eine Lichtinstallation symbolisiert Veränderung
13.07.2021    Madeline Sieland
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Der Segway sollte die Mobilität in Städten verändern, 4-D-Kinos das Filmerlebnis intensivieren. Doch egal, wie gut und revolutionär eine Idee auf den ersten Blick zu seien scheint – Erfolg am Markt ist einem neuen Produkt oder einer neuen Dienstleistung niemals garantiert. 

Die Erfolgsaussichten lassen sich aber verbessern, wenn sich Unternehmerinnen und Unternehmer an ein paar Regeln halten. Welche das sind, erklärt Robert Mayr in „Freiraum 25“. In dem Videocast sprechen der DATEV-CEO sowie DUP UNTERNEHMER-Verleger Jens de Buhr einmal im Monat mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über unterschiedliche Aspekte der digitalen Transformation.

Was zeichnet erfolgreiches Innovationsmanagement aus? 

Mayrs Regel Nummer 1: Als Chef müsse man Freiräume gewähren und Fehler zulassen, um Kreativität zu fördern. Und man müsse sich darüber im Klaren sein, dass zukunftsweisende Ideen nicht nur auf der Vorstandsebene, sondern in der gesamten Belegschaft entstehen können. „In einem Unternehmen, das im command-and-control-Stil geführt wird, also sehr hierarchisch geprägt ist, tut man sich damit sicher deutlich schwerer als in einen Unternehmen, was agil und deutlich näher am Markt orientiert ist“, so der DATEV-Chef. 

Regel Nummer 2: „Innovation hat nicht nur mit Kreativität zu tun. Man braucht auch eine Struktur dafür.“ Es gilt, etwa den Markt, in dem man sich bewegt, genauso gut zu kennen wie rechtliche Vorgaben, an die man unter Umständen gebunden ist. Denn daraus ergeben sich die Rahmenbedingungen für das Innovationsmanagement. 

Regel Nummer 3: Neue Technologien im Blick haben. Es gilt laut Mayr stets zu hinterfragen: „Können diese einen Impact auf mein Geschäftsmodell haben?“ Und wenn man das bejahe, müsse man den Einsatz dieser Technologie auch zulassen. 

Regel Nummer 4: Kollaboration – auch mit Wettbewerbern – als wirkliche Option betrachten, um das eigene Business voranzubringen. „Es wäre aus meiner Sicht einfach ein Unding, wenn ein Unternehmen wie DATEV – wir haben weit über 200 Produkte – alles selbst macht.“ 

Regel Nummer 5: „Ich muss meinen Kunden kennen und ihn mit einbeziehen“, so Mayr. Oder anders gesagt: Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, damit Impulse von außen auch in das Innere eines Unternehmens vordringen und im Rahmen des Innovationsmanagements aufgegriffen werden können. Denn wenn etwas Neues entstehe, dann um ein konkretes aktuelles Problem der Menschen zu lösen, betont Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx im Talk mit dem DATEV-CEO. „Es geht darum, zu verstehen, wo wirklich eine Lücke, ein Bedarf ist. Das ist für mich das Zentrum von Innovation.“ 

Was ist Innovation? 

Auf die Frage aber, was eigentlich eine wirkliche Innovation ist, gibt es keine schnelle, simple Antwort. Zu unspezifisch ist schon die Definition des Begriffs. Der Duden bezeichnet Innovation als „Realisierung einer neuartigen, fortschrittlichen Lösung für ein bestimmtes Problem, besonders die Einführung eines neuen Produkts oder die Anwendung eines neuen Verfahrens“. 

Horx sagt: „Eine Käserei in den Alpen kann seit Jahrhunderten mit denselben Methoden produzieren, sich dabei immer nur graduell weiterentwickeln. Aber dann wird im Marketing eine Ansprache entwickelt, die eine unfassbare Kundennähe erzeugt. Auch das ist für mich eine Innovation.“ 

Und natürlich sei auch das iPhone eine Innovation gewesen, so Horx. „Genauer gesagt: Das war eine integrative Innovation. Es wurden verschiedene schon existente Teil-Technologien neu zusammengefügt.“ Doch so etwas sei eher die Ausnahme und nicht die Regel, wie der Gründer des renommierten Zukunftsinstituts berichtet: „Ich habe in meiner Karriere immer wieder erlebt, wie wir Unternehmer zu sinnvollen Innovationen anregen wollten, aber sie wollten von uns nur Anregungen für Range-Extensions.“ Das, was es sowieso schon gab, sollte also nur ein bisschen anders werden – wenn man so will, einen neuen Anstrich bekommen. 

Manchmal könne es durchaus besser sein, das Traditionelle weiter zu vertiefen. Aber Horx betont auch: „Es gibt Grenzen bei dieser linearen Verbesserung.“ Werden diese Grenzen gesprengt, entsteht etwas Disruptives. Diese Entwicklung vorauszuahnen, sie mitzugestalten und ihr nicht hinterherzulaufen – das muss das Ziel des Innovationsmanagements in Unternehmen sein.

Und was heißt das alles für die Praxis? 

 Wie dieses in der Praxis aussehen kann, erklärt Mayr am Beispiel seines Unternehmens:  

  • Bei DATEV gibt es ein Lab, in dem Mitarbeitende den Freiraum haben, etwas Neuartiges zu entwickeln – und zwar ohne den Druck, dass dabei sofort ein marktreifes Produkt entstehen muss. Fehler sind in diesem Prozess absolut erlaubt. 
  • Entsteht im Lab etwas mit Potenzial, kommt es in den Inkubator – eine Art Wachstumszone – und wird zur Marktreife weiterentwickelt. 
  • Es wurden Workstreams eingeführt. Das heißt Mitarbeitende tragen die Verantwortung für ein Produkt über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg. Und wer die End-to-end-Verantwortung trägt, ist in der Regel auch engagierter und motivierter wenn es um die Weiterentwicklung eines Produkts geht. 
  • DATEV kooperiert mit nahezu 250 Unternehmen – darunter zahlreiche Wettbewerber –, um die Fertigungstiefe der eigenen Produkte zu verbessern und um Kunden medienbruchfreie Prozesse etwa bei der Gehaltsabrechnung zu ermöglichen. 

Die Zukunft zusammen mit der Konkurrenz gestalten? Dass das tatsächlich funktionieren kann, habe das Partnering-Modell von DATEV gezeigt, betont Mayr. „Auf der einen Seite sind wir Partner, auf der anderen Seite begegnen wir uns sportlich im Wettbewerb. Das eine schließt das andere nicht aus. Ich glaube, man muss sich am Anfang im Klaren darüber sein und Spielregeln definieren und dann funktioniert die Zusammenarbeit in so einem Ökosystem auch.“

13.07.2021    Madeline Sieland
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