Spoiler-Alarm! Dies ist kein herkömmlicher Fahrbericht. Es ist eine Verneigung vor japanischer Handwerkskunst in Perfektion – dem Lexus LC 500 Ultimate Edition. Schon bald endet die Ära des Luxuscabrios mit seinem Achtzylinder-Triebwerk und satten 464 PS unter der filigranen Haube. Die regulatorischen Auflagen für diese Verbrennerantriebe sind einfach zu hoch. Aber eben noch nicht jetzt. Und auch nicht überall. In der EU und hierzulande schon, aber beispielsweise (noch) nicht in den USA. Auf einer Frühlingstour über den Brenner bis nach Mailand haben wir Abschied genommen.
Kraftvoll, elegant, unwiderstehlich
München, Sonntagmorgen, Leopoldstraße: Das Verdeck des LC 500 Cabriolet muss runter, zumindest für einen Moment. Acht Grad Celsius lassen uns schon kurz hinter dem Siegestor umdenken. Per Knopfdruck schließt sich die lederne Stoffmütze in Sekundenschnelle – während der Fahrt, klar. Trotz gelungener Geräuschdämmung bleibt das Fauchen des V8-Motors. Ein kurzes Tippen aufs Gaspedal genügt, und das 464 PS starke Aggregat jault auf. Das V8-Röhren aus den Tiefen des Triebwerks weckt Emotionen. Markiert es doch wie kaum etwas anderes die fossile Blüte des automobilen Freiheitsdrangs. Da lässt sich – Nachhaltigkeit hin, CO2-Fußabdruck her – wenig darüber diskutieren: Genau so müssen fünf Liter Hubraum klingen – geht gar nicht anders.
Richtung Rosenheim, ein erster kräftiger Kickdown. Das straffe Fahrwerk, die großen Schlappen (21-Zöller) und die feinfühlige Abstimmung drücken das LC 500 Cabriolet kraftvoll auf den Asphalt, das trotz seiner zwei Tonnen in fünf Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und bei 270 km/h abgeriegelt ist. Ein Gran Turismo im besten Sinne: extrem agil, aber komfortabel und wie geschaffen für dynamisches Cruisen. Kurz nach dem Grenzübertritt bei Kufstein ist es vorbei mit dem Geschwindigkeitsrausch. Tempobegrenzungshinweise signalisieren: 110 respektive 130 km/h. Austrias grüne Täler und die kargen, kaum noch schneebedeckten Berge ziehen an uns vorbei.
Der Lexus LC 500 Ultimate Edition ist ein limitiertes Meisterstück
Gleich ins Auge fällt die weiße Sonderlackierung „Hakugin“ der Ultimate Edition. Das elegante matte Finish – versiegelt durch eine satinierte Lackschicht – verweist auf Lexus’ Supersportwagen LFA. Stimmig sind auch die schwarzen Karosserie-Elemente, die das exklusive und geschärfte Erscheinungsbild kontrastieren. Diese schwarzen Akzente finden sich auch am Kühlergrill, an den Scheinwerfereinfassungen, Stoßfängern, Außenspiegeln und der Abdeckung sowie an den Heckleuchten und der Auspuffblende wieder. Zudem kommen die erstmals verbauten speziellen Lufteinlässe am vorderen Stoßfänger zum Einsatz, die den Auftrieb an der Fahrzeugfront verringern und die besondere Abstimmung des bärenstarken Saugers unterstreichen.
Im Innenraum: edles Kachi-Blau – eine Farbe, die in Japan seit der Antike als Glück verheißend gilt. Der bläulich-schwarze Farbton Kachi-iro („Siegerfarbe“) findet sich sogar in Fäden wieder, die schon für Samurai-Rüstungen verwendet wurden. Und wer das Glück hat, eines von 165 limitierten Exemplaren der Ultimate Edition zu ergattern, muss gar nicht umständlich im Fahrzeugbrief nach der Seriennummer suchen. Sie ist als Aluminiumplakette direkt am Schaltknauf eingestanzt.
Mit dem Lexus durch Italien
Tankstopp nahe Bolzano (Bozen). Es ist so richtig Sommer in Südtirol: 27 Grad. Wir kramen die Sonnencreme aus dem kleinen Kofferraum des 2+2-Sitzers, der immerhin Platz für zwei Handgepäckstücke bietet. Während der Open-Air-Fahrt haben wir die Sonne gar nicht so wahrgenommen, uns blendend unterhalten und dabei neben der vorzüglichen Geräuschdämmung auch das Wohlfühlambiente gelobt. Die Lexus-Konstrukteure haben zwei Windschotte und einen wärmenden Nackenföhn an den Kopfstützen verbaut. Die fein abgestimmte Klimaautomatik tut ihr Übriges.
Auf der Via Fossalta 17 geht es weiter Richtung Mailand in einem weiteren von Lexus’ letzten Achtzylindern: dem geschlossenen Lexus RC F. Das Sportcoupé hat den gleichen Achtzylinder-Benziner an Bord wie der LC 500 und wartet mit demselben Leistungsspektrum und Fahrspaß auf. Wie lange noch, wird sich zeigen. Aber man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass aufgrund der immer strengeren CO2-Bestimmungen der EU die Tage der hoch performanten V8-Verbrenner gezählt sind. Wie bei nahezu allen anderen Herstellern werden diese PS-Relikte allmählich ausgemustert – auch bei Lexus. Arrivederci, LC 500, ciao, RC-F!
Auf der Milan Design Week 2024, der weltweit größten Designveranstaltung, haben wir mit Koichi Suga, dem Chefdesigner von Lexus, über den Designprozess zwischen Tradition und Innovation gesprochen.