Elon Musk hat Angst. Angst davor, dass Künstliche Intelligenz (KI) eines Tages zu mächtig wird. 2017 warnte er auf Twitter gar davor, dass der Wettbewerb um die Technologieführerschaft bei KI „der wahrscheinlichste Auslöser des Dritten Weltkriegs“ sein werde. Eine Aussage, die irgendwie auch absurd anmutet. Schließlich arbeitet Musk mit Tesla daran, mithilfe von KI autonomes Fahren zu ermöglichen.
Lieber selbst machen statt abwarten
Insbesondere unregulierte Forschung auf diesem Gebiet ist Musk ein Dorn im Auge. Entsprechend sieht er den Staat in der Pflicht: „Künstliche Intelligenz ist einer der wenigen Fälle, wo wir proaktiv statt reaktiv regulieren sollten. Denn wenn wir bei der Künstlichen Intelligenz erst reaktiv handeln, dann ist es zu spät.“
Und proaktiv handeln heißt im Fall von Musk nicht etwa, dass er die unabhängige KI-Forschung fördert. Dazu hatte er eigentlich 2015 die Non-Profit-Organisation Open AI mitgegründet. Diese arbeitet unabhängig von Geldgebern und deren Interessen an der Weiterentwicklung der Technologie. Musk hat sein Engagement bei Open AI 2018 eingestellt – und konzentriert sich seitdem voll und ganz auf Neuralink.
Das 2016 von ihm gegründete Start-up entwickelt ein sogenanntes Brain-Computer-Interface (BCI). Es soll sicherstellen, dass der Mensch einer KI überlegen bleibt. Wie das konkret funktionieren soll? Mithilfe eines Mikrochips, der ins Gehirn implantiert wird, um die kognitiven Fähigkeiten zu steigern.
Das Hirn programmieren
„Er ist wie ein Fitbit im Kopf mit winzigen Drähten“, sagt Musk über den Link V.09 genannten Chip. Dieser lasse sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden. So könne man etwa per App rasend schnell eine neue Sprache lernen. Oder mit anderen Worten: Man könne über die Mini-Elektrode neue Fähigkeiten im Hirn „programmieren“.
Quasi ein Software-Update fürs Gehirn: Für die meisten ist das eine Horrorvorstellung – und es ist das Fernziel. Denn fürs Erste gibt es da noch einen ganz anderen, viel greifbareren Nutzen eines BCI: Die Technologie, die eine Weiterentwicklung schon existenter Hirnschrittmacher ist, könnte helfen, verletztes Nervengewebe zu überbrücken. Denkbare Einsatzbereiche wären daher die Behandlung von Schmerzen, Sehbehinderungen, Hörverlust, Schlaflosigkeit, Hirnschäden sowie Rückenmarksverletzungen.
Wie weit Neuralink inzwischen ist, zeigte Musk im August 2020, als er Gertrude präsentierte. Im Kopf des Schweins ist ein Chip implantiert, der die Hirnströme registriert und mit Bewegungen verknüpft. Und auch die erste Hürde für Tests an Menschen wurde genommen: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Chip im Juli als „bahnbrechendes Gerät“ eingestuft, was die Zulassung beschleunigen könnte.