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So erleichtert die ING Deutschland nachhaltiges Investieren

Nachhaltige Investments sind beliebt und performen laut Studien langfristig auch besser. Doch was zeichnen „grüne“ Investments konkret aus? Und wie können Anlegerinnen und Anleger nachhaltige Aktien, Fonds oder ETFs überhaupt identifizieren? Stephanie Päthe von der ING Deutschland erklärt, wie die Direktbank ihren Kundinnen und Kunden über ein neues Feature nachhaltiges Investieren digital und einfach ermöglicht, auf welche Daten sie dabei zurückgreift und warum Nachhaltigkeit auch grundsätzlich so wichtig ist.

20.10.2023

Stephanie Päthe

ist Chapter Lead im Wertpapier-Bereich der ING Deutschland

Frau Päthe, warum ist der ING nachhaltiges Investieren so wichtig?

Stephanie Päthe: Wir wollen uns zur führenden Transitionsbank in Deutschland entwickeln und unsere Kundinnen und Kunden auf ihrem individuellen Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Dazu gehört es für uns auch, nachhaltiges Investieren und den Zugang dazu zu erleichtern und die Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Investments zu verbessern. Wir erkennen ein wachsendes Interesse an nachhaltigen Anlagemöglichkeiten. Gleichzeitig fehlt vielen Kundinnen und Kunden das Wissen darüber, was genau in ihrem Anlageprodukt enthalten ist. Hier möchten wir unterstützen, mehr Sicherheit geben und zu mehr Transparenz beitragen. Denn am Ende sind es unsere Kunden, die durch Investitionen oder gezielte Desinvestitionen einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere Wirtschaft leisten.

Nachhaltigkeit ist ein sehr breit gefasster Begriff: Die EU-Taxonomie zertifiziert Atomkraft und Gas als grün, Umweltverbände lehnen dies ab. Wie sollen sich Kundinnen und Kunden bei Investment-Entscheidungen überhaupt zurechtfinden können?

Päthe: Die unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Einstufungen, etwa die der EU-Taxonomie und von Umweltverbänden, spiegeln sich in der Tat auch in der Befragung unserer Kundinnen und Kunden wider und zeigen: Nachhaltigkeit ist durch die vielen unterschiedlichen Interpretationen schwer greifbar und das führt zu Unsicherheiten. Zudem haben unsere Kundinnen und Kunden ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was Nachhaltigkeit für sie persönlich bedeutet. Entsprechend divers können Nachhaltigkeitspräferenzen sein. Unsere Befragungen zeigen aber auch, dass es unsere Kundinnen und Kunden wertschätzen, wenn wir das komplexe Thema Nachhaltigkeit mit eindeutigen Zuordnungen auf die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung leichter verständlich machen. Zudem schätzen sie, dass wir in unseren Angeboten immer sehr ins Detail gehen und spezifische nachhaltigkeitsbezogene Informationen transparent aufbereiten. Dies macht den Zugang zu einem solch komplexen Thema für die Mehrheit greifbarer und erleichtert das Zurechtfinden in diesem neuen Themengebiet.

Seit Juli soll Ihr neues Nachhaltigkeits-Feature dieses „greifbar machen“ über Ihre Mobile-Banking-App gewährleisten. Wie genau macht dieses Tool den Nachhaltigkeits-Dschungel verständlicher?

Päthe: Das neue Feature nimmt keine steife Klassifizierung nach dem Motto „nachhaltig oder nicht nachhaltig“ vor. Ebenso haben wir darauf verzichtet, komplizierte Abkürzungen zu verwenden. Wir ermöglichen den Kundinnen und Kunden vielmehr eine individuelle Auswahl gemäß ihrer eigenen Nachhaltigkeitskriterien, auf deren Basis sie passende Produkte im Bereich von Aktien, Fonds oder ETFs finden können. Wir haben uns bei der Auswahl der Daten an solchen Informationen und Kennzahlen orientiert, die möglichst objektiv, vergleichbar und gleichzeitig möglichst intuitiv und verständlich sind – als Ergänzung der bestehenden Filterkriterien, Daten und Informationen in den einzelnen Porträts der Wertpapiere. Der Zugang zum Thema nachhaltiges Investieren kann für die Anlegerinnen und Anleger in unserer App dabei auf zwei verschiedenen Wegen erfolgen: Einerseits durch die gezielte Suche in unserem Wertpapier-Filter anhand der persönlichen Präferenzen – beispielsweise durch das gezielte Herausfiltern von Atomenergie, Tierversuchen oder den Verstoß gegen die UN-Prinzipien zu Menschenrechten, Arbeit und Umwelt. Andererseits kann der Zugang auch durch das Aufrufen einzelner Anlageprodukte erfolgen, in denen unsere Nachhaltigkeits-Merkmale mit ausgewiesen werden und spannende Einblicke ermöglichen. Beide Wege basieren auf nachhaltigkeitsbezogenen Daten zu den drei Assetklassen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Diese bereiten wir auf und helfen so unseren Kundinnen und Kunden bei der Einschätzung, ob eine geplante, aber auch eine bestehende Investition ihren persönlichen Werten und Nachhaltigkeitskriterien entspricht.

