Gesund und produktiv im Job

Ausgewogene Ernährung am Arbeitsplatz: So geht’s

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um leistungsfähig zu bleiben. Doch gerade im Arbeitsalltag kann es schwer sein auf gesundes Essen zu achten. Der Griff zum süßen Snack scheint vielfach leichter zu sein als der Griff zu Obst oder Gemüse. Und die Mittagspause am Schreibtisch zu verbringen wirkt attraktiver als ein kurzer Spaziergang. Wie ließe sich das ändern?

22.03.2023

Zwischen langen Meetings und Calls, engen Deadlines und unzähligen E-Mails und Teams- oder Slack-Nachrichten können die Mittagspause und eine ausgewogene Ernährung schon mal auf der Strecke bleiben.

„Die Mittagspause sollte wieder einen höheren Stellenwert im Arbeitsleben bekommen. Besonders an herausfordernden Arbeitstagen ist ein Ausgleich wichtig“, sagt Patrick Löffler, CEO von givve. Über die givve Lunch App können Arbeitgebende ihren Mitarbeitenden einen Essenzuschuss gewähren und zugleich steuerlich profitieren.

Löffler fordert im Interview: Schluss mit Desktop-Dining! „Unser Konzept der steuerfreien Erstattung des Mittagessens durch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber soll Beschäftigte motivieren, in ihrer Pause vor die Tür zu gehen, sich zu bewegen und etwas Gesundes zu essen.“

Verführung lauert überall – und birgt Gefahren

Denn das – so zeigen Zahlen von Statista – machen zu wenige Arbeitnehmende: 24 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer sagen, sie haben während der Arbeit keine Zeit für gesunde Mahlzeiten. Doch warum erschwert der Berufsalltag scheinbar eine ausgewogene Ernährung?

Zum einen bleibt oft kaum Zeit, um sich Gedanken über die nächste Mahlzeit zu machen. Da greift man schnell zur ungesunden Alternative in der Kantine, aus dem Automaten oder vom Lieferservice. Und nach der Arbeit fehlt scheinbar die Motivation, um noch selbst zu kochen. Laut Statista bringen lediglich 36 Prozent der Deutschen selbstzubereitetes Essen mit zur Arbeit.

Zum anderen verleiten einen auch die Kolleginnen und Kollegen zum Griff zu ungesunden Snacks. Schließlich stehen oft genug Kekse, Kuchen, Schokolade und andere verführerische Leckereien in der Küche. Und wenn dann mal wieder der Stresspegel besonders hoch ist, ist Süßes eben genau das richtige, um schnell nochmal Energie zu bekommen.

Energiereiche, aber nährstoffarme Lebensmittel oder unausgewogene Mahlzeiten – etwa das Schnitzel mit Pommes – sättigen zwar für den Moment. Langfristig belasten sie aber den Stoffwechsel und fördern ernährungsbedingte Erkrankungen.

Zu bewussterem Essverhalten motivieren

Dabei ist eine ausgewogene Ernährung am Arbeitsplatz nicht unmöglich. Genau genommen würden wir uns damit einen sehr großen Gefallen tun und könnten uns den beruflichen Alltag erleichtern. Denn gesundes Essen ist eine wesentliche Voraussetzung für produktives und konzentriertes Arbeiten.

Zu einer gesundheitsförderlichen Speisenauswahl zu motivieren – das ist auch Aufgabe des Arbeitgebers. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements lassen sich Maßnahmen ergreifen, die das Ernährungsverhalten nachhaltig positiv beeinflussen. Das bringt auch steuerliche Vorteile: Nach § 3 Nr. 34 Einkommensteuergesetz können Arbeitgeber jährlich bis zu 600 Euro pro Mitarbeitenden zusätzlich zum Lohn steuerfrei für Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit aufwenden.

Dabei muss es ist nicht immer ein betriebseigener Koch oder Ernährungsberater sein. Schon mit kleinen Mitteln kann gesündere Ernährung in den Arbeitsalltag integriert werden. Dazu zählen beispielweise ein Angebot gesunder Snacks in der Küche, die Optimierung des Angebots in der Kantine, Kochkurse, der Austausch von Rezepten für schnelle gesunde Gerichte untereinander oder gemeinsame Mahlzeiten in der Mittagspause. Flexible Pausenzeiten können Mitarbeitenden zudem ausreichend Zeit geben, um eine gesunde Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Der vegane Start ins Jahr

Darüber hinaus gibt es verschiedene Aktionen und Initiativen, an denen sich Unternehmen beteiligen können – etwa den „Veganuary“.

