Mit Qubits in die Zukunft

Eine völlig neue Spezies von Rechnern macht rasante Fortschritte, wie Alexander Glätzle, CEO des Quantencomputer- Pioniers Planqc aus München, berichtet.

Illustration in dunkelblau in einem angedeuteten Labor mit wissenschaftlichen Mitarbeitenden

06.12.2024

Quantencomputer gelten vielen als etwas Mystisches oder sogar als Science-Fiction. Dabei arbeitet mittlerweile bereits eine ganze Reihe von Unternehmen an leistungsstarken Geräten, wie Dr. Alexander Glätzle, CEO des Anbieters Planqc, erläutert. Er erwartet, dass Quantencomputer und neuartige Qubits unter anderem „besonders entscheidende Vorteile“ bei der Entwicklung neuer Medikamente oder Materialien bringen werden.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Welche Fortschritte bei der Entwicklung von Quantencomputern wurden bisher erreicht?

Alexander Glätzle: Sehr viele. Lange existierten Quantencomputer nur in der Theorie. Doch hat sich die Technologie enorm weiterentwickelt. 2019 demonstrierte Google in einem Experiment erstmals, dass Quantencomputer klassischen Supercomputern bei bestimmten Problemen überlegen sind. Inzwischen wird nicht mehr nur von Forschern, sondern auch von Tech-Unternehmen und Start-ups an Quantencomputern gearbeitet. Wie schnell Fortschritte erzielt werden, zeigt auch unsere Geschichte: Seit der Gründung von Planqc vor zwei Jahren haben wir öffentliche Aufträge in Höhe von 50 Millionen Euro bekommen, um zwei leistungsstarke Quantencomputer zu bauen. Zusammen mit dem Münchner Max-Planck-Institut für Quantenoptik, einem echten Mekka der Quantenforschung, haben wir gezeigt, dass sich die Zahl der neutralen Atome, die wir als Qubits verwenden, schon auf 1.200 skalieren lässt.

Welche Unternehmen sind die Technologieführer im Bereich Quantencomputer, und haben deutsche Anbieter eine Chance, aufzuschließen?

Glätzle: Die prominentesten Player sind Google und IBM. Sie setzen für ihre Quantencomputer auf supraleitende Qubits – eine Technologie, die lange als besonders vielversprechend galt. In Deutschland sind wir bei der Erforschung von neutralen Atomen als Qubits führend, hier gab es zuletzt besonders viele Durchbrüche. Darauf werden wir mit Planqc und dem deutschen Ökosystem aufbauen, um auch bei der Kommerzialisierung zur Weltspitze aufzuschließen. Übrigens investiert Google inzwischen ebenfalls in Neutralatom-Quantencomputer – eine Bestätigung unseres Weges. 

Was ist unter neutralen Atomen zu verstehen, die Planqc für Quantencomputer nutzt?

Glätzle: Wir verwenden Atome wie Strontium oder Ytterbium als Qubits, die wir im Vakuum mithilfe von Lasern in dreidimensionalen Gitterstrukturen anordnen und bis auf ein Millionstel eines Grads über dem absoluten Nullpunkt kühlen. Ebenfalls per Laser können wir sie verschränken und in verschiedene Zustände versetzen, um Berechnungen durchzuführen. Unsere Technologie bietet mehrere Vorteile, zum Beispiel gegenüber supraleiterbasierten Quantencomputern: Da wir „echte“ Qubits nutzen, die in der Natur vorkommen, müssen wir sie nicht fehleranfällig herstellen. Außerdem funktionieren unsere Quantencomputer bei Raumtemperatur und müssen nicht teuer gekühlt werden, was viel Energie spart.

Dr. Alexander Glätzle

ist theoretischer Quantenphysiker und war unter anderem als Senior Research Fellow an der University of Oxford und am Center for Quantum Technologies in Singapur tätig