Ist die Angst vor Inflation berechtigt?

Sprechen wir über die Inflation. Ist das ein vorübergehendes Phänomen, oder wird es uns dauerhaft begleiten?

Sonja Laud: Nach unserer Auffassung ist das eher eine vorübergehende Erscheinung – getrieben unter anderem von den Energiepreisen. In Deutschland reagiert man auf dieses Thema historisch bedingt etwas sensibler als in anderen Ländern. Es ist daher wichtig zu verstehen und sich vor Auge zu halten, dass Inflation per se nichts Bedrohliches ist, sofern sie eine bestimmte Höhe nicht überschreitet.

In den USA und Großbritannien haben die Zentral­banken bereits eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Sollte es in der EU so weit sein, haben Sie dann Sorge vor einem neuen „taper tantrum“, also einem Verschrecken der Märkte?

Laud: Nein, und das aus zwei Gründen. Zum einen würde es ja nur darum gehen, die außergewöhnlichen Maßnahmen der Zentralbank zurückzuführen, nicht um ein Anheben der Leitzinsen. Und zum anderen: Zentralbanken moderieren diese Entscheidungen inzwischen sehr gut an. Davon dürfte dann – wenn es so weit ist – also niemand mehr überrascht sein.

Wie können sich Anleger absichern – mit Gold, mit Kryptowährungen?

Laud: Ob Kryptowährungen schon eine etablierte Anlageform sind, weiß ich nicht. Aber tatsächlich sehen wir eine Nachfrage nach Real Assets, also nach Sachwerten wie Gold oder Real Estate. Wichtig ist aber auch zu sehen, dass bestimmte Aktiensektoren trotz möglicherweise höherer Bewertungen einen Blick wert sind. Einfach weil die Wirtschaft von einem enormen Strukturwandel erfasst ist, hin zu mehr Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Wucht dieser Veränderung hat sich am Markt nämlich noch nicht umfassend durchgesetzt, obwohl beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit breit diskutiert wird. Aber es trägt zur Diversifikation und damit zur Absicherung bei.