Nun ist diese Datenlage hier sehr komplex. Nach welchen Nachhaltigkeitskriterien richtet sich das neue ING-Feature im Detail aus?

Päthe: Eben aufgrund dieser hohen Komplexität lag unser Fokus weniger auf aggregierten, typischerweise schwer vergleichbaren Ratings oder Scores – wie zum Beispiel die ESG-Scores –, sondern vermehrt auf ganz spezifischen Datenpunkten. Hier haben wir uns etwa an der Treibhausgas-Intensität eines Unternehmens im Themenbereich „Umwelt“ oder dem Umsatz, den ein Unternehmen aus umstrittenen Geschäftsaktivitäten wie zum Beispiel der Produktion oder dem Vertrieb von Waffen oder Tabak erwirtschaftet, orientiert. Ebenso ermöglichen wir die Identifikation von Unternehmen, deren Geschäftsaktivitäten zum Klimaschutz beitragen. Bezogen haben wir uns dabei auf Kennzahlen, die seitens des Regulators bei der Beurteilung als „wesentlich“ eingestuft wurden, sowie auf die Fragen, inwieweit sich die Tätigkeiten eines Unternehmens negativ auf Umwelt und Gesellschaft auswirken – basierend auf sogenannten PAI-Indikatoren – oder inwieweit sie gemäß EU-Taxonomie zum Klimaschutz beitragen. Entsprechende Informationen erhalten unsere Kundinnen und Kunden auch aggregiert für Fonds und ETFs – und können dabei ebenfalls einsehen, inwieweit ein Fonds oder ETF nachhaltige Investitionen gemäß EU-Offenlegungsverordnung tätigt. Dabei war uns wichtig, möglichst konsistente Informationen über die drei Wertpapiertypen hinweg anzubieten.

Sie sprachen die Transparenz an. Wie strikt gelingt es Ihnen, alle positiven und negativen ESG-Auswirkungen eines Unternehmens, Fonds oder von ETFs abzubilden?

Päthe: Transparenz stand in der Tat bei der Entwicklung des Features im Mittelpunkt. Sowohl bei der Auswahl der einzelnen Datenpunkte als auch bei der Erklärung, was sich hinter den einzelnen Kennzahlen verbirgt und warum diese relevant sein können, um die negativen wie positiven Auswirkungen eines Unternehmens, Fonds oder von ETFs zu beurteilen. Gleichzeitig lautet die Antwort aber auch: Ausnahmslos alle positiven und negativen Auswirkungen abzubilden, ist nicht Teil unseres Zielbildes. Bei der Auswahl der Nachhaltigkeitsdaten standen einerseits wie oben bereits erwähnt jene im Fokus, die seitens Branche und Regulator als zentral angesehen werden, um negative wie positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu beurteilen. Andererseits war auch deren Relevanz für unsere Kundinnen und Kunden ein ausschlaggebender Faktor. Durch diese Auswahl ermöglichen wir Anlegerinnen und Anlegern auf Basis der angezeigten Informationen präzise zu beurteilen, ob eine Investition ihren Nachhaltigkeitskriterien entspricht.

Die Welt dreht sich gerade im Nachhaltigkeitsbereich sehr schnell weiter. Wie bleiben Sie hier beim Thema nachhaltiges Investieren immer auf dem neuesten Stand?

Päthe: Aufgrund einer sich stets verändernden Datenlage können unsere Nachhaltigkeits-Filter bei Bedarf jederzeit um weitere, relevante Datenpunkte ergänzt und kurzfristig angepasst werden. Wir stehen kontinuierlich im engen Austausch mit unserem Daten-Provider und einer Reihe von Experten und Expertinnen, die die Entwicklungen am Markt genau beobachten. So bleibt der Filter für unsere Kundinnen und Kunden immer up to date.