Illustration Farmer Diversifikation Geldanlage
01.09.2021    Arne Gottschalck
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Zur Person

Fondsmanager Günter Fett

Günter Fett

beschäftigt sich seit über 40 Jahren beruflich mit der Geldanlage. Nach Banklehre und betriebswirtschaftlichem Studium war er 20 Jahre bei verschiedenen Banken wie HSBC tätig. Bei Merck Finck & Co leitete er die Firmenkundenabteilung im Stammhaus München. Seit 1997 ist er selbständig und berät vermögende Privatkunden und Unternehmer. 2008 legte er den offenen Fonds GF Global Select HI (A0NEKE) auf. Für seine Performance in den Kategorien fünf, drei und ein Jahr wurde der Fonds mit dem Euro Fund Award 2021 ausgezeichnet.

Entscheidend für den Anlageerfolg ist vor allem die „Streuung“. Ist die im Lauf der Jahre einfacher oder schwieriger geworden?

Günter Fett: Lassen Sie mich so sagen – das wirtschaftliche Gesamtgefüge der Welt hat sich verändert. Dem muss man bei der Geldanlage Rechnung tragen. Der gesamte asiatische Raum beispielsweise ist viel bedeutender geworden, Deutschland im Vergleich dazu keine wirtschaftliche Weltmacht mehr. Mit entsprechenden Zielfonds lässt sich das abbilden. Die richtige Streuung ist also erheblich schwieriger geworden, für den Aktieninvestor, der nur in Einzelwerten investiert. Im Grunde ist sie gar nicht möglich, wenn man sich nicht das Know-how von Fondsmanagern zu Nutze macht, die weltweit in unterschiedlichen Bereichen tätig sind.

Wie viel Streuung ist ein Muss?

Fett: Als Dachfondsmanager investiere ich das Geld meiner Anleger in derzeit 23 Fonds. Jeder der Fonds hat zwischen 40 und 100 Aktien. Da können Sie sich die Streuung ausrechnen.

Warum Fonds und nicht gleich Aktien?

Fett: Da kommt wieder die Streuung ins Spiel. Man muss heute global investieren – deutsche Aktien reichen zur Streuung nicht aus. Aber von Deutschland aus lukrative Aktieninvestments weltweit zu tätigen und gleichzeitig Risiken sinnvoll zu streuen?  Das ist in meinen Augen nicht möglich. Bei Fonds übernehmen diese Aufgabe die Fondsmanager und deren Analysten. Ich erhalte also einen Zugang zu den Märkten, die ich von Deutschland aus nicht seriös abdecken kann.

Kommt es bei den klassischen Zielfonds zu Doubletten – sprich, stecken in allen die Amazons dieser Welt?

Fett: Grundsätzlich stecken in vielen Fonds die bekanntesten Unternehmen der Welt. Wenn ich das nicht möchte, immerhin kann so ein Klumpenrisiko entstehen, muss ich besser streuen. Zum Beispiel, indem ich auch Fonds mit dem Schwerpunkt Small- und Mid-Caps beimische. In denen sind die großen Standartunternehmen nicht enthalten.

Welche Rolle spielt es, Akzente zu setzen, Schwerpunkte im Portfolio zu bilden?

Fett: Das ist die Stärke aktiven Managements. Bei mir finden Sie zum Beispiel etliche Fonds mit den Schwerpunkten Umwelttechnologie, Ökologie und Nachhaltigkeit – über die Bedeutung dieser Themen muss man, denke ich, nicht groß sprechen.

Warren Buffett sagte, man solle einfach einen ETF auf den S&P 500 kaufen. Was wenden Sie ein?

Fett: Sinngemäß vermutlich: „Bei allem Respekt Warren, schau einfach mal auf die Zahlen, was gute aktive Fonds erwirtschaften.“ Buffett ist ja vor allem als Value-Investor sehr erfolgreich. Aber die Welt ist größer geworden – was ist zum Beispiel mit den großen Tech-Unternehmen? Auch die muss man auf dem Schirm haben. Mit einem Value-Ansatz klappt das nicht. Vielleicht hat Buffett den ETF als die vermeintlich einfachste Lösung erwähnt – der Rat ist ja nun auch schon ein paar Jahre alt. Er würde mit Sicherheit niemals Aktien von einem Unternehmen kaufen, das er vorher nicht sorgfältig analysiert hat.

Werden wir US-Verhältnisse in Deutschland sehen, wo ein Drittel der Assets in ETF verwaltet wird?

Fett: Das ist durchaus denkbar, aber höchst bedenklich. Aktien von Unternehmen zu kaufen, die schlecht wirtschaften – und dies tun ETFs ja automatisch – ist aus meiner Sicht unsinnig und falsch.

Früher war Cash, die Liquidität, der „Puffer für alle Fälle“ in Vermögensverwaltungen, Fondsvermögensverwaltungen und Dachfonds. Wie ist das heute, wo Sichteinlagen de facto negativ verzinst werden?

Fett: Ich habe nie verstanden, warum in einem Fonds neben dem beabsichtigten Investment, also Aktien, noch übermäßig Liquidität stecken sollte. Liquidität in einem Investmentfonds kostet mehr Rendite als es auf der anderen Seite an Sicherheit bringt. Die Kursrisiken, die in Aktien stecken, werden ja über die Streuung gemindert. Da braucht es keine Liquidität als Sicherheitspuffer. Falls sich der Investor sicherer fühlt, ist es einfacher, ein separates Festgeldkonto für spätere Investitionen einzurichten. Ich warne jedoch davor, anzunehmen, man hätte dann „trockenes Pulver“ um bei Kursrückgängen zu investieren. Das schaffen die wenigsten.

Vermögensverwaltungen, Fondsvermögensverwaltungen und Dachfonds sollen ein Basisinvestment sein – und müssen sich trotzdem von der Konkurrenz absetzen. Wie geht das?

Fett: Es geht vor allem über die Zahlen der Wertentwicklung. Das zählt für die Anleger. Leider wird das aber oft zu wenig analysiert. Manchmal hat man den Eindruck, der Investor ist froh, dass er sein Geld irgendwo investiert hat, weil er nicht mehr danach schauen muss.

01.09.2021    Arne Gottschalck
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