Wettlauf um die beste Innovation
01.07.2021    Verena Fink
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Illustration Kolumne Verena Fink Tim Urban ist einer meiner liebsten Blogger. Er befasst sich mit der verrückten Welt von heute und morgen. Mit schrägen Strichmännchen-Illustrationen und gelegentlich epischer Prosa widmet er sich allen erdenklichen Themen – von Prokrastination bis zu Innovation. Damit hat er eine riesige Fangemeinde von Change-Optimisten und Zynikern um sich versammelt. 

Kürzlich habe ich wieder eines seiner Strichmännchen gesehen. Es steht auf einer Kurve, die sich anschickt, wie ein Hockeyschläger nach oben zu ziehen. Sie zeigt, dass wir erst am Anfang einer Veränderung stehen – vergleichbar mit der Entwicklung menschlichen Lebens. Dieses Muster des Fortschritts ist das, was der Futurist Ray Kurzweil das „Gesetz der Menschheits­geschichte für beschleunigte Renditen“ nennt. Kurzweil glaubt, es gäbe im nächsten Jahrhundert das Tausendfache des Fortschritts von diesem Jahrhundert.

Zeichnung Kolumne Verena Fink

Verena Fink: Die Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz von Woodpecker Finch ist Expertin des DUP UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus aller Welt

Damit steigt der Druck in Unternehmen rasant. Die Trends in Technologie und Gesellschaft vervielfachen die Erwartung an Selbsterneuerung. Kein Wunder, dass die starren Prozesse des klassischen Innovations­managements den Anforderungen der digitalen Welt nicht mehr gerecht werden.

Komplett umdenken statt nur weiterentwickeln

Oft wird mir in der Beratung die Frage gestellt „Wie gelingt Innovationsmanagement, wenn sich Technologiezyklen stark beschleunigen?“. Vielleicht ist schon der Anspruch ans Management überholt. Lässt sich Innovation bei dieser Geschwindigkeit wirklich vorausschauend managen? Können etablierte Manager etwas managen, das die Halbwertszeit ihres Wissens enorm verkürzt und bei dem sie nicht von ihren Erfahrungen profitieren können?

Der Ansatz radikaler Innovation verlangt keine smarte Weiterentwicklung, sondern komplettes Umdenken. Denn: Wer relevant bleiben will, muss heute die Trends auf dem Markt und im Kundenverhalten erkennen, Produkte und Dienstleistungen anpassen und mutig auf neue Pferde setzen. Innovative Produkte sollten nicht nur einzigartig sein, sondern auch sehr schnell auf dem Markt etabliert werden. Es gilt, die Time-to-Market zu verkürzen und die Cost-to-Market durch effiziente Forschung und Entwicklung zu reduzieren.

Wachsen wird die Bedeutung von Inspiration und Lust. Führungskräfte entwickeln im Idealfall als „Innovation Leader“ ein kulturelles Fundament, um jeder und jedem Einzelnen im Team Spaß an Innovation zu vermitteln – mit Mut, Kreativität, Risikofreude und Fehlertoleranz. Erst wenn diese Basis gelegt ist, können Innovationsmethoden wie Design-Thinking ihre Kraft entfalten. Und erst wenn alle Innovation als ihren zentralen Wertbeitrag verstehen, wird die Organisa­tion auf Tim Urbans Kurve in die Zukunft abheben.

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01.07.2021    Verena Fink
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