Die neuen Unternehmen im Dax sorgen bereits jetzt für einen bunteren Leitindex. Doch der Dax ist viel mehr als ein Index, er ist auch das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft und das Abbild unternehmerischen Erfolgs. Und dies muss langfristig digitaler und nachhaltiger werden.
Dax-Unternehmen wandeln sich – aber das reicht nicht
Beim Blick auf den Ist-Zustand sehen wir Unternehmen wie Volkswagen, die sich gleichermaßen digitaler und nachhaltiger aufstellen. Wir sehen Adidas, die das D2C-Geschäft für sich entdeckt haben. Es ist gut und extrem wichtig, dass sich diese Traditionsunternehmen den neuen Marktgegebenheiten anpassen. Aber Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind nicht Teil ihrer Unternehmens-DNA, sie durchziehen nicht jede Faser des Unternehmens und durchdringen nicht alle Strukturen und Prozess. Kurz: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind nicht Teil ihres Markenkerns.
Das ist bei vielen Dax-Unternehmen so: Sie wandeln sich, gehen mit der Zeit, und entwickeln sich immer weiter. Doch der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht für eine erfolgreiche Zukunft auch jene Unternehmen, deren Mindset von Beginn an digital und nachhaltig ist und welche Megatrends der Gegenwart von Beginn an verankert haben. Denn von ihnen werden entscheidende Impulse für unsere Zukunft ganz intuitiv kommen, weil sie am Puls der Zeit sind und die Herausforderungen der Gegenwart antizipieren. Diese Unternehmen müssen in unserer Wirtschaft so wichtig werden, dass sie langfristig in den Dax kommen.
Das Ziel ist klar, der Kurs noch nicht
Konsumentinnen und Konsumenten, Investorinnen und Investoren sowie die Politik stehen in einer permanenten Wechselbeziehung, die klar macht, wohin die Reise geht: in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Die Konsumenten fordern digitale wie nachhaltige Innovationen, sie honorieren neue Kaufmöglichkeiten im Zuge des Direct-to-Consumer-Vertriebs und Innovationen wie pflanzenbasierte Aufschnitte. Die Investorinnen und Investoren sehen diese Entwicklungen und blicken längst nicht mehr nur auf Unternehmenswert und Gewinn, sondern bewerten Unternehmen nach ESG-Kriterien, also analysieren, wie vorbildlich das Unternehmen bei Umwelt (Environmental), Sozialem (Social) und Unternehmensführung (Governance) ist.
Und die Politik steckt für all das einen Rahmen ab, der versucht, alle Interessen auszugleichen. Mit Blick auf den jüngsten Bericht des Weltklimarats wird sie jedoch noch mehr als zuvor Klima- und Umweltschutz einfordern müssen, um ein gutes Leben auch im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts zu ermöglichen. Kurzum: Der Druck auf Unternehmen kommt von allen Seiten.
Ein Dax im Wandel ist ein guter Dax
Managerinnen und Manager von bestehenden Firmen müssen diesen Wandel und neue Erwartungshaltungen an Unternehmen antizipieren. Wer das bis jetzt nicht getan hat und für sich in diesen beiden Bereichen noch keine Key Performance Indicators (KPIs), also Leistungskennzahlen, definiert hat, wird nicht mehr lange erfolgreich sein können.
Doch damit der Dax langfristig bereits im Kern digitaler und nachhaltiger agierende Unternehmen beinhaltet und damit stärker wird, müssen die drei genannten Gruppen den Wandel noch mehr einfordern: Kundinnen und Kunden sollten, genauso wie Investorinnen und Investoren sowie die Politik, hinterfragen, wen sie mit ihrem Kauf, Investment oder ihrer Förderung unterstützen.
Um es im Management-Sprech zu sagen: Wir müssen wegkommen vom First-Order-Thinking, in dem wir nur auf die kurzfristigen Effekte unseres Handelns schauen, sondern langfristiger denken, also zum Second-Order-Thinking kommen. Je früher wir den Wandel, der durch die beiden Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf uns zurollt, antizipieren, desto stärker wird zukünftig die deutsche Wirtschaft mitsamt des Dax als Aushängeschild sein.