Chancen für Anleger

Investments in Afrika: Mehr als nur Rohstoffe

Die „Balance zwischen strukturellen Wachstumsstorys und dem Rohstoffsegment“ sucht Malek Bou-Diab mit seinem auf Investments in Afrika spezialisierten Fonds. Sein Credo: Wertvolle Informationen über afrikanische Unternehmen sammelt man am besten direkt vor Ort.

15.07.2022

Dr. Malek Bou-Diab

verwaltet den Fonds Bellevue African Opportunities mit einem Fokus auf Aktien aus aufstrebenden afrikanischen Volkswirtschaften. Er promovierte in Physik an der ETH Zürich und kam nach Stationen bei der Deutschen Bank und dem Schweizer Bankhaus Julius Bär 2009 zu Bellevue Asset Management

Warum sollte man gerade jetzt in Afrika investieren?

Malek Bou-Diab: Durch die Normalisierung der Geldpolitik in den Industrieländern sinken die Opportunitätskosten für das Halten afrikanischer Aktien. In der Coronapandemie konnten die afrikanischen Börsen kaum mit der Kursentwicklung in den Industriestaaten mithalten, weil sich Länder in Afrika nicht in gleichem Ausmaß fiskalische und geldpolitische ­Anreize leisten konnten. Jahrelang wurden afrikanische Aktien daher in globalen Portfolios übersehen. Dadurch sind die Bewertungen teilweise auf historische Tiefs gerutscht. Diese Lage ändert sich gerade.

Was spricht zusätzlich für ein Investment in Afrika?

Bou-Diab: So schlimm der Ukraine-Krieg ist, er bringt afrikanischen Rohstoffproduzenten höhere Einnahmen. Davon können auch breiter diversifizierte, regional vernetzte Volkswirtschaften durch erhöhten Austausch mit Rohstoffländern profitieren, zum Beispiel Kenia mit der Demokratischen Republik Kongo. Und nicht zuletzt haben es die Sanktionen gegen Russland Ägypten ermöglicht, sich gegenüber Europa verstärkt als Gasexporthub zu positionieren. Afrika hat also gute Karten, wenn es um das reale Wirtschaftswachstum geht.

Was hat der Kontinent über Rohstoffe hinaus zu bieten?

Bou-Diab: Einige lokale Unternehmen sind attraktive strukturelle Wachstums­treiber. Und diese haben wenig Korrela­tion zu globalen Zyklen. Sie bewegen sich also selten im Einklang mit den entwickelten Aktienmärkten. Beispiel Infrastruktur: In Marokko wurde mit Tanger-Med einer der am schnellsten wachsenden Häfen des Mittelmeers gebaut, was geholfen hat, das Land zu einem bedeutenden Autoexporteur zu machen. Oder denken Sie an die laufende Formalisierung und Skalierung des Einzelhandels. Die Lidls und Aldis der Region sind erst im Entstehen. Unser Engagement bei der marokkanischen Supermarktkette LabelVie spiegelt diesen Trend. Spannende Opportunitäten finden sich auch in den Bereichen Ausbildung oder Gesundheitswesen.

Wo liegen die Herausforderungen bei der Steuerung eines Afrika-Portfolios?

Bou-Diab: Es kommt entscheidend darauf an, die Balance zwischen solchen strukturellen Wachstumsstorys und dem Rohstoffsegment zu finden. Zudem muss man persönlich vor Ort sein, um nach Informationen über Unternehmen zu graben. Diese werden nicht so einfach geliefert wie in entwickelten Märkten – und wenn, ist eine gesunde Portion Skepsis angebracht. Eine der wichtigsten Fragen für uns: Ist das jeweilige Management professionell und vertrauenswürdig? Solange das nicht geklärt ist, investieren wir nicht.