Die Innovationskraft biopharmazeutischer Entwicklungen liegt im Zusammenspiel zwischen kleinen Unternehmen und akademischen Kooperationspartnern. Diese Herangehensweise verfolgt auch das BioTech-Unternehmen ProBioGen. Worauf er besonders stolz ist und wie sich die Firma von der Konkurrenz abhebt, erläutert Dr. Volker Sandig, Chief Scientific Officer.
Biotechnologie
Mut als Mittel im Kampf gegen Krebs
ProBioGen entwickelt Technologien und Prozesse rund um therapeutische Antikörper – etwa für Tumortherapien, Impfstoffe oder Gentherapeutika. Die Produkte dafür werden im Kundenauftrag hergestellt. Wie Innovation in einem Serviceunternehmen gelingt, erklärt Chief Scientific Officer Dr. Volker Sandig.
02.12.2022
Dr. Volker Sandig
hat ProBioGen seit 2000 maßgeblich mitgestaltet – ab März 2010 als Chief Scientific Officer
Welchen Beitrag leistet ProBioGen zum Fortschritt der Medizin, insbesondere im Bereich pharmazeutischer Produkte wie Impfstoffe?
Volker Sandig: Für uns als Auftragsentwickler kommt die Produktidee meist vom Kunden. Passend dazu entwickeln wir Technologien, welche die Herstellung vereinfachen oder die Produkte unserer Kunden wirksamer machen. Das geschieht, indem wir uns mit den konkreten Herausforderungen unserer Kunden auseinandersetzen und individuelle Lösungen finden. Wenn wir innovative Verfahren entwickeln, können wir Produktionskosten senken und leisten damit einen essenziellen Beitrag zur breiteren Anwendung hochwirksamer biologischer Präparate.
Wie sehen Innovationsprozesse bei ProBioGen aus?
Sandig: Für uns ist eine Kombination aus akademischer Zusammenarbeit und Kooperationen mit kleineren Firmen der beste Weg. Der Vorteil bei kleinen Firmen ist der Fokus auf das konkrete Entwicklungsziel, während akademische Partner freier arbeiten können, sodass auch unkonventionelle Entwicklungsschritte gewagt werden. Die interne Innovation gelingt bei ProBioGen aufgrund der Diversität unserer Mitarbeitenden und des Muts, auch ohne besondere Expertise neue Themengebiete mit Unbefangenheit aufzugehen. Die Angestellten kommen aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und sind darauf fokussiert, Neues zu entwickeln. Das Unternehmen und jeder Einzelne profitiert von der internationalen Vernetzung, durch die verschiedene Herangehensweisen aufeinandertreffen.
Wie hat sich die Rolle der Biotechnologie in den vergangenen Jahren gewandelt, und welche Relevanz wird sie künftig haben?
Sandig: Biotechnologisch hergestellte Produkte nehmen in der Medizin einen immer breiteren Raum ein, weil sie hochspezifisch wirken. Vor 20 Jahren stand meist ein einzelner Antikörper als Wirkstoff im Vordergrund. Dessen Herstellung war aufwendig, Ausbeuten niedrig. Sie sind über das Zehnfache gestiegen. Dafür sind heutige Biologika hochkomplex. Noch immer meist von Antikörpern abgeleitet, binden sie mehrere Ziele gleichzeitig. Das stellt auch neue Herausforderungen an uns als Entwickler. Zell- und Gentherapeutika gewinnen enorm an Bedeutung. Besondere Chancen sehe ich in der Kombinationstherapie von Biologika unterschiedlicher Natur – etwa eines immunaktivierenden Antikörpers und eines onkolytischen Virus, das Tumorzellen spezifisch angreift.
Auf welche Entwicklung von ProBioGen sind Sie besonders stolz?
Sandig: Besonders stolz bin ich auf unsere Methode GlymaxX, die das Ziel hat, die Synthese spezieller Zucker in Produktionszellen zu modulieren. Antikörpern, die in diesen Zellen hergestellt werden, fehlt ein einziger Zuckerbaustein – die Fukose. Diese Antikörper können körpereigene Immunzellen wesentlich besser binden und befähigen, Tumorzellen zu eliminieren. Die Antikörper werden dadurch um das 50- bis 100-Fache stärker und können bei der Bekämpfung ihr volles Potenzial entfalten.
Redakteurin
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