Welche Geschäftsmodelle oder Technologien haben positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft – und welche sind profitabel? Diese Unterscheidung verliert zunehmend an Relevanz. Denn es gibt immer mehr Führungskräfte sowie Gründerinnen und Gründer, die soziale und ökologische Herausforderungen mit ihren Geschäftsmodellen angehen.
Immer stärker wächst auch das Volumen der entsprechenden Investitionsmöglichkeiten in diese Impact-Start-ups sowie das Interesse von Investierenden an Tech for Good. Beispielsweise verfügen die deutsche Allianz Global Investors, Blackrock – der größte Vermögensverwalter der Welt –, und Brookfield Asset Management aus Kanada inzwischen über Impact Funds.
Nachhaltige Investments: Normalität statt Nische
Im Gesamtvergleich aller Investitionen mit Risikokapital ist Impact-Investment allerdings immer noch ein Randgebiet – trotz des kontinuierlichen Wachstums. Es ist wesentlich mehr Engagement nötig, damit „Tech for Good“-Lösungen eine führende Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen. Die Relevanz von Tech for Good spiegelt auch die Verbreitung von ESG-Investitionen wider – also von nachhaltigen Wertanlagen, beispielsweise im Bereich Umwelt und Soziales.
Besonders spannend: Es hat sich gezeigt, dass eine Regulierung die Innovation bei Tech for Good nicht hemmt, sondern sie sogar fördern kann. Um Tech for Good zu etablieren, braucht es nicht nur das strikte Einhalten gesetzlicher (Mindest-)Vorgaben, sondern Vordenkende, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und innovative Lösungen für eine bessere, gerechtere Welt zu entwickeln.
Daher spielt verantwortungsvolle Führung eine zentrale Rolle, um Tech for Good voranzutreiben – ob durch entsprechende Start-ups und deren Lösungen oder in der Venture-Capital-Szene. Dabei ist auch der Mut von Investierenden gefragt, innovative Projekte genau unter die Lupe zu nehmen und ihnen das angemessene Vertrauen zu schenken.
Money makes the world go round – and green
Damit das Potenzial neuer Technologien wirklich ausgeschöpft wird, braucht es vor allem viel Geld, wie kürzlich das „Handelsblatt“ darlegte. Mit Bezug zu einer Berechnung der Deutsche Energie-Agentur (Dena) etwa lässt sich feststellen: Bis 2030 sollten mehr als 200 Milliarden Euro an Risikokapital in Klimatechnologien fließen, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. Schließlich gilt es, die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent zu senken. Das bedeutet also, jährlich 22,7 Milliarden Euro für den Aufbau und die Entwicklung von Klimatechnologie-Start-ups zur Verfügung zu stellen. Davon werden aktuell allerdings weniger als fünf Prozent bereitgestellt. Der Klimaschutz und die dazu notwendigen Innovationen sind somit unterfinanziert.
„Das immense Investitionsdefizit zeigt die Herausforderung für die Politik, effektive Anreize und durchdachte Regulierungsrahmen für Dekarbonisierungstechnologien zu setzen“, heißt es im Bericht der Dena, wie das „Handelsblatt“ zitiert. Doch wo mangelt es konkret? Gerade bei innovativen Start-ups zum Beispiel im Bereich Klima ist besondere Unterstützung bei den Schritten von der ersten Idee bis zur praktischen Umsetzung nötig. Das gilt insbesondere für hardwarebasierte Innovationen, für die etwa spezielle Produktions- oder Testanlagen erforderlich sind.
Tech for Good: Spannende Investitionsfelder für 2022
Besonders spannende Entwicklungen im Bereich Tech for Good versprechen 2022 nicht nur der Energiesektor, etwa durch Speicher-, Solar- oder Windkraft-Technologien.
Insbesondere der gesamte Bereich der Regenerative Economy ist vielversprechend. Dazu gehören Innovationen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen fördern, nachhaltige Produktions- und Konsummuster in den Vordergrund rücken oder eine Anpassung an die Umwelt sowie die Regeneration des Ökosystems unterstützen. Solche Innovationen können dabei unter anderem aus den Bereichen Agri- oder FoodTech, CleanTech, ProTech, Clean Energy oder nachhaltige Mode kommen.
Nachhaltigkeit braucht Mut und Weitsicht aller Beteiligten
Verantwortungsvolle Führung spielt eine wachsende Rolle in der Wirtschaft, in Deutschland ebenso wie international. Dieses Engagement muss in der Venture-Capital-Szene noch weiter wachsen, um die Investitionssummen bereit zu stellen, die notwendig sind, um insbesondere komplexe, kapitalintensive, hardwarebasierte Lösungen umzusetzen.
Daher brauchen Investierende, die Innovationen in diesem Bereich fördern wollen, den Mut, in zukunftsfähige Start-ups in einer frühen Phase zu investieren, damit sinnvolle Konzepte skalieren und ihre Wirkung für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt entfalten können.