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17.08.2021    Thomas Eilrich
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Gar nicht so lange her ist es, dass viele mit der Technologie von Videokonferenzen noch fremdelten, ihr Mikrofon nicht einschalteten, die Kamera falsch ausrichteten. Heute haben wir uns im „new normal“ eingerichtet, die (re­mote) Kommunikation läuft. Doch längst nicht so, dass alle Herausforderungen gemeistert sind. Defizite können sich sogar im Geschäftsergebnis nie­derschlagen. Das besagt eine Studie im Auftrag des dänischen Audiotechnik-Anbieters EPOS. Dessen Vizepräsident für Forschung und Entwicklung, Jesper Kock, diskutiert mit Professor Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik an der Medizinischen Hochschule Hannover, über die Effekte von Soundqualität im modernen Arbeitsumfeld.

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Zur Person

Jesper Kock von EPOS

Jesper Kock

ist als Vice President of R&D Teil des Senior-Management-Teams von EPOS. In seinem Fokus stehen unter anderem die Markt- und Technologietrends. Kock verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Audiobranche

Zur Person

HNO-Arzt Thomas Lenarz

Thomas Lenarz

ist Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Direktor der HNO-Klinik und des Deutschen Hörzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover sowie international anerkannter Spezialist für Hörimplantate

Unsere Arbeitswelt ist hybrid – mit welchen Chancen und Herausforderungen? 

Jesper Kock: Menschen arbeiten heute flexibel von überall. Das ist durchaus eine Herausforderung für die technische Ausstattung. Normalerweise trifft man sich in einen Meeting-Raum, dort haben alle das gleiche Sound-Umfeld. Aber heute ist das anders. Da treffen Menschen mit teilweise ganz anderem Hintergrund aufeinander. Die einen vielleicht im stillen Arbeitszimmer, die anderen am lauten Flughafen. Sie können sich vorstellen, dass Letztere das weitaus forderndere ­Umfeld haben. Entsprechend kommt es viel mehr auf die Klangumgebung an. Dafür braucht es Technologie. Denn wer mit Lärm ringt, arbeitet nicht effizient.

Welche medizinischen Auswirkungen gibt es? 

Thomas Lenarz: In Zeiten von Videokonferenzen sehen wir uns nicht persönlich von Angesicht zu Angesicht. Wir müssen daher antizipieren, wie die Akustik im Raum des Gegenübers ist. Im selben Raum geht das problemlos über das Ohr. Aber bei Videokonfe­renzen brauchen wir spezielles Audioequipment, um sicher­zustellen, dass das, was wir sagen, auch wirklich beim Gesprächspartner im anderen Raum ankommt.

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Wie wird die Arbeitswelt in Zukunft aussehen? 

Kock: Unsere Studien zeigen, dass 90 Prozent der Angestellten weltweit in den letzten zwölf Monaten von zu Hause gearbeitet haben – und 50 Prozent davon wollen das gern so fortsetzen. Vielleicht nicht im gleichen Ausmaß, aber ein bis zwei Tage pro Woche. Dazu kommt, dass die Menschen durchaus auch effektiv von zu Hause gearbeitet haben. Ich denke also, dass große Unternehmen das akzeptieren werden, wenn die Pande­mie vorbei ist. Wir werden ein „neues Normal“ erleben. 

Lenarz: Daran müssen wir dann allerdings arbeiten. Denn immerhin fehlt das Informelle, das Menschliche komplett. Das ist schon ein Nachteil. Was ich immer wieder höre, ist der Wunsch, sich wieder tatsächlich zu treffen. Insofern hoffe ich für die Zukunft auf eine Kombination aus beiden Arbeitswelten.

Inwieweit belasten Online-Konferenzen das Hören?

