Die ING Deutschland hat sich nach einem herausfordernden Jahr 2022 in den zurückliegenden zwölf Monaten hervorragend geschlagen. Insbesondere die Zinswende hat der Direktbank ING Deutschland Spielräume eröffnet – „und die haben wir genutzt“, sagte CEO Nick Jue auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Er meinte damit den Zuwachs von netto jeweils rund 250.000 Neukunden, insgesamt wie bei Kunden, die die ING Deutschland als Hausbank nutzen. Und natürlich auch das Plus beim Vorsteuerergebnis 2023 auf den Rekordwert von 2,47 Milliarden Euro. Es liegt damit zweieinhalbmal höher als im Vorjahr.
Früh auf die Zinswende gesetzt
Neue Kunden habe die Direktbank, die zu 100 Prozent zum niederländischen Finanzkonzern ING gehört, mit Zinsangeboten angesprochen, so Jue. Solche Aktionen hätten etwa im November einen Rekordzuwachs gebracht. Sein Unternehmen habe frühzeitig auf die Zinswende gesetzt und „als Vorreiter das klassische Sparen wieder attraktiv gemacht“, sagte der CEO, aber auch mit anderen Produkten gepunktet. So sei es möglich gewesen, Neukunden zu binden. Das Plus bei den Hausbankkunden, die neben einem Girokonto mit regelmäßigem Gehaltseingang mindestens einen weiteren Service der Bank nutzen, ist ein Beleg dafür.
So wuchsen die Kundeneinlagen auf Sparprodukten und Girokonten um sechs Prozent auf knapp 143,6 Mrd. Euro. Die Zahl der Girokonten legte demnach um 279.000 auf 3,4 Millionen zum Jahresende 2023 zu. Die Anzahl der für Kunden geführten Wertpapierdepots sei im Jahresvergleich um 191.00 auf 2,5 Millionen gestiegen, deren addiertes Volumen binnen Jahresfrist um 22 Prozent auf 88,6 Milliarden Euro.
Schwächeres Baufinanzierungsgeschäft aufgefangen
Frisch zur Chief Financial Officer ab 1. April 2024 designiert, freute sich Nurten Erdogan ganz besonders über das starke Ergebnis. Positiv beeinflusst worden sei es durch das im Vergleich zu 2022 um 1,45 auf 3,7 Millionen Euro gesteigerte Zinsergebnis gewesen. Zugleich habe die Risikovorsorge nach der Auflösung von Engagements mit Russlandbezug erheblich reduziert werden können. So sei das schwächere Baufinanzierungsgeschäft aufgefangen worden. Hier habe das Neugeschäft deutlich unter dem Vorjahreswert gelegen, das Bestandsvolumen dennoch um zwei Prozent auf 92,7 Milliarden Euro zugelegt. Das Volumen der Verbraucherkredite sei leicht ebenfalls um zwei Prozent auf zehn Milliarden Euro gewachsen.
Geschäft mit Mittelstand gewinnt an Fahrt
Als ein Wachstumsfeld definiert die ING das Business Banking für kleinere und mittelgroße Unternehmen sowie Selbstständige und freiberuflich Tätige wie Ärzte oder Apothekerinnen. Angebote, etwa eine Verknüpfung von Giro- mit verzinstem Tagesgeldkonto, seien in dieser Kundengruppe bereits gut angekommen. An einem Geschäftskontoangebot „wollen wir in diesem Jahr arbeiten“, kündigt Jue an. Klar sei schon jetzt: „Wir sind auf dem besten Wege, unser Business Banking zu einer tragfähigen dritten Säule auszubauen.“
Wachsen soll auch das Privatkundengeschäft, für das Jue die Zielmarke von zehn Millionen Kunden für 2025 ausgegeben hatte. Diese sei „in Reichweite, aber sportlich“. Im zuletzt schwierigen Baufinanzierungsgeschäft zeigt der Trend laut Jue aufwärts: Angesichts höherer Darlehenszinsen sei die Tilgung der Kunden etwas geringer, es gebe aber „erste Anzeichen für Besserung“. Zusammen mit dem Wholesale Banking, das sich an große, internationale Geschäftskunden richtet und das 2024 an das Vorjahreswachstum anknüpfen soll, zeichnete der CEO damit ein optimistisches Bild nach einem Jahr, das er knapp bilanzierte: „Es war ein außergewöhnlich erfolgreiches Geschäftsjahr.“