander vorbei), so zählt inzwischen alleine das Erreichen übergeordneter Wachstumsziele – ganz gleich, ob durch Marketing oder Vertrieb oder einen Mix aus beidem – und immer unter Berücksichtigung der Erfahrungen des Kundenservices.

Die oder der CRO oder CGO sorgen dafür, dass Vertrieb und Marketing ebenso wie der Kundenservice nicht in Silos arbeiten, sondern Unternehmen über eine Wachstumsstrategie aus einem Guss verfügen. Genau deswegen steuert der CRO alle umsatzrelevanten Bereiche im Sinne einer datengetriebenen und UX-basierten Customer-Journey. Dieses Vorgehen vereint die Prozesse und sorgt für ein Maximum an Transparenz.

Chief Executive Office (CEO) oder Managing Director (MD)

Die oder der CEO – also Geschäftsführerin oder Geschäftsführer – ist nun wahrlich keine neue Rolle. Allerdings stehen viele Mittelständler aktuell vor der Herausforderung, im Zuge der Transformation oder auch aufgrund der anstehenden Übergabe der Geschäfte an die nächste Generation geeignete Nachfolger zu finden. Zentral ist dabei das Verständnis von zukunftsfähiger Führung.

In Zeiten des radikalen Umbruchs sind Führungspersönlichkeiten gefragt, die über den Weitblick für Marktentwicklungen und Trends verfügen und die basierend auf dem vorhandenen unternehmerischen Kapital Strategien für neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln. Future Leaders treiben die Transformation nicht im Alleingang an, um ihrem großen Ego gerecht zu werden, sondern befähigen durch eine Kombination von Empathie und Analytik ihr Team, das Unternehmen der Zukunft aufzubauen.

Zur Person

Martina van Hettinga von i-potentials

Martina Van Hettinga

ist geschäftsführende Gesellschafterin bei i-potentials, der führenden Executive Search Boutique der digitalen Wirtschaft in der DACH-Region. Als Unternehmerin, Investorin und Beirätin hat sie bereits zahlreiche wachstumsorientierte digitale Start-ups und KMU aufgebaut

Kolumnen, Kommentare und Gastbeiträge auf DUP-magazin.de geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion.
14.03.2022
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