Diversifikation

Was Anleger aus dem Meta-Crash lernen sollten

230 Milliarden Dollar hat der Facebook-Mutterkonzern Meta kürzlich eingebüßt – der größte Tagesverlust in der Geschichte der US-Börsen. Der Crash zeigt wieder einmal, dass Anleger nicht alles auf eine Karte setzen sollten. Doch wie bewahrt man sein Vermögen vor solchen Risiken? Zwei Experten im Streitgespräch.

14.02.2022

Inflation, Corona, Ukraine-Konflikt: Investoren haben derzeit viele Gründe nervös zu sein. Wie schnell sie auf den „Verkaufen“-Button drücken, zeigte zuletzt der Kursrutsch von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook, eindrucksvoll. Maue Wachstumsaussichten beim Quartalsbericht genügten, um die Aktie auf eine historische Talfahrt zu schicken. 230 Milliarden Dollar Marktwert wurden binnen eines Tages pulverisiert – so viel wie Volkswagen und Siemens zusammen wert sind. Ein trauriger Rekord.

Was macht erfolgreiche Diversifikation aus?

Der Meta-Crash bestätigt die alte Börsenweisheit, nie alle Eier in einen Korb zu legen. Aber wie viele Aktien sind nötig, um das Risiko wirklich zu senken? Sind Anleger mit einem breiten Index wie dem MSCI World schon gut aufgestellt? Oder lassen sich auch mit wenigen Titeln, also mit einem konzentrierten Portfolio, die größten Untiefen umschiffen?

DUP UNTERNEHMER hat für das Talk-Format „Pro & Contra“ mit zwei Experten zu diesem Thema gesprochen. Ein Befürworter konzentrierter Portfolien ist John William Olsen, Manager des M&G (Lux) Global Sustain Paris Aligned Fund. Dr. Martin Dietz setzt dagegen auf eine möglichst breite Streuung. Er ist Head of Diversified Strategies bei der Fondsgesellschaft LGIM. Ring frei!

John William Olsen

ist Manager des M&G (Lux) Global Sustain Paris Aligned Fund

Martin Dietz

ist Head of Diversified Strategies bei der Fondsgesellschaft LGIM

Lassen Sie uns „Elevator Pitch“ spielen. Jeder hat zwei Minuten Zeit, um sein Investmentkonzept kurz vorzustellen.

Martin Dietz: Es gibt nicht so viele Dinge, die wir sicher wissen, wenn es ums Investieren geht. Aber eine Sache, die wir wissen, ist, dass wir alle sehr hohe risikobereinigte Renditen erzielen wollen. Daher ist das Risikomanagement wichtig. Und Risikomanagement bedeutet Diversifizierung. Denn es ist die Möglichkeit, Risiken zu managen, ohne auf Rendite zu verzichten. John William Olsen: Wir wollen für unsere Kunden langfristig die bestmögliche risikoadjustierte Rendite erzielen. Und dafür ist ein fokussierter Ansatz sinnvoll. Denn was das Risikomanagement angeht, so glaube ich nicht, dass man ein sehr breites Portfolio braucht, um diversifiziert zu sein. Man kann das Risiko auch mit einer relativ begrenzten Anzahl von Aktien reduzieren. In meinem Fonds ist die Volatilität zum Beispiel geringer als die der Benchmark.

Viele Anleger haben zuletzt sehr erfolgreich auf ETF gesetzt. Was entgegnen Sie als aktiver Fondsmanager?

Olsen: Ja, der ETF-Ansatz hat in den letzten Jahren tendenziell besser abgeschnitten als der Durchschnitt einer breiten Palette von aktiven Managern. Das heißt natürlich nicht, dass alle aktiven Manager durchweg schlechter abschneiden. Die Anleger müssen also aktive Fondsmanager finden, denen es gelingt, über lange Zeiträume hinweg eine Outperformance zu erzielen. Zurzeit finden an den Märkten Veränderungen statt, die dazu führen können, dass aktive Manager einen viel größeren Vorteil gegenüber breiteren ETF haben.

Also hat der Erfolg der ETF Ihre Arbeit leichter gemacht?

Olsen: Die großen börsengehandelten Fonds – etwa der S&P 500 ETF oder der globale MSCI ETF – kaufen wahllos jede Aktie im Index auf der Grundlage der Marktkapitalisierung. Wenn alle Anleger nur darauf setzen würden, würden die Märkte nicht mehr funktionieren. Man braucht jemanden, der den Wert der Aktien reguliert. Und man braucht jemanden, der entscheidet, ob etwas auf dem Markt billig oder teuer ist oder ob es wächst oder nicht wächst. Ich denke also, dass aktive Anleger durchaus ihren Wert haben. Ich glaube auch, dass wir in einer besseren Position sind, um unseren Einfluss als verantwortungsvolle aktive Investoren zu nutzen.

Wie viele verschiedene Titel sollten Anleger im Portfolio haben, um optimal diversifiziert zu sein?

Dietz: Man kann das nicht generell an der Zahl der Aktien festmachen. Wir setzen auf Multi-Asset, weil alle Standardaktien bis zu einem gewissen Grad vom Unternehmensgewinnzyklus, dem BIP-Wachstum und dem Konjunkturzyklus angetrieben werden. Deswegen kann es sinnvoll sein, den Horizont zu erweitern, indem man etwa Schuldtitel aus Schwellenländern ins Portfolio aufnimmt oder versucht, sich an den Immobilienmärkten zu engagieren. Auch die Devisenmärkte und Rohstoffe sind wichtig, um zur Diversifizierung eines Portfolios beizutragen.

In einer echten Krise kann es passieren, dass die Kurse auf sehr breiter Basis einbrechen. Hat die Diversifikation also ihre Grenzen?

Dietz: Ja, es gibt Grenzen. Besonders dann, wenn die Märkte im „risk on, risk off“-Modus sind. Das heißt, alles wird zum gleichen Zeitpunkt verkauft, weil Investoren Liquidität brauchen. Das haben wir beim Beginn der Pandemie gesehen, das haben wir auch zur Finanzkrise 2008 und 2009 gesehen. Diese Krisen haben die Tendenz, dass alles miteinander korreliert. Doch dieses Risiko ist eher kurzfristig, diese Panikmomente lösen sich im Laufe der Zeit wieder auf.