Sie kann das Fondsmanagement sowie die Back-office-Expertinnen und -experten zwar (noch) nicht komplett ersetzen, ihnen aber ihre Aufgaben deutlich erleichtern: künstliche Intelligenz (KI). In der Finanzbranche setzen immer mehr Player die Technologie ein. Dr. Hendrik Leber, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Kapitalverwaltungsgesellschaft Acatis, sammelt in seinem Geschäft seit geraumer Zeit Erfahrungen mit KI: „Wir haben bereits im Jahr 2014 damit begonnen, uns mit der Technologie zu beschäftigen.“ Nach einer langen Testphase war es dann so weit. 2017 brachte Leber „den ersten, vollständig von KI gesteuerten Fonds an den Markt, den ACATIS AI Global Equities“.
KI sucht vielversprechende Aktien
Mit der Performance hat Acatis mit diesem Fonds „unterschiedliche Erfahrungen“ gemacht, so Leber. Beispielsweise lag das global anlegende Portfolio Mitte vergangenen Jahres über der Entwicklung des Vergleichsindex MSCI World, auf Dauer konnte es ihn bisher jedoch nicht übertrumpfen. Auf Sicht von fünf Jahren liegt die Wert entwicklung des Fonds bei plus 40 Prozent. Das auf Basis von Deep Learning sich weiterentwickelnde System wählt meist „kleinere, unterbewertete Unternehmen aus“, so Leber. Diese haben es in Zeiten, in denen die Anlegenden mehrheitlich auf einige wenige Techtitel wie etwa Nvidia setzen, schwer. Für den Fonds ACATIS AI US Equities analysiert KI auch die Protokolle von Analystengesprächen. Dabei identifiziert sie die Stimmungslage des Managements börsennotierter Unternehmen in den Diskussionen.
Stütze des Asset-Managements
Auch bei anderen Anbietern aus der Fondsbranche ist KI auf dem Vormarsch. Beispiel: die Deka, die ihre Fondsprodukte vor allem über die Sparkassen vertreibt. Die Gesellschaft teilt mit: „Im Asset-Management kommt KI bei der Sammlung und Auswertung von Markt- und Aktiendaten sowie zur Unterstützung des quantitativen Fondsmanagements zum Einsatz. Beispielsweise forscht die Deka bereits seit einigen Jahren an Machine-Learning und NLP-Anwendungen.
Mittels Natural-Language-Processing sollen textbasierte Investitionssignale generiert und für die taktische Asset-Allokation nutzbar gemacht werden. Bereits in einigen Strategien zum Einsatz kommt die Prognose monatlicher Aktienmarktrenditen auf Basis von Machine-Learning. KI kann Investmentfonds effizienter machen, sie kann aber menschliche Expertise nicht ersetzen, die Entscheidung obliegt weiter dem menschlichen Manager.“
KI soll bei dem Unternehmen auch interne Prozesse beschleunigen: „Ein Beispiel, an dem die Deka gerade forscht, ist die Liquiditätsprognose. Mithilfe von KI soll der Liquiditätsbedarf genauer bestimmt werden. Das Ziel der Deka ist es, Zahlungszeitpunkte und damit Liquidität untertägig genauer und effizienter zu steuern.“
„Bei Allianz Global Investors profitieren unsere Mitarbeitenden von einer durch Künstliche Intelligenz realisierten Arbeitszeitersparnis; von dem so möglichen stärkeren Fokus auf kognitive Aufgaben, dem einfacheren Finden von Informationen und kreativeren Ergebnissen“, heißt es von den Frankfurtern. Künstliche Intelligenz kann Jobs in der Fondsbranche ganz klar erleichtern.