Mobilität

Mit dem neuen Lexus der Sonne entgegen

Acht Zylinder in V-Formation, fünf Liter Hubraum und 464 PS. Lexus hat das LC 500 Cabriolet in der Ultimate Edition an den Start gebracht. Limitiert, versteht sich. Wir erleben das spektakuläre Cabrio auf einem Roadtrip von München nach Mailand. Es ist der letzte seiner Art.

Der neue Cabrio Lexus von Toyota.

18.06.2024

Spoiler-Alarm! Dies ist kein herkömmlicher Fahrbericht. Es ist eine Verneigung vor japanischer Handwerkskunst in Perfektion – dem Lexus LC 500 Ultimate Edition. Schon bald endet die Ära des Luxuscabrios mit seinem Achtzylinder-Triebwerk und satten 464 PS unter der filigranen Haube. Die regulatorischen Auflagen für diese Verbrennerantriebe sind einfach zu hoch. Aber eben noch nicht jetzt. Und auch nicht überall. In der EU und hierzulande schon, aber beispielsweise (noch) nicht in den USA. Auf einer Frühlingstour über den Brenner bis nach Mailand haben wir Abschied genommen.

Kraftvoll, elegant, unwiderstehlich

München, Sonntagmorgen, Leopoldstraße: Das Verdeck des LC 500 Cabriolet muss runter, zumindest für einen Moment. Acht Grad Celsius lassen uns schon kurz hinter dem Siegestor umdenken. Per Knopfdruck schließt sich die lederne Stoffmütze in Sekundenschnelle – während der Fahrt, klar. Trotz gelungener Geräuschdämmung bleibt das Fauchen des V8-Motors. Ein kurzes Tippen aufs Gaspedal genügt, und das 464 PS starke Aggregat jault auf. Das V8-Röhren aus den Tiefen des Triebwerks weckt Emotionen. Markiert es doch wie kaum etwas anderes die fossile Blüte des automobilen Freiheitsdrangs. Da lässt sich – Nachhaltigkeit hin, CO2-Fußabdruck her – wenig darüber diskutieren: Genau so müssen fünf Liter Hubraum klingen – geht gar nicht anders.

Richtung Rosenheim, ein erster kräftiger Kickdown. Das straffe Fahrwerk, die großen Schlappen (21-Zöller) und die feinfühlige Abstimmung drücken das LC 500 Cabriolet kraftvoll auf den Asphalt, das trotz seiner zwei Tonnen in fünf Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und bei 270 km/h abgeriegelt ist. Ein Gran Turismo im besten Sinne: extrem agil, aber komfortabel und wie geschaffen für dynamisches Cruisen. Kurz nach dem Grenzübertritt bei Kufstein ist es vorbei mit dem Geschwindigkeitsrausch. Tempobegrenzungshinweise signalisieren: 110 respektive 130 km/h. Austrias grüne Täler und die kargen, kaum noch schneebedeckten Berge ziehen an uns vorbei.

Der Lexus LC 500 Ultimate Edition ist ein limitiertes Meisterstück

Gleich ins Auge fällt die weiße Sonderlackierung „Hakugin“ der Ultimate Edition. Das elegante matte Finish – versiegelt durch eine satinierte Lackschicht – verweist auf Lexus’ Supersportwagen LFA. Stimmig sind auch die schwarzen Karosserie-Elemente, die das exklusive und geschärfte Erscheinungsbild kontrastieren. Diese schwarzen Akzente finden sich auch am Kühlergrill, an den Scheinwerfereinfassungen, Stoßfängern, Außenspiegeln und der Abdeckung sowie an den Heckleuchten und der Auspuffblende wieder. Zudem kommen die erstmals verbauten speziellen Lufteinlässe am vorderen Stoßfänger zum Einsatz, die den Auftrieb an der Fahrzeugfront verringern und die besondere Abstimmung des bärenstarken Saugers unterstreichen.

Im Innenraum: edles Kachi-Blau – eine Farbe, die in Japan seit der Antike als Glück verheißend gilt. Der bläulich-schwarze Farbton Kachi-iro („Siegerfarbe“) findet sich sogar in Fäden wieder, die schon für Samurai-Rüstungen verwendet wurden. Und wer das Glück hat, eines von 165 limitierten Exemplaren der Ultimate Edition zu ergattern, muss gar nicht umständlich im Fahrzeugbrief nach der Seriennummer suchen. Sie ist als Aluminiumplakette direkt am Schaltknauf eingestanzt.

Mit dem Lexus durch Italien

Tankstopp nahe Bolzano (Bozen). Es ist so richtig Sommer in Südtirol: 27 Grad. Wir kramen die Sonnencreme aus dem kleinen Kofferraum des 2+2-Sitzers, der immerhin Platz für zwei Handgepäckstücke bietet. Während der Open-Air-Fahrt haben wir die Sonne gar nicht so wahrgenommen, uns blendend unterhalten und dabei neben der vorzüglichen Geräuschdämmung auch das Wohlfühlambiente gelobt. Die Lexus-Konstrukteure haben zwei Windschotte und einen wärmenden Nackenföhn an den Kopfstützen verbaut. Die fein abgestimmte Klimaautomatik tut ihr Übriges.

