Links stehen Häuser und rechts ist ein Teil des Hamburger Hafens zu sehen. In der Mitte des Bildes fährt gerade eine Bahn entlang der Gleise und im Hintergrund steht die Elbphilharmonie. Der Himmel ist überwiegend blau mit vereinzelten Wolken.
06.04.2021    Mark Simon Wolf
  • Drucken

In Kürze:

  • Der Fokus für eine Vision von Hamburg 2040 liegt auf den ökologischen und den sozialen Aspekten von Nachhaltigkeit.
  • Alle Verantwortlichen müssen digitale und nachhaltige Projekte sowie technologische Entwicklungen für die Stadtentwicklung vorantreiben.
  • Die Vernetzung von Unternehmen, Verwaltung und Politik muss intensiviert werden, damit Hamburg ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Dr. Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, warnt im gemeinsam von DUB UNTERNEHMER und den Wirtschaftsjunioren Hamburg organsierten digitalen Future Talk vor zu großer Zufriedenheit mit dem Status quo und der Wohlfühl-Mentalität in der Hansestadt. Eine bequeme Haltung könne für die Zukunft strukturell notwendige Veränderungen in der Standortentwicklung verhindern. Besonders in den Bereichen innovative Technologien, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sehe er großes Potenzial, damit Hamburg in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig bleibt – und bis 2040 womöglich klimaneutral wird. Hierfür seien Leuchtturmprojekte nötig. Doch wie gelingt eine nachhaltige Transformation?

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderator: Thomas Eilrich, Chefredakteur, DUB UNTERNEHMER

Der Hafen als Experimentierfeld

Als ein praxisorientiertes Experimentierfeld identifiziert der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann dabei den Hafen. Dieser müsse sich kontinuierlich verändern und noch stärker als Innovationstreiber fungieren. Westhagemanns Vision: Eine schnelle Umsetzung von Projekten wie digitale Zoll- und Datenabwicklung, nachhaltige Organisation des Schwerlastverkehrs und klimaneutrale Mobilität durch Wasserstoffantrieb sollen die Transformation zu einem noch innovativeren Universalhafen ermöglichen. Das reine Zählen von Containern, die umgeschlagen werden, gebe keine vollständige Auskunft über die wirtschaftliche Verfassung des Hafens mehr. Das ließe sich dann später „gezielt auf die gesamte Stadt Hamburg übertragen“, so Westhagemann.

Vernetzung ist nachhaltig

Dazu zählt der der Senator für Wirtschaft und Innovation übrigens auch Zukunftsthemen wie die Nutzung von Quantencomputer-Technologie oder im Bereich der Logistik den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Grundlage für diesen Wandel in Richtung Zukunft sei laut Heyne eine stärkere branchenübergreifende Vernetzung zwischen Wissenschaft sowie Politik und Verwaltung: „Nur gemeinsam können wir Hamburg bis 2040 zu einem dynamischen, innovativen und nachhaltigen Standort entwickeln, der wettbewerbsfähig und lebenswert ist.“

Autonomes Fahren als Zukunftsversprechen

Die Offenheit zum konstruktiven Dialog und zur Bündelung der Kräfte bei Zukunftsprojekten jedenfalls scheint gegeben. Erste Erfolge seien sichtbar – das weiß zum Beispiel Robert Henrich, Geschäftsführer von MOIA, zu berichten.

2016 wählte der Ridesharing-Anbieter Hamburg statt Berlin als Testmarkt aus. Der Grund? „Hamburg hat uns mit seiner Ausrichtung auf eine innovative Zukunftsmobilität und Verkehrssteuerung überzeugt.“ Nicht Fördergelder hätten hier entschieden, sondern vielmehr der Wille, Projekte pragmatisch umzusetzen.

Unibail-Rodamco-Westfield mit modernem Konzept

Ähnliche Beobachtungen in Sachen Innovationsbereitschaft der Hamburger hat das Immobilien- und Investmentunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield (URW) gemacht, erklärt Dirk Hünerbein. Der Director of Development Germany ist federführend für das über eine Milliarde schwere Entwicklungsprojekt Westfield Hamburg-Überseequartier in der südlichen HafenCity verantwortlich, das bis Herbst 2023 fertiggestellt werden soll.

„Wir haben uns bei der Planung bewusst für den Standort Hamburg entschieden, weil wir hier die Chance sehen, Teil eines Konzepts zu werden, das die Stadt 4.0 vorantreibt“, so Hünerbein. Unter anderem mit nachhaltigen Baumaterialien und später ressourcenschonendem Betrieb, aber vor allem mit einem Nutzungsmix aus Einzelhandel, Freizeitkonzepten und Gastronomie sowie modernen Wohn- und Bürokonzepten wie Coworking-Spaces will URW seinen Beitrag zu einer vernetzten und pulsierenden Stadt der Zukunft leisten.

Hamburg attraktiv gestalten

Dass die Coronapandemie die Geschäftsfelder der Mobilität und des Einzelhandels derzeit einschränkt, entmutigt die beiden Teilnehmer des Future Talks indes nicht. Das Gegenteil ist der Fall. „Wir wollen Impulse setzen, durch Wohnungen und Büros zum Beispiel Fachkräfte nach Hamburg locken oder über das Terminal und die Hotels Touristen ansprechen und so insgesamt den stationären Handel unterstützen. Wir sehen im Überseequartier eine Chance zum Wandel in Hamburg“, ergänzt Hünerbein.

Gemeinsam mit Henrich appelliert er zudem dafür, Disziplinen wie Immobilien und Mobilität künftig gemeinsam zu denken.

Mut statt Komfortzone

Doch inwieweit ist diese Positiv-Vision von Hamburg 2040 tatsächlich umsetzbar? Westhagemann befeuert sogar ambitioniertere Ziele, die in näherer Zukunft liegen – und erhält Unterstützung von Dr. Andrea Hafenstein. Die Vorständin der Wirtschaftsjunioren Hamburg, einem Zusammenschluss von 130 Führungskräften und Unternehmern unter 40 Jahren, wünscht sich, dass bei der Zielsetzung manchmal mutiger agiert wird. Auch bei den sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit: Alle Kinder und Jugendliche sollten die gleichen Chancen durch gute Bildung haben; Diversität, Gleichberechtigung und Familienfreundlichkeit in der Arbeitswelt sollten ebenso stärker gefördert werden – damit ließe sich auch dem Fachkräftemangel adäquat begegnen.

Dann, so formuliert Henrich das Ziel für 2040, kämen zukünftig vielleicht internationale Delegationen nach Hamburg, um sich eine Modellstadt der Innovation und der Prosperität anzusehen.

06.04.2021    Mark Simon Wolf
  • Drucken
Zur Startseite