Lenarz: Es gibt kein spezifisches Risiko, solange Sie sehr laute Klänge vermeiden, die direkt ins Ohr gehen. Um das an einem Beispiel festzumachen: Wenn Sie in einer Online-Konferenz vor dem Rechner sitzen mit eingeschalteten Lautsprechern, ist das kein Problem für das Hörsystem. Mit einem Kopfhörer im Ohr, der ein hohes Klanglevel hat, kann das schon anders aussehen. Wichtiger aber ist: Wir haben einen großen Prozentsatz von Menschen mit einem Hörproblem in unserer Gesellschaft. Für sie könnte es schwieriger sein, Standardequipment zu nutzen, um einer Konversation auf einer Online-Konferenz zu folgen.  

Kock: Bei Menschen in ihren 50ern beginnt der graduelle Verlust des Gehörs. Ich bin selbst in diesem ­Alter, in dem man auf der anderen Seite beruflich üblicherweise am effizientesten ist. In aller Regel verliert man zuerst die hohen Frequenzen – aber darin stecken natürlich wichtige Informationen. Wenn Menschen von daheim arbeiten wollen, ist das keine gute Kombina­tion. Daher braucht es die richtige Ausrüstung.    

Welches sind die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Studie?  

Kock: Für die Studie haben wir weltweit Menschen zwischen 18 und 65 befragt, in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, ebenso wie in Hongkong und Singapur. Die Kernaussage ist: Schlechte Audioqualität ist schlecht für das Geschäft. Dazu passt: Gut 85 Prozent der Befragten räumen ein, dass schlechte Audioqualität im letzten Jahr Probleme in ihrem Unternehmen verursacht hat. Und 15 Prozent berichten gar von finanziellen Folgen, die Misskommunika­tion aufgrund schlechter Audioqualität verursacht hat.

Lenarz: Ist die Qualität gut, ist es weniger anstrengend, einem Gespräch zu folgen. Die Menschen sind in einem guten Audioumfeld also weniger erschöpft. Das ist auch wichtig für das Homeoffice. Denn dort gilt es ja genauso zu performen wie im Büro.

Was kann Technologie hier leisten?

Kock: Sie filtert ungewollte Geräusche heraus – für ein klareres Signal an das Gehirn. Es muss dann weniger arbeiten, und man ist nicht so müde. Das beste Beispiel: Setzen Sie im Flugzeug mal einen Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung auf – und dann wieder ab: Sie werden sehen, wie laut es plötzlich ist. Die Menschen neben ihnen erkennen das nicht; für sie hat deren Gehirn diese Filterarbeit erledigt. Das passt auch ins Büro.  

Welchen Standard sollten Unternehmen anlegen?

Lenarz: Wir brauchen erstens eine gute Audioqualität; die Spanne sollte zumindest die Frequenzen des gesprochenen Worts abdecken. Das reicht von den tiefen 90 Hertz bis hin zu 6.000 Hertz. Auch das Mikro­fon muss damit umgehen können. Zweitens: Geräuschreduktion – Lärm muss herausgefiltert werden. Das kann über Richtmikrofone geschehen oder über Geräuschunterdrückung – das zu haben ist sehr wichtig. Drittens muss das System rückkopplungsfrei sein. Und viertens könnte man auch über individuelle Anpassungen nachdenken – etwa einen eingebauten Equalizer, der die Lautstärke höherer Frequenzen etwas anhebt. 

Was bringt gute Audioqualität Unternehmen? 

Kock: Wenn Angestellte besser arbeiten, weil sie nicht so leicht erschöpft sind und kein Hintergrund­rauschen herausfiltern müssen, entwickeln sie vielleicht auch weniger Stresssymptome. Zudem wirken Unternehmen so einfach professioneller – intern wie extern bei Kunden. Und die Performance ist besser. Ich kenne keine Industrie und keinen Wirtschaftssektor, der mit einem schlechten Werkzeugkoffer anrückt, wenn es um den professionellen Auftritt geht. Gute Audioqualität hilft also Unternehmen wie Angestellten.  

17.08.2021    Thomas Eilrich
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