Auf der Via Fossalta 17 geht es weiter Richtung Mailand in einem weiteren von Lexus’ letzten Achtzylindern: dem geschlossenen Lexus RC F. Das Sportcoupé hat den gleichen Achtzylinder-Benziner an Bord wie der LC 500 und wartet mit demselben Leistungsspektrum und Fahrspaß auf. Wie lange noch, wird sich zeigen. Aber man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass aufgrund der immer strengeren CO2-Bestimmungen der EU die Tage der hoch performanten V8-Verbrenner gezählt sind. Wie bei nahezu allen anderen Herstellern werden diese PS-Relikte allmählich ausgemustert – auch bei Lexus. Arrivederci, LC 500, ciao, RC-F!

Auf der Milan Design Week 2024, der weltweit größten Designveranstaltung, haben wir mit Koichi Suga, dem Chefdesigner von Lexus, über den Designprozess zwischen Tradition und Innovation gesprochen.

Portrait von Koichi Suga von Lexus.

Koichi Suga

ist seit über 35 Jahren der Chefdesigner von Lexus für die Toyota Motor Corporation tätig. Seit 2018 leitet Koichi Suga den weltweiten Designbereich von Lexus

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Warum ist die Mailänder Designwoche für Lexus so wichtig?

Koichi Suga: Zum einen ist da unsere Ausstellung „Time“, die zeigt, wie Software- und Energie-Innovationen die künftige Entwicklung von Fahrzeugen beeinflussen und wie diese Modelle Luxus und CO₂-Neutralität miteinander verbinden. Inspiration liefert unter anderem die Studie LF-ZC (steht für Lexus Future Zero-emission Catalyst, Anm. d. Red.), die die Möglichkeiten eines Elektrofahrzeugs der nächsten Generation illustriert. Zum anderen sollte sich hier jeder Designer informieren und inspirieren lassen. Hier werden die Trends und Entwicklungen des Designs der Zukunft vorgedacht. Deshalb ist natürlich auch Lexus hier.

Was ist denn das Besondere am Lexus-Design?

Suga: Es kombiniert kreative Exzellenz mit ästhetischer Präzision. Es ist mutig, selbstbewusst und provokant. Wir nehmen Bezug auf konträre Perspektiven und integrieren dabei verschiedene Kulturen. Es ist auch Ausdruck unseres freien Denkens. Insbesondere während der Konzeptionsphase legen wir größten Wert auf originelle Ideen – denn sie sind für uns die Basis für visionäres Fahrzeugdesign. Oder, um unseren Chief Branding Officer Simon Humphries zu zitieren: „Lexus arbeitet stetig daran, Grenzen zu verschieben und Horizonte zu erweitern, um die Erwartungen seiner Kunden zu übertreffen.“

Wie wichtig sind traditionelle Einflüsse und Stil?

Suga: Sie sind und bleiben sehr wichtig. Schließlich wollen wir ein schönes, emotional aufgeladenes und begehrliches Produkt erschaffen. Dabei ist für mich die Liebe zum Detail ausschlaggebend, die sich in hochwertigen Materialien und raffinierten, anspruchsvoll gefertigten Extras widerspiegelt. Wir setzen damit unverwechselbare Premiumakzente, mit denen sich Lexus vom Wettbewerb abhebt.

Weil ein Auto eben nicht nur einfach ein Fortbewegungsmittel ist?

Suga: Exakt. Design ist und bleibt aus meiner Sicht das Wichtigste. Es weckt Emotionen und Begierde. Auftritt und Aussehen geben den Ausschlag, weshalb sich jemand für ein bestimmtes Auto, im besten Fall für einen Lexus, entscheidet. Das Design macht den Unterschied!

Wird sich das mit der Transformation zu elektrifizierten Autos ändern?

Suga: Ja, das ist doch ein sehr gro.er Unterschied, weil es keinen klassischen Motor mehr gibt. Also muss die Front sehr niedrig sein, und es gibt keinen Kühlergrill mehr. Auch die Aerodynamik muss im Vergleich zum Verbrenner stark verbessert werden. Daher unterscheidet sich der technische Gesichtspunkt sehr stark von dem des Vorgängers. Das reine Außendesign bleibt meiner Meinung nach dasselbe, weil es den Kunden anspricht. Deshalb wollen wir ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Aspekten der Aerodynamik und einem weiterhin sportlichen Aussehen halten.

Wir sind mit dem LC 500 Cabriolet nach Mailand gereist. Ein tolles Auto! Wäre es ein E-Auto, würde es dann anders aussehen?

Suga: Ja, denn im LC haben die Insassen eine sehr niedrige Sitzposition, was die Unterbringung der Batterie schwierig macht. Zudem brauchen wir Platz für das versenkbare Dach. Aber wir wären nicht Lexus, um nicht neue, smarte L.sungen zu finden.

Also genießen wir den LC, solange es noch geht.

Suga: Unbedingt! Ein wirklich ikonischer Sportwagen und faszinierendes Cabriolet zugleich. Er ist die perfekte Vereinigung von ausdrucksstarkem Design und hervorragender Ingenieurskunst zu einem faszinierenden und zugleich luxuriösen Fahrerlebnis.