Kolumne

Transformation im Gesundheitswesen

Smarte Patienten: Digitalisierung macht gesund 

Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt – wird behauptet. Wenn es um die Intensivmedizin geht, mag diese Behauptung zutreffen. Aber wenn wir über die Abläufe im Gesundheitswesen sprechen, gibt es leider noch viele Effizienzreserven.

15.08.2023

Wir haben eines der am besten entwickelten analogen Gesundheitssysteme. In den vergangenen Jahrzehnten befand sich das Gesundheitswesen größtenteils in einem festgefahrenen Zustand. Mittlerweile steht es vor einer zunehmenden digitalen Transformation, die in Zukunft zu disruptiven Veränderungen führen wird. Dadurch wird sogar der Begriff „Gesundheit“ neu definiert werden müssen – es ist quasi ein Urknall nötig, ein Big Bang.

Illustration Kolumne David Matusiewicz

Zu viel läuft noch analog

Doch zunächst einmal müssen wir feststellen, dass es immer noch viele Unterbrechungen in der Versorgung und Probleme an den Schnittstellen im Gesundheitswesen gibt. Der Patient irrt oft wie in einem Dschungel umher und versucht, sich zurechtzufinden.

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule. Seit 2015 verantwortet er dort als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und ist einer der renommiertesten Experten für Digital Health in Deutschland

Es ist bedauerlich, dass das Fax auch heute noch als hochmoderne Technologie gefeiert wird. Vor Kurzem machte eine große Krankenkasse Schlagzeilen, weil sie behauptete, dass dem behandelnden Arzt bei fehlender Krankenversichertenkarte sofort ein Fax zur Verifizierung des Versichertenstatus zugeschickt wird.

Es ist auch immer noch üblich, lange Wartezeiten einzuplanen, um einen Arzttermin zu bekommen. Doch diese Wartezeiten beziehen sich nicht nur darauf, einen Termin zu erhalten, sondern auch darauf, telefonisch durchzukommen, anstatt online Termine zu vereinbaren. In Krankenhäusern und Pflegeheimen ist ein schneller und kostenloser Internetzugang noch längst nicht Standard.

Was zeichnet smarte Patienten aus?

Wir plädieren für einen „smarten“ beziehungsweise „aufgeklärten“ Patienten, der souverän ist und als Mitgestalter seiner eigenen Gesundheit die Digitalisierung als Werkzeug nutzt.

Das Smartphone ist dabei eins der wichtigsten Instrumente – von der Prävention über die Diagnostik und die Therapie bis hin zur Nachsorge. Der Patient hat zum ersten mal in der Geschichte die Möglichkeit, sich wichtige Informationen selbst zu beschaffen, seine eigenen Gesundheitsdaten zu navigieren. Und zwar dann, wann er es möchte.

Wir glauben an die Schwarmintelligenz der Menschen, die das Gesundheitswesen „von unten“ revolutionieren, mit ihren Füßen abstimmen und so das System verändern werden. Wir glauben auch an alle Healthcare-Professionals, die tagtäglich daran arbeiten, das analoge Gesundheitssystem weiter zu transformieren. Die Menschen warten auf diese Veränderungen und sind dankbar dafür. Um es mit den Worten des Kardiologen und Bestsellerautors Eric Topol zu sagen: „Der Patient wird Sie jetzt sehen.“ Heutzutage müsste man vielleicht sagen: „Der Arzt möchte jetzt Ihr Smartphone sehen!“