Metas Deutschland-Chef im Gespräch

Was steckt hinter dem Metaversum, der neuen Ära des Internets?

Das Unternehmen Facebook heißt seit letzter Woche Meta. Metas Plan, das Metaversum mitzugestalten, sorgt für Schlagzeilen. Was steckt hinter der angeblichen neuen Ära des Internets? Deutschland-Chef Tino Krause gibt Einblicke.

03.11.2021

„Wir glauben fest daran, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Ära des Internets stehen“, sagt Tino Krause, Country Manager DACH bei Meta im Gespräch mit DUP UNTERNEHMER. Dieses Metaversum  soll eine virtuelle dezentrale, immersive Welt sein.

Meta will zur Verwirklichung der Vision in Europa rund 10.000 Arbeitsplätze im Technologiebereich aufbauen. Krause: „Deutschland wird hier sicher eine ganz entscheidende Rolle spielen.“

Wie sieht das Metaversum aus?

„Metaversum ist für uns eine Embody-Version des Internets, in der sich Menschen physisch bewegen. Diese virtuelle Welt wird für jeden individuell anders aussehen“, sagt Krause. Maßgeblich werden die Technologien Augmented (AR) und Virtual Reality (VR) sein – für Krause die neue Revolution nach dem mobilen Internet.

WE WILL EFFECTIVELY TRANSITION FROM PEOPLE SEEING US AS PRIMARILY BEING A SOCIAL MEDIA COMPANY TO BEING A METAVERSE COMPANY.

Mark Zuckerberg, CEO, Meta

Ursprünglich kenne man die Idee der immersiven Räume vor allem aus dem Gaming, etwa durch das Spiel Fortnite. Insgesamt sei die Akzeptanz für diese Technologien allerdings nicht zuletzt aufgrund der Coronapandemie gestiegen; sie finde vermehrt auch Einzug in andere Sektoren. Laut Angaben von Meta werden die globalen Ausgaben im Bereich AR und VR bis 2025 um fast das sechsfache steigen. Der Tech-Riese ist mit der VR-Brille Quest selbst bereits im Markt aktiv.

Ziel sei es, mit dem Metaversum ein immersives Internet zu kreieren, dass „kreativer, sozialer, gerechter und ressourcenschonender“ ist. Die Herausforderung bestehe unter anderem darin, ethische Fragen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu klären. Deshalb sei es wichtig, früh einen gesellschaftlichen Diskurs anzustoßen.

Dass Meta es ernst mit dem Metaverse meint, zeigt sich auch in den Zahlen: Seit 2020 investiert der Konzern 37 Prozent des Umsatzes in den Bereich Forschung und Entwicklung. In den Jahren zuvor waren es lediglich 21 Prozent. Krause: „Das ist ein ganz klares Commitment dazu, dass wir nicht nur Mitläufer in der Zukunft sein wollen, sondern Innovationstreiber.“

Diese Produkte sollen Teil von Meta werden

  • Wrist Band: Mit einem Wrist Band soll das Brain-Computing-Interface, auch computergestützte Interaktion genannt, realisiert werden. Es soll als Schnittstelle zwischen Maschinen und Menschen dienen, um elektronische Signale in eine Aktion zu übersetzen. Ein Beispiel: Wenn sich User in einer virtuellen Realität befinden, können sie mithilfe des Wrist Band verschiedene Tätigkeiten ausüben – etwa einen Knopf drücken.
  • Smart Glass: In Kooperation mit dem Hersteller Ray-Ban ist eine smarte Brille entstanden, die sprachgesteuert Fotos und Videos macht und auch zum Telefonieren genutzt werden kann. Um den Datenschutz zu garantieren, erscheint ein Blitz auf dem Gestell, wenn Anwender zum Beispiel ein Foto aufnehmen.
  • Portral: Der digitale Bilderrahmen erkennt, wie sich Menschen bewegen. Dadurch kann die integrierte smarte Kamera bei einem Videocall jeden Schritt verfolgen. Diese Innovation soll das hybride Arbeiten vereinfachen – etwa indem es kreative Zusammenarbeit unterstützt.
  • Horizon Workrooms: Hybrides Arbeiten findet in einem virtuellen Raum statt, indem sich Menschen mithilfe eines Avatars bewegen. Wer keine VR-Brille hat, kann auch über den Browser beziehungsweise – ganz klassisch – via Video an Meetings teilnehmen.

Mithilfe dieser Produkte will Meta sowohl das Berufs- als auch das Privatleben revolutionieren. Für Unternehmen sollen neue Möglichkeiten hinsichtlich der digitalen Transformation entstehen – vor allem Chancen bei Marketing, Design, Dienstleistungen und Produktion.

Nutzerinnen und Nutzer verspricht das Metaversum die Möglichkeit, neue Lebenswelten zu erkunden, in denen Computerfunktionen eng mit der Umgebung und dem eigenen Körper verwoben sind. Besonders im Bereich Bildung sieht Krause hier viel Potential.

Doch der Deutschland-Chef von Meta betont auch, dass Tech-Unternehmen alleine die Transformation nicht meistern können. „Wir erhoffen uns von der neuen Bundesregierung, dass das Thema mehr in den Fokus gerückt wird. Im Wahlkampf war digitale Transformation eher eine Randerscheinung. Das muss sich ändern. Gleichzeitig müssen auch Unternehmen mutiger werden, das Thema zu forcieren.“

Wann könnte das Metaversum Realität werden?

Bereits im Sommer 2021 meldete sich Zuckerberg mit ersten Präsentationen rund um die neue digitale Welt. In Deutschland macht das Thema im August 2021 erstmals Schlagzeilen. Tatsächlich ist die Antwort auf diese Frage eher ernüchternd: „Um die Vision zu entwickeln planen wir einen Zeitraum von zehn Jahren,“ so Krause.

Doch es gibt auch Hoffnung: Einzelne Produkte, etwa Horizon Workrooms, befinden sich bereits im Praxistest. Die Betaphase läuft gerade. Wann erste kommerzielle Anwendungen auf den Markt kommen könnten ist noch unklar.