Unternehmer sind ein bisschen wie Mittelfeldspieler. Sie müssen den Blick nach vorn richten, das Spiel vorantreiben – dürfen aber auch die Absicherung nicht vernachlässigen. Derzeit steht für viele Chefs die Absicherung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht im Fokus – kein Wunder in Zeiten von Corona und wirtschaftlicher Unsicherheit. „Gerade die Vorsorge fällt in unruhigen Zeiten gern hintenüber“, beobachtet Tobias Bailer von Pension Solutions. Und das ist ein Fehler. Immerhin ein Fehler, der sich leicht korrigieren lässt.
Absicherung der Mitarbeiter
Mit bAV die Arbeitgeber-Attraktivität erhöhen
Zu viel Aufwand, schlechte Erfahrungen, miese Beratung: Viele Unternehmen vernachlässigen in der Krise die Altersabsicherung für Führungskräfte und Mitarbeiter. Das ist ein Fehler, sagt Tobias Bailer von Pension Solutions. Gerade die Chefs sollten mit gutem Beispiel vorangehen.
12.05.2021
Tobias Bailer
ist einer der zwei geschäftsführenden Gesellschafter von Pension Solutions. Das Unternehmen bietet Firmen Vorsorgelösungen. Ein digitaler Ansatz ist wesentlich
Was ist die erste Frage, die Ihre Kundinnen und Kunden Ihnen stellen?
Tobias Bailer: Die nach den rechtlichen Grundlagen und danach, ob man das wirklich anbieten müsse. In der Theorie haben wir in Deutschland schon vieles gemacht, doch in der Praxis braucht es noch den entscheidenden Schubs.
Was heißt das?
Bailer: Das bedeutet, klarzumachen, dass es einen Grund dafür gibt, betriebliche Altersvorsorge ernster zu nehmen und eine entsprechende Verpflichtung einzugehen, auch in der Kommunikation. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen beim Thema Vorsorge in eine Abwehrhaltung und haben damit eine Entscheidung gegen etwas getroffen, von dem sie gar nicht wissen, wogegen sie sich entschieden haben.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Bailer: An einer Reihe von Faktoren. Zum einen haben Unternehmen teils noch nicht erkannt, dass sie mit dem Thema die Arbeitgeberattraktivität steigern können. Zum anderen bestehen Befürchtungen, dass der Aufwand auf Arbeitgeberseite im Administrationsbereich aufgrund fehlender Digitalisierung zu hoch ist. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit spielen ebenfalls eine Rolle. Oft findet ein reiner Versicherungsproduktverkauf statt, ohne auf individuelle Wünsche einzugehen und ohne richtige Beratung der Mitarbeitenden. Aber gerade eine gute Kommunikation in die Belegschaft hinein ist außerordentlich wichtig für die Akzeptanz der betrieblichen Vorsorge.
Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten, welcher wäre das?
Bailer: Eine Simplifizierung der Systeme. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz war vonseiten des Gesetzgebers schon ein Schritt in die richtige Richtung. Aber was wir auf gar keinen Fall brauchen, ist ein weiteres staatliches und schon gar nicht verpflichtendes Versorgungssystem.
Braucht es angesichts dieser Herausforderungen eine Art „Chief Vorsorge Officer“ in jedem Unternehmen?
Bailer: Wissen Sie, die Kneipe steht und fällt mit dem Wirt. Insofern bräuchte tatsächlich jedes Unternehmen eigentlich einen „Chief Vorsorge Officer“, einen Verantwortlichen, der sich diesem Thema widmet. Wenn der Arbeitgeber selbst dahintersteht, die Dinge ernst nimmt und seinen Dienstleistern vertraut, dann kann man einen Lemmingeffekt erzielen und das Thema in der Breite voranbringen. Davon profitieren dann alle.
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