Die deutsche Wirtschaft hinkt bei der Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) hinterher. Zu zögerlich ist das Vorgehen, zu vorsichtig sind die Investitionen. Doch der Druck wächst: US-Technologie-Riesen wie Microsoft und Alphabet machen KI zum Kern ihrer Produkte und setzen milliardenschwere KI-Investmentfonds auf. Gleichzeitig greifen chinesische Unternehmen verstärkt deutsche Schlüsselindustrien wie die Automobilbranche an. Auch in Handel und E-Commerce sind KI-gestützte Player aus China wie Shein oder Temu auf dem Vormarsch.
KI-Turbo im Ausland – Stillstand in Deutschland
Mit der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump werden die USA ihren globalen Vorstoß bei KI-Technologien nochmals verschärfen und die Dominanz bei KI ausbauen. Parallel dazu haben neben China auch Länder des Mittleren Ostens milliardenschwere KI Programme aufgelegt. Die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen längst über ein KI-Ministerium, und Saudi-Arabien hat gerade erst Investitionen von 100 Milliarden Dollar angekündigt. Im Gegensatz dazu herrscht in Deutschland nach dem Bruch der Ampel-Koalition erst einmal politischer Stillstand. Neue Innovationsprogramme auch für Künstliche Intelligenz sind in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
Warten ist keine Option
Deutsche Unternehmen, ob Mittelstand oder Konzern, sind gut beraten, nicht länger auf die Politik zu warten. Zumal es heute schon viele Möglichkeiten gibt, wie KI in Unternehmen eingesetzt werden kann. Anwendungsmöglichkeiten bestehen in allen unternehmerischen Bereichen wie Marketing und Vertrieb, Produktentwicklung, Produktion und Logistik. Und dabei müssen es nicht die Softwarelösungen der großen US-Konzerne sein: Allein in Europa gibt es über 7.000 KI-Start-ups, die sofort einsetzbare Lösungen anbieten. Unternehmen, die diese Chancen nicht nutzen, riskieren ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Doch viele Unternehmen stecken in einem Dilemma: Denn parallel zum Druck, in KI zu investieren, befinden sie sich aufgrund der konjunkturellen Stagnation in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – bei gleichzeitig gestiegenen und weiter steigenden Kosten. Die Folge sind geringere Budgets für Innovation und IT Projekte. Dabei braucht es heutzutage keine millionenschweren Programme und kostspieligen Projekte, um KI zu nutzen. Der Schlüssel liegt in „Smart Innovation“ auch für KI – der Fähigkeit, sogar mit begrenzten Ressourcen KI-Projekte umzusetzen und voranzutreiben. Denn viele KI-Start-ups bieten ihr Produkt als kostengünstige Software-as-a-Service-Lösung an.
Drei Erfolgsstrategien für smarte Innovation:
Heute entstehen die wichtigsten Innovationen außerhalb der Unternehmen – häufig in Start-ups. Dieses Innovationspotenzial gilt es zu nutzen und ins Unternehmen zu holen. Hierbei können Unternehmen grundsätzlich auf drei Strategien zurückgreifen: Partner, Build und Invest. Dabei gilt es, smarte Ansätze zu wählen, um trotz begrenzter Budgets die Transformationsziele zu erreichen.
- Partner
Beim Partner-Ansatz suchen Unternehmen die Zusammenarbeit mit Startups. In den meisten Fällen handelt es sich um Lieferanten-Kunden-Beziehungen, bei denen das Unternehmen die KI-Lösung eines Start-ups einsetzt. Auch gemeinsame Entwicklungs- und Pilotprojekte sind möglich. Diese Form der Kooperation, auch Venture Clienting genannt, erfordert kaum Anfangsinvestitionen. Lösungen können oft innerhalb weniger Tage implementiert werden. Unternehmen wie Bosch oder die Otto Group haben längst eigene Venture-Clienting-Bereiche eingerichtet, um gezielt mit Start-ups zusammenzuarbeiten. Wichtig ist hierbei eine zentrale Anlaufstelle im Unternehmen, um die Zusammenarbeit reibungslos zu gestalten.
- Build
Der Build-Ansatz setzt auf die Entwicklung eigener KI-Lösungen – allerdings nach der Lean-Start-up-Methode. Diese ermöglicht es Unternehmen, mit knappen Ressourcen und außerhalb der bestehenden Strukturen schnell selbst innovative Lösungen zu entwickeln und zu testen. Teure und langwierige Innovationsprojekte entfallen, da der Fokus auf einem schnellen Proof-of-Concept liegt. Ein gutes Beispiel liefert die Fehrmann Group, die als Spezialist für Beschichtungstechnologien ein eigenständiges KI-Unternehmen gegründet hat, das unabhängig vom Kerngeschäft agiert. Besonders effizient wird dieser Ansatz, wenn Unternehmen auf gemeinsam genutzte Venture-Building-Infrastrukturen wie Start-up-Hubs zurückgreifen.
- Invest
Der Invest-Ansatz, auch bekannt als Corporate Investing oder Corporate Venture Capital, ermöglicht es Unternehmen, direkt in KI-Start-ups zu investieren. Damit sichern sich Unternehmen den Zugang zu Technologien, Know-how und Geschäftspotenzial und geben der Zusammenarbeit eine neue Qualität. Der Clou: da es sich um Investments handelt, wird – im Gegensatz zu internen Kosten – das operative Ergebnis nicht belastet. Häufig erfolgt der Einstieg mit einem Minderheitsanteil, um später bei Erfolg die Beteiligung auszubauen. Da direkte Beteiligungen jedoch risikoreich sind und ein besonderes Maß an Netzwerk und Know-how erfordern, sind indirekte Investitionen über spezialisierte Venture-Capital-Fonds ein smarter Weg, um Netzwerk, Expertise und Diversifikation zu nutzen, bevor gezielt Direktbeteiligungen eingegangen werden. Verfügt das Unternehmen selbst nicht über genügend eigene Mittel, können bei Familienunternehmer die Eigentümer die Investments übernehmen.
Der Schlüssel: Die smarte Kombination der drei Ansätze
Alle drei Ansätze – Partner, Build und Invest – bieten spezifische Vorteile, je nach Zielsetzung und Ausgangssituation eines Unternehmens. Die größte Wirkung entfalten sie jedoch in Kombination. Durch die Verknüpfung können Synergien genutzt, Risiken minimiert und maximale Innovationskraft entfaltet werden. Dabei braucht es keinesfalls immer eigene Bereiche. Smart und gezielt eingesetzt, ist KI nicht nur eine Chance – sie ist der Schlüssel zur Zukunft.