Seniorengerechte Immobilien
Wie Carestone nachhaltiges Bauen umsetzt
„Alternativlos“ sei das nachhaltige Bauen, sagt Ralf Licht, Chief Development Officer der Carestone Gruppe, im Interview – weil es auch wirtschaftlich sinnvoll sei. Damit in Zukunft ausreichend klimafreundlicher, bezahlbarer und seniorengerechter Wohnraum zur Verfügung stehe, geht sein Unternehmen verschiedene Wege und unterstützt sogar partnerschaftlich bei havarierten Projekten, um diese erfolgreich umzusetzen.
Ralf Licht
ist Chief Development Officer der Carestone Gruppe
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Nachhaltiges Bauen – ist das nur gut fürs ESG-Image oder rechnet es sich auch wirtschaftlich?
Ralf Licht: Beides ergänzt sich sehr wertvoll. Nachhaltigkeit ist aus meiner Sicht alternativlos. Das sieht auch die große Mehrheit der befragten Seniorinnen und Senioren in unserer Carestone Trendstudie so. Und auch für private Investoren wird das Thema immer wichtiger. Als Marktführer für Seniorenwohn- Pflegeimmobilien in Deutschland haben wir daher unser seit jeher sozial und ökonomisch nachhaltiges Geschäftsmodell konsequent um die ökologische Dimension erweitert. Konkret haben wir unseren Systemansatz und unsere Qualitätsstandards für Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien auf klimafreundliche Bauweisen und unser Produktportfolio umfassend auf Nachhaltigkeit umgestellt. Heute sind wir in der Lage, zertifiziert klimafreundlich zu bauen und zu sanieren. Dadurch erschließen wir unseren privaten Investoren die Voraussetzung für attraktive KfW-Förderungen. Die Immobilien punkten unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten also maximal.
Worauf kommt es beim ökologischen Bauen ganz besonders an?
Licht: Eine Patentlösung gibt es nicht, jede Bauaufgabe ist bis zu einem gewissen Grad individuell. Zunächst einmal ist bei nachhaltigen Bauten der gesamte Lebenszyklus über rund 50 Jahre zu betrachten. Das bedeutet, Gebäude sind so zu planen und zu bauen, dass sie langfristig genutzt, wirtschaftlich betrieben und darüber hinaus auch flexibel umgebaut, umgenutzt, rückgebaut und recycelt werden können. In der Praxis substituieren wir Schad- und Risikostoffe durch Baustoffe und Technologien mit einem möglichst geringen CO2-Fußabdruck, prüfen, wo sich welche Technologie eignet. Beispielsweise setzen wir in Baden-Württemberg gerade ein Objekt mit Geothermie- und Photovoltaik-Kombination um. Mit dem Wissen aus den verschiedenen Pilotprojekten in Holz- und Massivbauweise, die wir inzwischen realisiert haben, sind unsere Ingenieure quasi zu Öko-Bilanzierern geworden. Schon sehr frühzeitig in der Planung schätzen sie auf Basis eines von ihnen speziell entwickelten Bauteilkatalogs sämtliche Einflüsse auf die Ökobilanz ab. Dann bringen sie alle Faktoren optimal in Einklang, um Klimafreundlichkeit, hochwertige Bauqualität und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden.
Carestone legt hohe ökologische Standards an seine Neubauten an – wie steht es mit der energetischen Modernisierung von Bestandsbauten?
Licht: Wir haben schon immer im Bestand gearbeitet, verstärken und bauen diese Kernkompetenzen ganz gezielt in Richtung energetische Modernisierung aus. Laut Pflegemarkt-Analysten sind gut ein Drittel der Pflegeimmobilien in Deutschland 40 Jahre und älter. Entsprechend groß ist der Sanierungsbedarf. Für diese Aufgaben sind wir schon jetzt hervorragend aufgestellt. Unserer Erfahrung nach bietet sich mit der energetischen Modernisierung von Bestandsimmobilien eine einmalige Gelegenheit, ein Gebäude oder ein Quartier sowohl wieder zukunftsfähig zu gestalten, wertvolle Pflegeplätze zu schaffen oder zu erhalten sowie den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Insofern gehört die energetische Modernisierung von Bestandsbauten zwingend ins Portfolio.