Veganuary ist eine gemeinnützige Organisation, die Menschen weltweit motiviert, sich im Januar und bestenfalls auch darüber hinaus rein pflanzlich zu ernähren. Allein in Deutschland, wo der Januar seit 2020 unter dem Motto steht, beteiligen sich inzwischen mehr als 420 Unternehmen am Aktionsmonat. Insbesondere mit der „Veganuary Workplace Challenge“ will man auch Menschen erreichen und von veganer Ernährung überzeugen, die in ihrem privaten Umfeld bisher keine Berührungspunkte damit hatten.

Wer alles beim Veganuary mitmacht

Beim Modegiganten Gerry Weber beispielsweise geht die Vorstandvorsitzende Angelika Schindler-Obenhaus mit gutem Beispiel voran und absolvierte im Januar eine 31-Tage-Challenge. „Der Veganuary ist eine gute Gelegenheit, nochmals das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir mit einer rein pflanzlichen Ernährung einen Beitrag zur Reduzierung unseres persönlichen CO2-Fußabdrucks und somit zum Schutz des Klimas und der Biodiversität leisten können“, so Schindler-Obenhaus.

Das Betriebs-Café in der Zentrale von Unilever in Hamburg wurde für zwei Wochen komplett vegan. Außerdem erhielten alle Mitarbeitenden Goodie-Bags mit veganen Unilever-Produkten. In den Kantinen der Targobank gab es im Januar an ausgewählten Standorten täglich vegane Mittagsgerichte. Außerdem veranstaltete die Bank vegane Online-Kochkurse und verloste Kochbücher.

Die Haustierversicherung Agila überraschte ihre Mitarbeitenden mit einem veganen Restaurantführer für den Unternehmensstandort Hannover. Außerdem gab es gemeinsame vegane Mittagspausen. Und beim Chemiekonzern BASF begleitete eine Ernährungswissenschaftlerin den Veganuary mit einer Vodcast-Serie.

„Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, aber auch auf die Umwelt. Es ist klar: Nur in einer gesunden Umwelt kann auch ein gesunder Mensch leben“, sagt Anja-Kristin Wolfsohn-Brand, Geschäftsbereichsleiterin Consulting und Prävention bei der Betriebskrankenkasse VBU. „Deswegen unterstützen wir die Aktion Veganuary. Mit vielen Aktionen rund um den veganen Neujahrsstart möchten wir unsere Mitarbeitenden für eine Teilnahme begeistern, aber auch unseren Kundinnen und Kunden zeigen: Eine klimabewusste Ernährung tut gut, schmeckt gut – und leistet einen wichtigen Beitrag für eine gesunde und intakte Umwelt.“

Was die DGE für eine ausgewogene Ernährung empfiehlt

Was sich grundsätzlich immer empfiehlt: den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu folgen. Für eine ausgewogene Ernährung am Arbeitsplatz rät diese unter anderem:

  • Wer zwischendurch zu Obst, Gemüse-Sticks oder einer Handvoll Nüssen greift, kann Leistungstiefs, Heißhunger und Stress-Essen vorbeugen.
  • Wenn man in der Mittagspause Fastfood isst, fehlen oft wichtige Nährstoffe. Zum Ausgleich sollte man Obst, Gemüse oder Milchprodukte zu sich nehmen.
  • Die Pause nicht vor dem Computer verbringen und während des Essens nicht arbeiten! Besser ist es, feste Pausenzeiten im Kalender einzutragen, um bewusst zu essen und kurz abzuschalten.
  • Auch am Arbeitsplatz ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Es sollten etwa 1,5 Liter am Tag sein – am besten Wasser oder ungesüßte Tees.

Und generell gilt: Die Ernährung sollte an die Tätigkeit angepasst sein. Wer seinen Arbeitstag primär im Sitzen verbringt, braucht weniger Energie als zum Beispiel Bauarbeiter oder Landwirte. Und wer in Schichtarbeit und vor allem nachts arbeitet, sollte darauf achten, nur leichte Mahlzeiten während der Arbeit zu sich zu nehmen. Denn nachts schaltet die Verdauung in den Ruhemodus.