Wie definieren Sie den Begriff „Digital Talent“? Und was zeichnet diese als Arbeitnehmer aus?
Manuel Huhmann: „Digital Talents“ sind Personen, die über fundierte Kenntnisse in ein oder mehreren Digitaldisziplinen verfügen, deren Interessen den Tech-Trends gelten und die einen guten Blick für das große Ganze haben. Sie bringen die Fähigkeit mit, in neuen Geschäftsmodellen zu denken. Zudem sind vor allem „thinking outside the box“, Flexibilität und das Betrachten von Althergebrachtem aus einer neuen Perspektive Eigenschaften, die digitale Talente mitbringen müssen.
Mit welchen Herausforderungen werden Unternehmen beim Recruiting von digitalen Talenten konfrontiert? Und wie kann man diesen Herausforderungen begegnen?
Huhmann: Die Generation Y stellt neue Anforderungen an Arbeitgeber – und somit auch an das Recruiting. Digitale Talente verlangen klar definierte Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierepfade sowie interessante Aufgaben und Projekte, die sie möglichst eigenverantwortlich vorantreiben können. Sie wünschen sich eine Flexibilität, eine gute Work-Life-Balance, flache Hierarchien und offene Büroräume, die Kollaboration fördern. Besonders der Purpose wird für digitale Talente immer wichtiger – junge Talente wollen einen Sinn in dem sehen, was sie tun und sich mit ihrem Aufgabenbereich identifizieren.
Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen und diese auch langfristig zu halten – das bedarf einer strategischen Planung des Personalbedarfs sowie Förderungs- und Weiterbildungsprogrammen, damit es nicht zu einem „Digital Talent Gap“ kommt. Um junge Talente zu gewinnen, ist es wichtig, die Bedürfnisse der neuen Generation zu berücksichtigen sowie die Unternehmenskultur und Werte diesen anzupassen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Eine immer wichtigere strategische Rolle nimmt die Talentförderung ein: Mit Lern- und Entwicklungsmodellen kann eine kontinuierliche Weiterbildung gewährleistet werden. Und das mit Erfolg, denn junge Talente können so im Unternehmen gehalten werden.
Welche Mittel und Wege des Recruitings, mit denen man insbesondere digitale Talente erreichen könnte, haben Unternehmen hierzulande zu selten im Fokus?
Huhmann: Einen guten Zugang zu jungen digitalen Talenten bietet das Recruiting über Social Media. Hier können Unternehmen von einer zielgerichteten und persönlicheren Ansprache profitieren. Ein weiterer Pluspunkt: Mithilfe des Influencer-Marketings durch Postings über die Unternehmenskultur und die Werte kann der Purpose eines Unternehmens gefestigt werden. Ebenso kann Employer Branding dazu genutzt werden, die Außenwirkung der eigenen Firma den Erwartungen des Bewerbers anzupassen. Vielen Unternehmen mangelt es noch an einer ganzheitlichen Candidate Experience. Wer diese bietet, kann seinen positiven Gesamteindruck optimieren.
Wie viel des Mangels an digitalen Talenten kann man durch Re- und Upskillingmaßnahmen im eigenen Unternehmen kompensieren?
Huhmann: Durch gezielte Maßnahmen kann man doch einiges bewegen, um im Wettbewerb um die besten Talente die Nase weiter vorne zu haben. Schließlich werden die wettbewerbsfähigsten Unternehmen diejenigen sein, die sich für eine Umschulung und für das Upskilling ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden. Denn die Digital-Native-Denkweise fördert den internen Fortschritt und damit auch die digitale Transformation eines Unternehmens.