Wodurch wird beim Bauen im Bestand CO2 gespart?
Licht: Laut Umweltbundesamt werden in Deutschland jährlich über 500 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe verbaut. Zwar werden 88 Prozent der Bau- und Abbruchabfälle statistisch gesehen recycelt – doch vieles davon landet häufig nur als Auffüllmaterial im Straßen- und Tiefbau. Bestehende Gebäude weiter zu nutzen und zu sanieren ist daher immer noch die effektivste Art, Ressourcen zu schonen. Instandsetzungen verursachen zudem nicht nur deutlich weniger Emissionen; sie schonen auch die Flächen. Wir legen deshalb in unserer Strategie neben dem klimafreundlichen Neubau den Fokus auf eine möglichst umfassende Weiternutzung von Gebäuden oder Gebäudeteilen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Seniorenzentrum im nordrheinwestfälischen Troisdorf. Die optimal gelegene, aber baulich nicht mehr zeitgemäße Einrichtung wird durch unser Team zum innerstädtischen Senioren-Campus entwickelt – energetisch modernisiert, saniert und erweitert. Im Ergebnis werden wir die Einrichtung mit einem smarten Konzept auf ein ansprechendes und zukunftsfähiges Niveau bringen.
Wieso kommt dem Immobiliensektor eine so große Bedeutung bei CO2-Einsparung und Klimaschutz zu?
Licht: Fakt ist, dass rund 40 Prozent der globalen Emissionen auf den Gebäudesektor entfallen. Europa hat sich aber vorgenommen, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden und bis 2030 mindestens 55 Prozent der EU-Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einzusparen. Die Bundesregierung hat diese Ziele mit ihrer Änderung des Klimaschutzgesetzes zuletzt sogar noch ambitionierter gefasst und zielt auf eine CO2-Reduzierung um 65 Prozent ab. Insofern ist aus meiner Sicht die im Bauen notwendige Transformation absolut anspruchsvoll und alternativlos. Was möglich ist, zeigt unser in der hessischen Klimagemeinde Kalbach erreichtes Hybridhaus aus Holz und nur wenigen Betonteilen. Es spart über den gesamten Lebenszyklus 44 Prozent an CO2-Emissionen und 46 Prozent an nicht erneuerbarer Primärenergie. Gemessen an den europäischen und nationalen Klimazielen ist das eine beachtliche Ökobilanz. Aber wenn wir klimaneutral werden wollen, müssen wir noch weitaus mehr tun.
Was braucht es besonders, damit mehr Unternehmen die Vorteile des nachhaltigen Bauens im Allgemeinen aber auch insbesondere bei Pflegeimmobilien realisieren?
Licht: Als Immobilienentwickler sind wir aufgrund der demographisch bedingt riesigen Nachfrage gefordert, hunderte neuer Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien zu bauen. Daher geht es vor allem um eine hochwertige Standardisierung, die Skalierbarkeit und die Serienfähigkeit nachhaltiger Immobilien. Dank unseres systemischen Ansatzes, der Erfahrung aus unzähligen Projekten sowie permanenter Optimierung, sind wir beim Bauen schneller, können Kosten sparen, erfüllen die hohen Anforderungen des Qualitätssiegels für nachhaltige Gebäude (QNG) und machen unseren privaten Investoren so KfW-Mittel zugänglich. Wir haben die Transformation hin zum klimafreundlichen Bauen vollzogen, unsere führende Position beim Bau nachhaltiger Pflegeimmobilien ausgebaut und uns im Kontext der ehrgeizigen Klimaziele von UN, EU und Deutschland mit einem attraktiven Geschäftsmodell zukunftsorientiert aufgestellt. Wir leisten unseren Beitrag – beispielsweise indem wir jetzt bei stagnierenden Projekten partnerschaftlich einsteigen und diese gemeinsam ins Ziel führen, um so wertvolle Ideen und Vorhaben noch erfolgreich zu realisieren. Doch klar ist bei all dem auch, damit in Zukunft ausreichend seniorengerechter, bezahlbarer Wohnraum entstehen kann, braucht es zusätzlich die Planungssicherheit und die Verlässlichkeit seitens der Politik, vor allem bezogen auf die zukünftige KfW-Förderung.
Redakteur
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