Hagen Rickmann: Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom sprechen 46 Prozent der deutschen Unternehmen mehr über die Risiken als über die Chancen der Digitalisierung. Und nur noch 30 Prozent steigern ihre Investitionen in die Digitalisierung statt zuvor 50 Prozent. Mit Ihrem Blick von außen: Wo steht Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich?
Allan Thygesen: Unternehmen überall in der Welt müssen sich digitalisieren. Das ist zum einen notwendig, um auf einem globalisierten Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Zum anderen erwarten das auch die Mitarbeitenden von ihrem Arbeitgeber. Unser „Digital Maturity Report“ zeigt, dass in Deutschland viele Angestellte frustriert sind, weil ihr Unternehmen es versäumt, digitale Dienste einzuführen und einfache Arbeiten zu automatisieren. Statt digitale Prozesse zu nutzen, faxen und drucken sie immer noch.
Rickmann: Sie sind in Dänemark geboren, leben und arbeiten aber schon seit vielen Jahren in den USA. Inwiefern unterscheiden sich die Herangehensweisen von deutschen und amerikanischen Unternehmen bei der Digitalisierung?
Thygesen: Zunächst mal unterscheiden sich die regulatorischen Anforderungen. In Europa müssen sich Unternehmen an viel umfangreichere Vorgaben halten. Sicher auch deshalb ist die Risikokultur in den USA oft deutlich stärker ausgeprägt. Allerdings muss man hier differenzieren: Es gibt beispielsweise große Unterschiede zwischen Unternehmen aus dem Silicon Valley und aus der Mitte des Landes.
Allerdings kann es auch Nachteile haben, wenn Firmen ihrem Enthusiasmus für neue Technologien freien Lauf lassen. Dann kann es passieren, dass sie Software kaufen, die sie nie einsetzen, weil sie nach kurzer Zeit schon wieder auf die nächste Sache aufspringen.
Wenn wir hingegen mit europäischen Unternehmen zusammenarbeiten, treffen wir meiner Erfahrung nach auf eine sehr gute Planung, durchdachte Zeitpläne und eine ausgezeichnete Ausführung. Kooperationen mit Unternehmen in Europa entwickeln meist eine ganz eigene Dynamik, und wir erleben echtes Engagement.
Rickmann: Was raten Sie CIOs, wie sie am besten bei der Digitalisierung in ihrem Unternehmen vorgehen sollten?
Thygesen: Sie sollten das Thema nicht überfrachten. Viele glauben, sie müssten alles im Unternehmen umstellen. Und dann besteht die Gefahr, dass am Ende gar nichts passiert. Deshalb ist es ratsam, mit kleineren, einfach umzusetzenden Verbesserungen anzufangen. DocuSign für elektronische Signaturen ist eine Möglichkeit; es gibt aber auch andere Bereiche. So lassen sich schnell Fortschritte erzielen.
Rickmann: Wie steigern Lösungen von DocuSign die Effizienz in Unternehmen?
Thygesen: Ich nenne mal einige Beispiele aus dem deutschen Markt. TÜV Rheinland hat schrittweise so ziemlich seine gesamte Infrastruktur und alle Anwendungen für die Benutzenden überarbeitet. Das Unternehmen setzt DocuSign in vielen Bereichen ein, um effizienter und nachhaltiger zu werden. Jägermeister benötigt seit Einführung der elektronischen Signatur mit DocuSign für die Unterzeichnung jedes Vertrags und jeder Vereinbarung innerhalb des Unternehmens eine Stunde weniger Zeit. Das Softwareunternehmen Celonis spart dank der E-Signatur 95 Prozent der Zeit ein, die vorher für Unterschriftsprozesse benötigt wurde. Und beim Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim sank die Bearbeitungszeit für Verträge von zwei Wochen auf drei Tage.
So steigern unsere Services die Produktivität der Unternehmen und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden wie auch der Kundinnen und Kunden deutlich. Diese Beispiele zeigen, dass wir die hohen Compliance- und Sicherheitsstandards in Deutschland kennen und bereits für eine Reihe anspruchsvoller Unternehmen erfüllt haben. Aber wir zählen auch viele kleinere und mittelständische Unternehmen zu unseren Kunden.
Rickmann: Wie tragen Sie mit Ihren Lösungen der Internationalität Ihrer Kunden Rechnung?
Thygesen: Europäische Unternehmen sind oft internationaler als amerikanische. Der US-Mark ist so groß, dass manche Unternehmen nur in ihrem eigenen Markt erfolgreich sein können. Aber in Europa und vor allem in Deutschland sind die mittelständischen Firmen fantastische Exportunternehmen. Unsere Plattform ist in 180 Ländern verfügbar. Unsere Anwendungen lassen sich sehr leicht in alle gängigen Softwaresysteme integrieren – beispielsweise SAP, Microsoft, Salesforce oder Workday. Gleichzeitig möchten wir nah bei unseren deutschen Kunden sein. Daher haben wir in diesem Jahr eine Niederlassung in München eröffnet.
Rickmann: Die Lösungen von DocuSign für ein papierloses Büro helfen Unternehmen nicht zuletzt, nachhaltiger zu werden. In Deutschland wird Klima- und Umweltschutz vielfach als Notwendigkeit gesehen, und wir glauben hierzulande oft, dass wir in diesem Bereich Vorreiter sind. Wie sehen Sie das?
Thygesen: Für mich ist Europa ohne Frage führend in puncto Nachhaltigkeit – sowohl was die Regulierung als auch die Maßnahmen der Unternehmen angeht. Allerdings ändert sich die Situation in den USA gerade sehr schnell. Große Konzerne fokussieren sich jetzt auf dieses Thema. Viele befürworten ausdrücklich strenge Nachhaltigkeitsziele, vielleicht sogar früher, als die Regierung dies vorgibt.
Es ist schön zu sehen, dass die Privatwirtschaft in den USA hier eine Vorreiterrolle einnimmt, denn das ist dringend notwendig. DocuSign hilft Unternehmen aller Größen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir haben uns seit unserer Gründung mit unseren Services immer darauf konzentriert und engagieren uns außerdem für die Erhaltung der Wälder.