Gastbeitrag

Künstliche Intelligenz

Warum Unternehmen bis zur KI-Nutzung noch einiges lernen müssen

Künstliche Intelligenz (KI) dringt in alle Bereiche unseres Lebens – auch ins Arbeitsleben. Davon wollen selbstverständlich auch die deutschen Unternehmen profitieren und KI in ihre Prozesse schnellstmöglich implementieren. Doch vielerorts sind sie dafür noch gar nicht bereit. Denn viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, wie sie die Lücke zwischen dem theoretischen Potenzial von KI und ihrer tatsächlichen Einsatzbereitschaft schließen können.

KI: Eine Frau die auf einer Roboterhand sitzt und mit einem Fernglas nach vorne schaut.

15.07.2024

Effizienz steigern, Kosten senken und reibungslose Abläufe trotz Fachkräftemangels sichern - der Einsatz von KI scheint eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Mitarbeitende zu sein. Doch wo schon autonome Fabriken geplant werden, besteht die eigentliche Schwierigkeit oft an einem ganz anderen Ort: Viele deutsche Unternehmen sind noch gar nicht „KI-ready“. Ihnen mangelt es nicht selten an den digitalen Grundlagen.

Wie ein Turmbau ohne Fundament

Viele Unternehmen wissen zu Beginn nicht, wie sie das Thema KI und dessen Implementierung überhaupt angehen sollen. Erschwerend dazu kommt, dass in Unternehmen oftmals auch Druck aus der Geschäftsführung spüren, endlich KI anzuwenden, was wiederum Mitarbeitende überfordern kann.

Häufig fehlt auch das Verständnis dafür, was Digitalisierung für die Prozesse im Unternehmen bedeutet und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Oft wird bereits KI eingeführt, ohne dass die notwendigen digitalen Ausgangspunkte vorhanden sind. Dies führt dann dazu, dass KI nicht optimal integriert ist und die erhofften Vorteile nicht vollständig realisiert werden können. Ohne die Erfassung und Analyse der Daten aus physischen Prozessen fehlt die Grundlage für Künstliche Intelligenz.

Zudem kämpfen viele Unternehmen mit Silobildung und mangelnder Bereitschaft, Daten auszutauschen, was zu Brüchen in der Wertschöpfungskette führt und eine nahtlose Integration von KI verhindert.

Schritt für Schritt die Herausforderungen bewältigen

Wie können Unternehmen diese Herausforderungen nun aber konkret angehen, welche Schritte sind notwendig, um für die Nutzung von KI bereit zu sein?

Eine gründliche Readiness-Analyse und eine robuste digitale Infrastruktur sind unerlässlich. Effektive Nutzung großer Datenmengen und Erschließung unstrukturierter Daten sind erforderlich, um wertvolle Einblicke zu gewinnen. Projekte scheitern oft an veralteten Daten, daher ist die Überprüfung und Aktualisierung der Datenlage entscheidend. Alle Daten - von Maschineninformationen bis hin zu handschriftlichen Notizen - sollten zentral gesammelt und verfügbar sein, um Silos zu vermeiden.

Weit mehr als KI-Technologie bedenken

Um KI im Unternehmen einzusetzen, müssen neben technischen Aspekten auch Rechtssicherheit, Datenschutz und Compliance berücksichtigt werden. Die Gefahren und Risiken, wie z. B. der Umgang mit persönlichen Daten, sollten aufgezeigt und sowohl die Führungsebene als auch die Mitarbeitenden für diese Themen sensibilisiert werden.

Dabei können viele Fragen entstehen und die Befürchtung geschürt, dass der Aufwand der KI-Implementierung aufgrund dieser oben genannten Themen ein noch größeres Hindernis darstellen könnte. Diese Unsicherheiten und Besorgnisse sollten parallel zur Einführung der technischen Voraussetzungen angegangen und abgebaut werden.

KI: Mensch trifft Maschine

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur KI-Readiness ist die erfolgreiche Kombination aus KI und menschlicher Intelligenz. Zu Beginn ist es wichtig, die Akzeptanz des Neuen zu fördern und bestehende Bedenken zu entkräften. Besonders in Hinblick auf die Ängste der Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz aufgrund von KI-Einsatz zu verlieren.

Mitarbeitende sollten in der Einführungsphase direkt mit einbezogen werden, z. B. durch Schulungen, um das Verständnis für KI zu fördern. Ein „KI-Führerschein“ kann dabei hilfreich sein, um alle Mitarbeitende einheitlich zu schulen. Dabei gilt es aber zu vermitteln, dass KI aktuell als Prognosetool gilt und weiterhin menschlicher Überprüfung bedarf.

Maßgeschneidert zur effektiven KI-Integration

Wie KI-ready deutsche Unternehmen sind und wie sie diesen Zustand erreichen können, hängt von ihren individuellen Bedürfnissen ab. Entscheidend ist, maßgeschneiderte und praktikable Lösungen zu finden, die auf die spezifischen Anforderungen und Ressourcen zugeschnitten sind.

Dennoch ist es nicht die Frage, ob Unternehmen für KI bereit sein müssen, sondern wann, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die größte Herausforderung, die darin besteht, die richtige Balance zwischen ambitionierten Zielen und realistischer Umsetzung zu finden, belastet zwar viele Unternehmen, ist aber überwindbar.

Um Bedenken bezüglich KI abzubauen, sind Regulierungen hilfreich. Die Einführung des AI-Act kann Ängste lindern, indem er klare ethische und rechtliche Rahmenbedingungen schafft, die den Missbrauch von KI-Technologien verhindern. Zudem fördert er Transparenz und Verantwortlichkeit bei der Entwicklung und dem Einsatz von KI, was das Vertrauen der Mitarbeitenden stärkt.

Dabei nicht zu vergessen: KI-Implementierung erfordert nicht nur technologische Investitionen, sondern auch ein generelles Umdenken in der Unternehmenskultur und die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen. Außerdem sind kontinuierliches Lernen im Bereich KI und eine ständige Anpassung an neue Entwicklungen unerlässlich. Denn nur so können deutsche Unternehmen den Anschluss an die KI-Revolution finden und die Chancen nutzen, die sie bietet.

 

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KI: Portrait von Thorsten Wujek.

Thorsten Wujek

ist Business Unit Director bei SALT AND PEPPER